Tagebuch schreiben – so klappt's! DARUM müssen Sie noch heute damit anfangen
„Liebes Tagebuch“ - so beginnen Teenager die Einträge in ihre süßen Bücher. Doch auch für Erwachsene kann es eine gute Idee sein, die Erlebnisse aufzuschreiben

Heute ist der 18. Juli – wissen Sie, was das bedeutet? Falls Sie jetzt in Ihrem Gedächtnis verzweifelt nach historischen Jahrestagen kramen: Brauchen Sie nicht, denn die Antwort ist recht schnöde. Mehr als die Hälfte des Jahres 2023 ist schon wieder Geschichte. Und in der Mitte eines Jahres, wenn man in der Sommer-Sonne mit einem Cocktail in der Hand auf dem Balkon sitzt, kann man vortrefflich reflektieren: Welches waren Ihre bisher besten Errungenschaften des Jahres? Ich möchte Ihnen meine verraten und hoffe, dass ich Sie für die zweite Jahreshälfte inspiriere.
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Die Antwort lautet: Mein Tagebuch. Ich finde, wenn man das sagt, denkt man automatisch an ein kleines Mädchen, das bäuchlings und mit dem Glitzer-Stift in der Hand auf dem Bett liegt und „Liebes Tagebuch“ ins Tagebuch schreibt, während im Hintergrund Songs aus den 90er-Jahren aus dem Radio kommen. „Sag mal weinst du, oder ist das der Regen, der von deiner Nasenspitze tropft?“
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Tagebuch schreiben: Ein einfaches Notizbuch tut es auch!
Nun bin ich längst kein kleines Mädchen mehr – und auch die Musik im Radio ist eine andere. Deshalb hat sich auch mein Tagebuch verändert. Anfang des Jahres habe ich mir eine kleine, einfache Kladde bei „Dussmann“ in der Friedrichstraße gekauft. 90 Seiten, eingeschlagen in schwarze Pappe. Denn ich wollte schreiben. Der Grund ist simpel: Bei einem Spaziergang am Silvesternachmittag machten mein Lebensgefährte und ich uns Gedanken darüber, was das Jahr uns Gutes gebracht hatte. Uns fiel leider überhaupt nichts ein.
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Natürlich erinnert man sich an die „großen“ Ereignisse. An die Reise nach Prag, die Woche an der Ostsee, das Wochenende in Bad Saarow, die Taufe meiner Nichte, das Konzert von „Deichkind“ in der Wuhlheide. Aber die Wahrheit ist doch: Im Alltag passieren immer wieder kleine Dinge, die uns Frohsinn bringen, die wir aber zu schnell vergessen. Der gelungene Kuchen, der Spaziergang über die Stralauer Halbinsel, der Kinobesuch mit Freunden. Ich nahm mir vor, jeden Tag nur zwei, drei Sätze zu schreiben – über die positiven Dinge, die passiert waren. Um sie nicht zu vergessen.
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Im Juli ist das Erinnerungs-Buch mehr als die Hälfte gefüllt
Nun, Mitte Juli, ist das Büchlein mehr als zur Hälfte gefüllt. Und wenn ich zurückblättere, bin ich froh, dass ich damit angefangen habe. Ich habe Wanderungen eingetragen, die fünf Tage später vergessen waren, Filme, die mir gefielen. Dass ich meine Mutter an ihrem Geburtstag überraschte, dass ich mich am 17. März nach einer Corona-Infektion zum ersten Mal wieder richtig gut fühlte.

Dass im Februar nach längerer Krankheit meine Friseurin in ihren Salon zurückkehrte – und ich glücklich war, dass sie mir wieder die Haare schnitt. Aber auch, dass ich mich bei einer Wanderung im Urlaub in Finnland versehentlich in einen Kackhaufen kniete. War unschön, aber wir haben trotzdem sehr gelacht. Ich könnte noch etliche Beispiele aufzählen, aber ich denke, Sie verstehen den Punkt: Viele dieser Dinge wären am Ende des Jahres vergessen. Und würde man mich nach schönen Momenten fragen – ich wüsste vermutlich nicht, was ich antworten soll.
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Ich habe als Kind schonmal Tagebuch geschrieben. Damals waren es die bunten Bücher mit süßen Bildchen und kleinen Schlössern. Im Radio sangen die beiden Russinnen von „tatu“ in Dauerschleife „All the Things She Said“. Ich wollte schreiben, weil meine Schwester es tat. Ich verzierte die Bücher, gestaltete die Seiten, klebte Erinnerungsstücke ein. Ich verpflichtete mich dem Buch. Ich zwang mich zum Schreiben, auch wenn ich keine Lust hatte oder nichts nennenswertes passiert war. Doch irgendwann enden die Einträge abrupt. Die Euphorie war verflogen, die Erinnerungen sind es auch.
Tagebuch schreiben ist ein kleines Ritual mit großer Wirkung
Ich bin nun froh, meinen Weg gefunden zu haben. Denn meine kleine schwarze Kladde und ich: Wir sind gute Freunde. Keine Verpflichtungen! Wenn nichts passiert, schreibe ich nichts – und wenn es schöne Erinnerungen gibt, die ich festhalten will, reichen dafür oft drei Sätze. Geschrieben sind die in fünf Minuten. Eine kleine Investition in einen großen Moment am Ende des Jahres.
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Schreiben Sie Tagebuch? Falls ja: Lassen Sie es mich wissen! Falls nein: Ich empfehle Ihnen von ganzem Herzen, auch damit zu beginnen. Die Mitte des Jahres ist ein guter Startpunkt. Und wenn wir alle uns am Ende des Jahres wieder eher an die schlechten Dinge erinnern, müssen wir um das Schöne gar nicht kämpfen. Wir müssen nur zurückblättern.
Florian Thalmann schreibt jede Woche im KURIER über Tiere - und manchmal auch über Berliner Befindlichkeiten. Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com