Tatort Berlin-Marzahn: Tim Z. (23) stach in der Buslinie 197 einen Fahrgast halbtot
Beim Niedergestochenen wurden Leber, Gallenblase und Zwerchfell verletzt

Sie waren lauter, als es ein anderer Fahrgast hinnehmen wollte. Am Ende lag der Mann von zwei Messerstichen getroffen halbtot im Bus der Linie 197.
Neun Monate später saß Opfer Mirco Z. (41) nun den mutmaßlichen Tätern im Gerichtssaal gegenüber: Tim Z. (23) und Dirk E. (27). Der Jüngere sitzt seit Oktober in Untersuchungshaft, E. blieb frei.
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Die Gewalt am 3. Juni vorigen Jahres. Es war 23.40 Uhr, als die beiden Kumpels und der Hund von Tim Z. im Bus auf der Landsberger Allee saßen. Die Anklage: „Zeuge Z. fühlte sich durch lautstarkes Verhalten der beiden Männer gestört und ging zu ihnen.“
Ein Handgemenge entwickelte sich. Die Freunde sollen den ihnen Fremden geschlagen haben. Die Anklage: „Dann zückte Tim Z. ein Klappmesser mit einer Klingenlänge von 10 Zentimetern und stieß es dem Geschädigten zwei Mal seitlich oder von vorn in den Körper im Leistenbereich.“
Das Opfer: „Zwei Operationen waren erforderlich, drei Wochen lag ich im Krankenhaus, dann drei Wochen Reha“
Während die Kumpels flohen, lag das Opfer schwerverletzt im Bus. Mirco Z.: „Ich wachte im Krankenhaus auf der Intensivstation auf.“ Leber, Gallenblase, Zwerchfell verletzt – „zwei Operationen waren erforderlich, drei Wochen lag ich im Krankenhaus, dann drei Wochen Reha“. Damals arbeitete er in der Gebäudereinigung – „jetzt bin ich arbeitslos, weil ich nicht mehr so einsetzbar bin wie früher“.
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Das Opfer kann sich an das, was im Bus geschah, nicht mehr erinnern. Alles weg – „an den gesamten Tag kann ich mich nicht mehr erinnern“. Es gibt allerdings Aufnahmen einer Überwachungskamera im Bus und Aussagen von anderen Fahrgästen.
Tim Z. zum Richter: „Der Herr kam zu uns, ich weiß nicht, was er wollte, wir haben ruhig geredet.“ Der Richter: „Ihr Hund bellte vielleicht?“ Tim Z.: „Der war rechts von mir und saß still in der Ecke.“ Der andere Fahrgast habe beleidigt.
Version des Messerstechers: „Ich sagte, er soll uns in Ruhe lassen. Er kam aber wieder auf uns zu, gab mir eine Klatsche, ich war kurz weggetreten – da habe ich ihn einfach gestochen mit dem Messer.“
Der Richter: „Was machte E.?“ Tim Z.: „Ich glaube, er war ruhig.“ Sie hätten den Tag mit viel Alkohol verbracht – „vom Nachmittag bis zum Abend“. Kurz vor Mitternacht seien sie auf dem Weg zur Wohnung von E. in Marzahn gewesen.
Die Täter flüchteten zu Fuß Richtung Blumberger Damm
Warum er mit einem Messer in der Tasche unterwegs war? „Das war zum ersten Mal in meinem Leben, war gerade gekauft“, so Tim Z. Er habe keinen Streit gesucht. Was sich in seiner Aussage zum Teil nach einem „halben“ Geständnis anhörte, stellte sein Verteidiger klar: „Er hat sich falsch verhalten, es war keine Notwehr.“
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Nach der Messer-Attacke waren die beiden Freunde aus dem Bus gesprungen. Sie flüchteten zu Fuß Richtung Blumberger Damm. Fahrgäste versorgten den Schwerverletzten im Bus, bis Hilfe eintrafen. Noch in der Nacht wurden Z. und E., beide ohne Beruf, gefasst. Fortsetzung im Prozess um gefährliche Körperverletzung: Freitag.