Baupfusch! Studentendorf in Treptow ist teilweise Schrott, jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft
Baupfusch brachte der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge einen Millionenschaden, Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdacht

Die Idee schien großartig zu sein, um den Mangel an Wohnraum für Studenten zu beheben: Der Berliner Unternehmer Jörg Duske ließ Seecontainer zu kleinen Appartements mit Fenster, Kochgelegenheit, Dusche und WC umbauen und begann 2013, sie an der Eichbuschallee in Treptow übereinanderstapeln. Die aus Amsterdam übernommene Idee fand bundesweit Interesse, es gab Preise – doch jetzt ist ein Teil des Stahl-Komplexes mit Baumängeln behafteter Schrott und wird abgerissen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts.
Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge hatte den auf den Namen „Frankie & Johnny“ getauften Komplex 2016 gekauft, als 109 Wohneinheiten bereits fertig waren. Ein Projektentwickler, den bereits der Verkäufer beauftragt hatte, sollte 260 weitere Appartement-Module errichten, die jedoch nicht mehr aus Containern gefertigt wurden. Sie wurden dann auch bis April 2018 aus Polen geliefert.

Doch die Fertigstellung verzögerte sich mehrmals, nach Angaben des Projektentwicklers wegen Schäden durch einen sehr starken Regen, berichtete der Senat auf Anfrage des Abgeordneten Stefan Förster (FDP). Vor etwas über zwei Jahren kamen demnach Zweifel auf, ob der Projektentwickler seine Zusagen, die Schäden beheben zu können, auch finanziell einhalten kann.
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Zusätzlich wurde damals bekannt, dass der Generalübernehmer, der mit dem Projektentwickler verbunden war, in wirtschaftlichen Schwierigkeiten war. Schließlich steckten Insider der Howoge, dass deren Fachleute etwas genauer hinsehen sollten, weil es versteckte Mängel gebe: Beim Brandschutz, bei der Wärmedämmung, bei der Verlegung von Kabeln.

Die Senatsbauverwaltung: „Die Howoge musste davon ausgehen, dass sie vorsätzlich über Bauqualität und -ausführung getäuscht worden ist.“ Die Modul-Neubauten wurden begutachtet und als „Totalschaden“ eingestuft. Der Schaden belief sich auf 12,1 Millionen Euro, die im Jahresabschluss 2019 der Howoge „vollständig verkraftet“ worden seien.
Gegenwärtig wird einer der drei viergeschossigen Blöcke abgerissen, der Block daneben ist teilweise abgesperrt und leer, auch er wird demnächst abgetragen. Nur sein Kopfbau und der dritte Block, die aus Containern und nicht aus polnischen Modulen errichtet worden waren, sind vermietet und bleiben erhalten.

Die Aussagen von Studentinnen und Studenten über ihre Appartements reichen von „Ich habe nichts zu bemängeln“ bis zu „Man merkt, dass man sich beim Bau wenig Mühe gegeben hat.“ Dafür würden beispielsweise für ein kleines Appartement mit 25 Quadratmetern 452 Euro im Monat fällig, für ein doppelt so großes für zwei Personen doppelt so viel. Allerdings sind Strom, Wasser, Heizung und W-Lan inbegriffen.
Der Senat hat jetzt ein Vergabeverfahren gestartet, um möglicherweise Anfang 2022 neue Gebäude an den Stellen zu errichten, wo jetzt abgerissen wird. Sie sollen im Herbst 2023 bezogen werden. Vielleicht ist dann auch die Staatsanwaltschaft mit ihren Ermittlungen fertig: Die Howoge hatte den Projektentwickler im September 2019 wegen Betruges angezeigt und den Vertrag mit ihm gekündigt.