Spurensuche am Unfallfahrzeug
Spurensuche am Unfallfahrzeug Foto: Eric Richard

 Bei einem Unfall am Sonntagmorgen am Bahnhof Zoologischer Garten sind sechs Personen verletzt worden, drei davon schwer. Ein SUV-Fahrer war mit seinem Auto in eine Menschengruppe gerast.

Der Autofahrer (24) war von der Fahrbahn abgekommen und erfasste mehrere Passanten. Anschließend prallte er zunächst gegen eine Ampel, geriet durch die Wucht des Aufpralls ins Schleudern und kam anschließend an den Briefkästen der Reisebank im Bahnhof Zoo zum Stehen. Die Polizei nahm den Fahrer fest. Das Auto, das in Estland zugelassen ist, wurde sichergestellt. Hinweise auf ein politisches oder religiöses Motiv des Fahrers haben die Sicherheitsbehörden nicht. Zunächst war ein Anschlag nicht ausgeschlossen worden.

Die Polizei sperrte den Unfallort weiträumig ab. Nicht auszudenken, wenn zu der Zeit der Imbissstand von Curry 36 schon offen gehabt hätte, sagten Polizisten. „Die Imbissbude ist stark frequentiert, wie die übrigen Läden auf dem Bahnhofsvorplatz auch.“ Der Unfall ereignete sich gegen 7.20 Uhr. Es nieselte zu dieser Zeit. Auf den Straßen herrschte nur mäßiger Verkehr.

Mit hoher Geschwindigkeit ins Schleudern geraten

Ein Augenzeuge des Unfalls berichtete am Vormittag, dass der Fahrer sehr schnell unterwegs gewesen sein soll. „Er kam von der Joachimsthaler Straße. Am Hardenbergplatz verlor er die Kontrolle über den schwarzen Mercedes-Geländewagen“, sagte der Zeuge. „Es sah so aus, als würde er nach links abbiegen wollen.“

Dann sei er ins Schleudern geraten und gegen die Briefkästen geprallt, so der Zeuge. Dort ruhten zur selben Zeit drei wohnungslose Männer auf ihren Matten. „Sie hatten keine Chance, um sich in Sicherheit zu bringen“, sagt Herbert K., der auf dem Weg zur Arbeit in den Zoo war und dabei den schlimmen Unfall beobachtet hatte. „Ich habe noch versucht, zu helfen. Die Verletzten haben vor Schmerzen geschrien“, sagte er. Einer von ihnen sei unter dem Fahrzeug eingeklemmt gewesen, so der Zoo-Mitarbeiter.

Mehr als 60 Feuerwehrleute waren vor Ort. Sie benötigten einige Zeit, um den Mann zu bergen. Einem Notarzt gelang es, den lebensbedrohlich Verletzten, der unter dem Auto eingeklemmt war, zu reanimieren. Die Obdachlosen wurden mit Hubschraubern in Krankenhäuser gebracht. Einer von ihnen schwebte nach Angaben der Polizei am Nachmittag noch in Lebensgefahr. Auch die anderen beiden seien noch nicht wieder ansprechbar gewesen.

17 Augenzeugen erlitten einen Schock und mussten seelsorgerisch betreut werden. Nach zwei Stunden rückten die Feuerwehrleute wieder ab und übergaben den Unfallort an die Polizei für die Ermittlungen zur Unfallursache. Kriminaltechniker suchten bis zum Nachmittag nach Spuren. Verkehrspolizisten befragten Zeugen des Unfalls.

Polizisten zerrten Fahrer aus dem Auto - Festnahme

Polizisten hatten zuvor den Fahrer aus dem Auto gezerrt und ihn festgenommen. Dabei soll er immer wieder gebrüllt haben, dass er sterben wollte, weil seine Frau ihn verlassen hat, wollen Zeugen gehört haben. „Er klang verwirrt“, so Zoo-Mitarbeiter Herbert K. Die Polizei äußert sich dazu nicht. Einzelheiten zur Identität des Fahrers wurden ebenfalls nicht bekannt. Der Fahrer wurde in Gewahrsam genommen und bis zum Abend vernommen. Ein Atemalkoholtest ergab bei ihm 0,7 Promille, wie ein Sprecher am Nachmittag sagte.

Zunächst war von den Sicherheitsbehörden ein Anschlag nicht ausgeschlossen worden. Deshalb sei der Unfallort von Polizisten mit Maschinenpistolen bewacht worden. Auch Sprengstoffhunde kamen zum Einsatz. Am Mittag wurde der Geländewagen abtransportiert. Er soll in den nächsten Tagen von der Kriminaltechnik untersucht werden. (Eric Richard, Lutz Schnedelbach)