Blackout in Berlin
Stromausfall? Hatten wir schon! Was die Köpenicker aus dem Blackout von 2019 gelernt haben
Vorbereitung ist alles, weiß man in Köpenick. Der Bürgermeister, Oliver Igel, setzt auf vorausschauendes Planen.

Nach einem Kabelschaden durchlebte Köpenick im Februar 2019 den Ausnahmezustand. Der Strom war an einem Dienstagnachmittag ausgefallen, nachdem bei Bauarbeiten an der Salvador-Allende-Brücke eine Baufirma nacheinander zwei 110-Kilovolt-Leitungen mit je drei einzelnen armdicken Kabeln komplett durchbohrt hatte. Erst nach 31 Stunden lief es wieder rund und der Schaden war behoben.
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Der Stromausfall gilt als der großflächigste und längste Stromausfall in Berlin seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Betroffen waren damals 31.500 Haushalte und 2000 Gewerbeeinheiten.
Auch in diesem Winter ist die Gefahr, dass es örtlich zu Stromausfällen kommt, da. Vorbereitung ist alles, weiß man in Köpenick, der Bürgermeister setzt auf vorausschauendes Planen.

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Nach Erfahrungen mit dem großen Stromausfall 2019 in Berlin-Köpenick hat der dortige Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) die Bedeutung von Vorsorge und Information betont. „Ganz wichtig ist Kommunikation, auf allen Ebenen und auf allen Seiten“, sagte Igel. „Die Bürger müssen auf ein solches Ereignis eingestellt sein. Sie müssen aber auch wissen, woher bekommen sie dann Informationen.“
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Woher Informationen bei Stromausfall
Entscheidend sei, welchen Umkreis der Stromausfall habe, sagte Igel. Bei einem begrenzten Blackout sei das Problem kleiner. Damals in Köpenick hätten sich die Menschen in den betroffenen Stadtteilen woanders versorgen können.
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„Ein flächendeckender Blackout hat ganz andere Probleme zur Folge“, sagte Igel. Dann seien die Bürger ganz auf sich und ihre Nachbarn angewiesen. Dafür seien dann Vorräte nötig und Kommunikationsmöglichkeiten. „Ganz wichtig ist, dass die Bürger selbst vorbereitet sind. Dass sie einen Notvorrat an Wasser und Essen zu Hause haben – sowie ein Radio mit Batterien.“
Umfassende Auswirkungen des Stromausfalls in Köpenick
In Köpenick waren die Ausfälle umfassend: Tausende Haushalte waren im Februar ohne (Fern-)Wärme und Warmwasser, die Straßenbeleuchtung, Ampeln, einige Straßenbahnlinien fielen aus. Auch das Telefon-Festnetz funktionierte wegen der IP-Telefonie nicht, die Mobilfunknetze waren ebenso nicht zuverlässig. Das Krankenhaus Köpenick war telefonisch nicht erreichbar. 112 und 110 funktionierten nicht.
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Eine Ärztin im Klinikum Köpenick erinnert sich: „Fährt man so eine Brücke hoch, und es war alles hell erleuchtet auf der Brücke, und dahinter war ein schwarzes Loch. Da war kein Licht mehr. Keine Reklame, die Supermärkte nicht beleuchtet, das war schon ein bisschen spooky. Und dann bin ich auf das Klinikgelände gefahren, und das war auch stockdunkel, das ist ein Hochhaus mit neun Etagen, und das war stockdunkel, alle Gebäude ringsherum waren dunkel. Und nur in der dritten Etage, wo die Intensivstation war, brannte Licht.“

Weil das hauseigene Notstromaggregat in der Klinik nicht zuverlässig arbeitet, werden damals die Patienten der Intensivstation evakuiert. Ohne Fahrstühle ein gutes Stück Arbeit.
Oliver Igel betont: Die Menschen müssten wissen, wo es Anlaufstellen gibt. „Für uns war es wichtig, die Bürger darüber zu informieren, wie eigentlich in solchen Fällen vorgegangen wird.“ Daher habe der Bezirk inzwischen auch eine ständige Internetseite für solche Informationen eingerichtet.
Wo gibt es bei einem Blackout Notstrom in den Bezirken?
In Köpenick waren damals praktisch alle Geschäfte und Restaurants in dem betroffenen Gebiet geschlossen. Auch mehrere Schulen und Kitas blieben zu. Die Betroffenen standen oft vor verschlossenen Türen, weil auch das Handynetz tot war, sodass batteriebetriebene Radios oder Autoradios als einzige Informationsquelle blieben.
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Eine wichtige Erkenntnis für Oliver Igel damals war, „dass wir einen Überblick darüber gewinnen müssen: Welche Institutionen verfügen eigentlich über Notstrom? Weil: Genau diese Standorte können dann eben als Anlaufpunkte für die Bevölkerung genutzt werden. Um Hilfe zu bekommen, um sich aufzuwärmen, um Strom zu bekommen, um Informationen zu bekommen, und da sind wir jetzt ein bisschen besser vorbereitet als vorher.“

Das Krisenzentrum in Treptow-Köpenick wird künftig in Adlershof sein. Der Server des Bezirksamts steht dort, ein Notstromsystem ist installiert, sodass klar ist: Dieser Standort funktioniert jederzeit. „Der Kat-Leuchtturm soll hell erleuchtet sein. Man sieht also als Bürger: Da ist offensichtlich Strom, während überall woanders kein Strom ist. Und dann geht man dort auch automatisch hin und bekommt Informationen.“
Katastrophenschutz-Leuchttürme in den Bezirken
Katastrophenschutz-Leuchttürme, sogenannte Kat-Leuchttürme, sind primäre Anlaufstellen für die Bevölkerung in Krisensituationen zur Aufrechterhaltung der Versorgung und zur Information und Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern. In Treptow-Köpenick befindet er sich in der Hans-Schmidt-Straße in Adlershof.
Die Bezirke sind bei diesen sogenannten Kat-Leuchttürmen sehr unterschiedlich vorbereitet. In Mitte gab es zuletzt für die drei vorgesehenen Kat-Leuchttürme weder feste noch mobile Notstromaggregate. In Pankow fehlen an vier von fünf Stellen feste Notstromaggregate, die mobilen Stromerzeuger laufen nur zwölf Stunden. Ähnlich schlecht sieht es demnach in Neukölln und Marzahn-Hellersdorf aus.
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In anderen Bezirken sind die vorgesehenen Katastrophen-Anlaufpunkte mit festen Notstromgeneratoren ausgestattet – allerdings mit sehr unterschiedlichen Laufzeiten. In Charlottenburg soll der Notstrom, der meist mit Diesel- oder Benzin-Generatoren erzeugt wird, 14 Tage bereitstehen. In Zehlendorf 168 Stunden, an anderen Standorten nur 72 Stunden, also 3 Tage. Wie eine weitere Betankung laufen soll, sei unklar. „Eine Versorgung für beliebige Zeiträume kann (...) nicht garantiert werden“, schreibt der Senat. Ohne Strom gebe es dann „mündliche Auskünfte“ und „Aushänge“.