Dutzende Tauben im Himmel über der Stadt: Die Tiere vermehren sich weitestgehend unkontrolliert.
Dutzende Tauben im Himmel über der Stadt: Die Tiere vermehren sich weitestgehend unkontrolliert. dpa/Rumpenhorst

Es gibt sie: Berliner mit Herz für Tauben. Die meisten Bewohner der Hauptstadt halten Tauben für eine Plage, ärgern sich über Exkremente unter Hochbahntrassen, wo sich Populationen der Tiere breitgemacht haben. Doch einige Leute geben den Vögeln, die oftmals als „fliegende Ratten“ angesehen werden, Futter und Wasser. Tragen sie damit dazu bei, die Taubenplage in der Stadt noch zu verschärfen? Und wer in Berlin ist eigentlich für das Problem zuständig?

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Eier aus Gips könnten dazu beitragen, die Tauben-Population zu begrenzen

Der Berliner Senat zeigt sich in der Tauben-Frage ratlos. Eigentlich sollten bereits sogenannte betreute Taubenschläge aufgestellt werden, wo die Tiere artgerecht gefüttert und ihnen ihre Eier weggenommen würden, um den Bestand zu kontrollieren oder zu reduzieren. Bislang habe aber keiner der dafür zuständigen zwölf Bezirke Geld für diese Maßnahmen beantragt oder gar erhalten, antwortete der Senat auf eine CDU-Anfrage.

Dabei hatte die Berliner Tierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann schon 2021 festgestellt, die Taubenschläge an den bekannten Brennpunkten im Stadtgebiet müssten „umgehend“ von den Bezirken errichtet werden. Durch dieses Konzept könnten Stadttauben an einen festen Standort gewöhnt und „ihre Eier zum Zweck der Populationskontrolle tierschutzkonform entnommen werden“. Die Taubeneier sollen dann durch Eier aus Gips ersetzt werden.

„Fütterungsverbot“ reiche nicht aus, denn die Tauben finden in der Stadt auch so weiterhin Futter

Der Senat betonte, das Geld stehe zur Verfügung für Bau und Betrieb von Taubenschlägen, also Futter, Tierarzt, Strom, Wasser, Reinigungsmaterial, Gipsei-Attrappen zum Austausch, Kosten für Standort wie Dachböden und Bezahlung von Personal. Gefordert sind laut der Tierschutzbeauftragten die Bau-, Ordnungs- und Veterinärbehörden der Bezirke. So sollen die Tauben von den Straßen und aus den Dachböden geholt werden, um Dreck und Krach zu reduzieren. Ein oft gefordertes „Fütterungsverbot“ reiche nicht aus, weil die Tauben auch so weiterhin Futter finden würden.

Die Tierschutzbeauftragte betont, Kommunen könnten die Taubenfütterung gar nicht verbieten, sondern seien verpflichtet, sich um die Tiere zu kümmern. Stadttauben seien nämlich keine Wildtiere, sondern verwahrloste Haustiere, die von Haustauben abstammten. Angezüchtetes Verhalten wie den Brutzwang legten sie auch über viele Generationen nicht ab. „Fütterungsverbote führen deshalb nicht zu schrumpfenden Populationen, sondern nur zur Verelendung.“