Todeszone Schweinepest-Zaun: Schon 40 Rehe sind an der Sperre kläglich gestorben
Die Tiere konnten die Barriere nicht überwinden, als sie vor dem jährlichen Hochwasser fliehen wollten. Um dem Tierdrama im Nationalpark Unteres Odertal entgegenzuwirken, wird jetzt überlegt, den Schutzzaun zu verlegen.

Ein Nationalpark ist eigentlich auch dazu da, um Tiere zu schützen. Doch im Unteren Odertal ist etwas schief gelaufen: Ausgerechnet dort sind etliche Rehe kläglich gestorben, weil sie Zäune nicht überwinden konnten, die Menschen dort errichtet haben. Diese Zäune sollen vor der Afrikanischen Schweinepest und Wildschweine abhalten. Doch jährliches Hochwasser wurde beim Bau wohl nicht mit einkalkuliert - tote Rehe erhöhen den Druck, Änderungen vorzunehmen.
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Ertrunkene Rehe soll es künftig hier nicht mehr geben: Um dem Tierdrama im Nationalpark Unteres Odertal entgegenzuwirken, wird überlegt, den Schutzzaun gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) im Park zu verlegen. Der ASP-Krisenstab hält eine Verlegung nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums für nötig.
„Diese Woche gibt es Gespräche dazu“, sagt Ministeriumssprecher Dominik Lenz. Einen konkreten Termin zur Umsetzung des Zaunes gebe es aber noch nicht. Auch ist noch offen, wie der neue Weg aussehen soll - ob beispielsweise einzelne Teile verlegt werden. „Wir wollen schnell eine Lösung finden“, so Lenz. „Die Bilder toter Rehe haben uns alle nicht kalt gelassen.“
Schon 40 Rehe sind seit Jahresbeginn an dem Schutzzaun in der Uckermark verendet
Die Leiterin des Krisenstabs und Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium, Anna Heyer-Stuffer, erklärte im „Tagesspiegel“: Der Zaun werde in bestimmten Bereichen umgesetzt. „Bereits jetzt wird der Umbau vorbereitet.“ Dies solle noch vor dem Hochwasser im Frühjahr geschehen.
In den vergangenen Wochen waren mehrere Rehe – die Naturwacht Brandenburg sprach von rund 40 Rehen seit Jahresanfang – an den Schutzzäunen in der Uckermark verendet. Die Tiere konnten die Barriere nicht überwinden, als sie vor dem jährlichen Hochwasser fliehen wollten. Tierschützer kritisierten, man hätte sich zuvor mit den besonderen Bedingungen in dem Gebiet mit jährlich wiederkehrendem Hochwasser vertraut machen sollen.

Die Tierschutzorganisation Wildtierschutz Deutschland reichte Beschwerde bei der Europäischen Kommission ein. Darin wird in „Anbetracht der aktuell und in den kommenden Monaten voraussichtlich sehr dramatischen Situation“ in dem Gebiet die EU-Kommission um „möglichst umgehendes Herantreten an die Bundesrepublik Deutschland gebeten“. Weitere rechtliche Schritte gegen den Landkreis Uckermark würden vorbereitet.
Inzwischen wurden Rehdurchlässe in dem Zaun gebaut und Kleintierrampen errichtet
Die Tierschützer bezweifeln, dass der Zaun gegen die Seuche schützt – das Virus sei längst jenseits der den Park schädigenden Zäune aufgetreten. Auch könne es möglicherweise über infizierte Kadaver von verendeten Wildschweinen durch die Oder oder durch aasfressende Vögel weitergetragen werden.
Dass der Zaun keinen Schutz biete, dem könne das Ministerium nur „vehement widersprechen“, so Lenz. Innerhalb der eingerichteten Kerngebiete habe es keinen neuen Fall gegeben. Die Seuche werde zumindest gebremst. „Wir dürfen nicht vergessen: Wir handeln hier in Gefahrenabwehr.“
Der Landkreis Uckermark hat mit Blick auf die verendeten Tiere den 1,20 Meter hohen Zaun stellenweise herabgesetzt, Rehdurchlässe in dem Zaun gebaut und Kleintierrampen errichtet. Der Kreis will nach eigenen Angaben nun prüfen, ob die Maßnahmen ausreichen. Dazu wolle man Aufnahmen aus Wildtierkameras auswerten. Am Donnerstag - an dem Tag soll es weitere Gespräche geben - oder Freitag sollen Ergebnisse vorliegen. Am kommenden Montag will sich der Landwirtschaftsausschuss im Brandenburger Landtag mit dem Thema befassen.