Probebohrungen geplant

Suche nach Erdwärme: Berlin will Ex-Flughafen Tegel „verheizen“

An insgesamt drei Standorten will der Senat nach den Quellen bohren lassen. Sechs Millionen Euro soll das kosten.

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Der stillgelegte Flughafen Tegel: Auf dem Areal soll nun nach Erdwärme gebohrt werden.
Der stillgelegte Flughafen Tegel: Auf dem Areal soll nun nach Erdwärme gebohrt werden.Soeren Stache/dpa

Seit drei Jahren starten und landen dort keine Flugzeuge mehr. Wo einst am Flughafen Tegel so mancher hoch in die Luft ging, soll es nun künftig tief in die Erde gehen. Denn der frühere Airport gehört zu den drei Standorten, an denen der Senat nach Erdwärme bohren will.

Berlin will klimafreundlicher werden. Bedeutet: Schluss mit Kohle, Öl oder Gas heizen. Daher ist bei der Senatsverwaltung für Umwelt- und Klimaschutz die Energieversorgung mit Erdwärme in der Hauptstadt schwer angesagt. Und davon könnte es reichlich im Berliner und Brandenburger Untergrund geben.

Um das herauszufinden, wurden nun drei Standorte in der Stadt festgelegt, an denen Probebohrungen stattfinden sollen. „Das sind einmal die ,Urban Tech Republic‘ und das Schumacher-Quartier auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel, dann das Fernheizwerk Neukölln und der Campus Berlin-Buch“, sagte Umwelt- und Klimaschutzsenatorin Manja Schreiner (CDU) der Deutschen Presse-Agentur.

So sieht es aus, wenn nach Erdwärme gebohrt wird – wie hier an der  Heinrich-Mann-Allee in Potsdam.
So sieht es aus, wenn nach Erdwärme gebohrt wird – wie hier an der Heinrich-Mann-Allee in Potsdam.Soeren Stache/dpa

Tegel wird „verheizt“: Bis zu 4000 Meter tief soll nach Erdwärme gebohrt werden

Um an die enormen Wärmequellen heranzukommen, die im Untergrund schlummern sollen und mit denen man Wohnungen und Bürogebäude künftig beheizen will, muss ganz tief gebohrt werden, erklären Experten. Etwa 2000 bis 4000 Meter geht es dabei unter die Erde, um an die richtige nutzbare Erdwärme zu kommen, die man zum Heizen auch wirklich nutzen kann.

Je tiefer, desto wärmer wird es. So wurde in Potsdam beispielsweise an der Heinrich-Mann-Allee etwa zwei Kilometer tief gebohrt, um so ein Neubauviertel mit rund 700 Haushalten mit Wärme versorgen zu können, berichtet der RBB. Ob die gewonnene Erdwärme wirklich was bringt, soll die Zukunft zeigen.

Nun will Berlin nachziehen. Doch bevor das Bohren auf dem Areal des Ex-Flughafens Tegel und den zwei anderen Grundstücken losgeht, soll zunächst mit den Verantwortlichen der ausgesuchten Standorte über die weitere Zusammenarbeit gesprochen werden, so Senatorin Schreiner. „Die Ausführung der Tiefenbohrung erwarten wir in ungefähr in zwei Jahren für 2025.“ Der Senat hat für die Probebohrungen sechs Millionen Euro aus dem Innovationsfonds bereitgestellt.

Sind sie erfolgreich, könnten dann Wärmepumpenanlagen gebaut werden, die aus der Erdwärme etwa 75 Prozent der Heizwärme für Wohnungen holen. Mit nur 25 Prozent Fremdenergie (Strom) erzeugen die Anlagen dann die nötige  hundertprozentige Heizwärme.

Der Einsatz von Wärmepumpen zur Gebäudebeheizung sei in Berlin immens gestiegen, so der Verband Geothermie. 2004 gab es nur 132 Geothermie-Anlagen. Berühmte Beispiele sind der Erdwärme-Pendelspeicher unter dem Deutschen Bundestag und die Geothermie-Anlage des Berliner Stadtschlosses. 2018 waren bereits über 3500 Geothermie-Anlagen verzeichnet.