„Tatort“-Star Jan Josef Liefers: Hier dreht er die erste Szene für seinen Honecker-Film
Der Schauspieler will den Sturz und die Flucht des DDR-Staatschefs ins Kinos bringen. Bei Potsdam fiel nun die erste Klappe in einem Getränkeladen.

Wer in Marquardt bei Potsdam Getränke kaufen will, geht in den Kleinen Markt an der Hauptstraße nahe der Ortskirche. Doch am Donnerstag hatte das Geschäft besondere Kundschaft. Filmleute hatten sich angesagt, verwandelten den Laden in einen DDR-Konsum. Im Regal stehen wieder Tempo-Linsen, das Scheuermittel Ata oder das Schoko-Getränk „Trink Fix“. All das wurde für den Schauspieler Jan Josef Liefers aufgebaut, der in dem Markt eine der ersten Szenen für seinen Honecker-Film drehte.
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Bis zum Nachmittag war die Filmcrew in Marquardt. Am Set erschienen neben Liefers auch seine Ehefrau Anna Loos und der Comedian Kurt Krömer. Loos und Krömer spielen in der in Marquardt gedrehten Szene zwei Konsum-Verkäufer. Nur der Honecker-Darsteller ließ sich nicht am Drehort blicken.

Ende vergangenen Jahres hatte Liefers berichtet, dass er einen Film über den einstigen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker (1912-1994) drehen will. Der Schauspieler, der im Münsteraner „Tatort“ seit Jahren als Gerichtsmediziner Professor Boerne begeistert, steht bei seinem neuen Projekt erstmals als Regisseur hinter der Kamera.

„Honecker/Holmer“ soll der Film heißen. Dabei geht es um den Sturz Honeckers und darum, wie er mit seiner Frau Margot im Januar 1990 Zuflucht beim Pfarrer Uwe Holmer in Lobetal bei Bernau suchte. Liefers Film versucht offenbar, die dramatischen Ereignisse von damals zu erzählen.

Nach dem Sturz des DDR-Machthabers im Oktober 1989 wurde den Honeckers Ende November ihr Haus in der SED-Politbürosiedlung in Wandlitz gekündigt. Tage später leitete die DDR-Staatsanwaltschaft gegen den einstigen Staatschef ein Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauchs ein. Noch vor dem Auszug aus Wandlitz musste Honecker in die Charité, wo bei ihm Nierenkrebs festgestellt und ein Tumor entfernt wurde. Ende Januar kam es zu seiner Festnahme in der Klinik. Honecker kam ins Haftkrankenhaus Rummelsburg, aus dem er wegen Haftunfähigkeit einen Tag später entlassen wurde.

Zwei Tage danach, am 30. Januar 1990, erhielten Erich und Margot Honecker Asyl bei Pfarrer Holmer in Lobetal. Auf Grund der aufgeheizten Stimmung in der DDR-Bevölkerung fand das Ehepaar keine andere Unterkunft. Honecker hatte Rechtsanwalt Wolfgang Vogel gebeten, in Kirchenkreisen nach einer Bleibe zu suchen. Mit Hilfe des damaligen Konsistorialpräsidenten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Manfred Stolpe, wurde die Unterkunft in Lobetal vermittelt. Pastor Holmer wurde angefeindet und sogar bedroht, weil er den Honeckers Kirchenasyl gewährte.

Bereits Ende Januar hatte Liefers über die sozialen Medien im Internet verkündet, dass die Dreharbeiten zu seinem Honecker-Film beginnen. Sie sollen bis Ostern dauern. Um den Beginn der Dreharbeiten wird von der Produktionsfirma und dem mitproduzierendem ZDF allerdings ein Geheimnis gemacht. Offiziell ist auch die Besetzungsliste noch nicht verkündet worden.
Dem Vernehmen nach wird Edgar Selge („Polizeiruf 110“) Erich Honecker darstellen, Hans Uwe Bauer („Werk ohne Autor“) spielt den Pfarrer Holmer. Nach KURIER-Informationen wird DDR-Star Barbara Schnitzler die Rolle von Margot Honecker übernehmen. Auch Liefers Tatort-Kumpel Axel Prahl ist laut Crew-Liste dabei.

Unklar ist, wann der Film „Honecker/Holmer“ zu sehen sein wird, der zunächst als Kinofilm produziert wird und später vom ZDF ausgestrahlt werden soll.