Anwohner und Schauspieler Volker Herold am Sonnabend bei der Unterschriften-Aktion für die Rettung des Thälmann-Parks.
 Anwohner und Schauspieler Volker Herold am Sonnabend bei der Unterschriften-Aktion für die Rettung des Thälmann-Parks. Foto: Sabine Gudath

Volker Herold steht auch an diesem Sonnabend wieder an erster Front. Wie bereits vor zwei Wochen wickelt er rot-weißes Flatterband um Bäume, Laternen und Büsche vor der Grundschule am Planetarium im Prenzlauer Berg. Er und seine etwa 15 Mitstreiter von der Anwohner-Initiative-Thälmannpark haben außerdem Listen dabei, auf denen jeder unterschreiben kann. Es ist ein Einwohnerantrag mit der Forderung „Thälmannpark erhalten, nicht halbieren“, der der Bezirksverordnetenversammlung Pankow vorgelegt werden soll.

Sie kämpfen für ihre Grünflächen 

Anwohner und Schauspieler Volker Herold („Verliebt in Berlin“) ist in seinem Element: „Wir haben bei vielen Diskussionen gemerkt, dass das viele von uns erwarten. Wir müssen weitermachen.“ Er fügt hinzu: „Wir benötigen mindestens 1000 Unterschriften von Pankower Bürgern,  um den Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow einreichen zu können. Das schaffen wir!“ Herold optimistisch: „Wir haben gleich in einer Stunde mehr als 300 Unterschriften bekommen. Wir wollen, dass das Thema noch einmal diskutiert wird.“ Zu den Unterzeichnern gehören auch Lucas (22) und Susi (21). Er sagt: „Wir sind dafür, dass Grünflächen erhalten bleiben.“

Lucas (22) aus Friedrichshain und Susi (21) aus Tempelhof unterschreiben auf der Protest-Liste, weil sie die Grünfläche erhalten wollen. 
Lucas (22) aus Friedrichshain und Susi (21) aus Tempelhof unterschreiben auf der Protest-Liste, weil sie die Grünfläche erhalten wollen.  Foto: Sabine Gudath 

Für die Anwohner ist die Aktion ein Druckmittel. Denn ist der Einwohnerantrag zulässig, entscheidet die Bezirksverordnetenversammlung unverzüglich, spätestens jedoch innerhalb von zwei Monaten nach Eingang des Antrags. Die Anwohner hätten das Recht auf Anhörung in der Bezirksverordnetenversammlung und in den Ausschüssen.

Zankapfel ist der Schulcampus, der wachsen soll. Der Platz zwischen der Diesterwegstraße (hinter dem Mosaik-Spielplatz) bis vor die Fernwärmeleitungen soll eingezäunt und abgesperrt werden. Ebenso die Strecke auf der anderen Seite der Schule – vom Schuleingang an der Ella-Kay-Straße an der Sporthalle vorbei. Übrig bliebe noch ein kleiner Weg. Ziel ist, die große Schulplatznot zu bekämpfen, von der Prenzlauer Berg besonders betroffen ist.

Die Grünanlage darf nicht zerstückelt werden

Herold: „Wir befürworten eine Erweiterung der Schule. Doch wir wehren uns dagegen, dass die öffentliche Grünfläche dafür zerstückelt wird.“ Er fügt hinzu: „Durch den Park spazieren stündlich bis zu 1500 Menschen, die es genießen, ein Stück Natur erleben zu können.“ Das müsste doch erhalten bleiben, so der Anwohner. Die Initiative fordert, für den Schulausbau doch  das alte Vivantes-Klinikgelände nebenan zu nutzen.

Volker Herold lebt seit 2004 im 17. Stock in einem der vier großen Hochhäuser im Ernst-Thälmann-Park. Insgesamt sind es etwa 2000 Anwohner. In der Grünanlage geht der Schauspieler täglich mit seinem Hund Henry Gassi – außerdem pflegt er seit 2007 den Teich im Park, der vom Bezirk längst zugeschüttet werden sollte. Seitdem halten ihn Herold und zwei weitere Ehrenamtliche in Stand – und sammeln Spenden für den Erhalt.

Ellen Schmiedel (70) wohnt hier seit den 1980er-Jahren. Sie möchte auf keinen Fall Baumfällungen und den Wegfall von Wegen. Sie sagt: „Der Park muss so bleiben.“
Ellen Schmiedel (70) wohnt hier seit den 1980er-Jahren. Sie möchte auf keinen Fall Baumfällungen und den Wegfall von Wegen. Sie sagt: „Der Park muss so bleiben.“ Foto: Sabine Gudath

Der jüngste Beschluss des Bezirksamtes macht Herold und seine Mitaktivisten sauer. 6000 Quadratmeter (0,6 Hektar) sollen in dem 16 Hektar großen Park wegfallen – darunter auch der öffentliche Bolzplatz. Zahlreiche Bäume, Strauchwerk und Wiesen ebenso.

Der Ernst-Thälmann-Park war einst ein DDR-Vorzeigeprojekt und ist nach wie vor ein beliebtes Ausflugsziel in der Stadt. 1986 wurde er eröffnet – und galt als Zukunfts-Modell mit seinen Hochhäusern, Gaststätten, Theater, Sport, Bildung, Schule – und das alles mitten in der Natur. „Der Park ist eine Oase mitten in der Stadt“, schwärmt Herold: „Und das muss erhalten bleiben.“

Vormals befand sich auf dem Gelände eine städtische Gasanlage. Allein daher sei der Schulausbau des Bezirks in den Park hinein unsinnig, so Herold: „Bei einer tiefbaulichen Eröffnung des Bodenareals um die jetzige Sporthalle wird auf eine sehr hohe Bodenkontamination mit den verschiedensten Giftstoffen gestoßen werden. Es ist der Standort eines der drei Gasometer ohne entsorgtes Fundament.“

Bezirk plant Baumfällungen im Herbst 

Mit der Baumfällung sollte schon begonnen werden. Doch der Bezirk vertagte es. Es würden in dieser Fällperiode, die am 28. Februar endet, keine Rodungen durchgeführt, so Pankows Bau- und Grünflächenstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne), frühester Beginn sei der Herbst. Ein Grund für den Aufschub: Es bestehe „genereller Klärungsbedarf bezüglich Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen“ für die Grünfläche.

Für Herold und seine Mitstreiter bedeutet das eine kleine Verschnaufpause, aber mehr nicht. Als nächstes sei das Grundstück vorm Planetarium dran, ist er sicher – und sagt: „Der Thälmannpark wird Stück für Stück zerlegt. Es werden immer mehr Filets aus einem öffentlichen Park herausgeschnitten, und das auch noch von der öffentlichen Hand.“ Doch dafür gibt es ja jetzt den Bürgerantrag. „Wir sind sehr zuversichtlich und hoffen, dass wir die Pläne stoppen können“, so der Schauspieler.