Spektakulärer Totraser-Prozess
Stephanie Gräfin von Pfuel: Vor Gericht weint sie um ihren toten Sohn
Bilal K. (25) bretterte über die Chausseestraße, als Karl Bagusat (26), Sohn von Stephanie Gräfin von Pfuel, nichts ahnend die Straße überquerte

Ein schwerer Gang: Stephanie Gräfin von Pfuel (60) und eine ihrer Töchter saßen mit im Saal, als der Prozess um den Unfalltod ihres geliebten Sohnes und Bruders begann.
Mit gerade einmal 26 Jahren wurde Karl „Charly“ Bagusat viel zu früh aus dem Leben gerissen. Er war als Fußgänger unterwegs und wollte die Chausseestraße in Mitte überqueren. Doch Bilal K. (25) am Steuer eines 455 PS starken Autos bretterte mit bis zu 82 km/h, erfasste ihn. Auf fahrlässige Tötung lautet die Anklage. Der Staatsanwalt: „Bei Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h wäre der Unfall vermeidbar gewesen.“ Der mutmaßliche Raser verteidigte sich nun: „Ich bin kein passionierter Raser, sondern ein Mensch, der zu schnell gefahren ist.“
Zwischen zwei geparkten Autos trat der 26-Jährige auf die Straße
Der 20. März 2019. Gegen 19.30 Uhr wollte Karl Bagusat die Straße überqueren. Zwischen zwei geparkten Fahrzeugen trat er an die Straße, schaute nach rechts und links, lief los. Das belegt ein Video. Ein technischer Gutachter vor Gericht: „Er passierte die Fahrbahn zügig in einem Joggingtempo.“

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Doch Bilal K. hatte gerade Gas gegeben. Der Mercedes S 500 schafft von null auf hundert in unter fünf Sekunden. Karl Bagusat sah die Gefahr wohl kommen. Gutachter: „Es muss kurz noch eine zurückweichende Bewegung gegeben haben.“ Dann der furchtbare Zusammenprall in Höhe Chausseestraße 84. Der junge Fußgänger hatte eine Fahrbahn überquert. Auf der Gegenfahrbahn angekommen die Kollision. Karl Bagusat wurde auf die Motorhaube geschleudert, dann gegen die Frontscheibe, schließlich in den Gegenverkehr, wo er gegen einen Transporter prallte.
Karl Bagusat erlag seinen schweren Verletzungen eine Woche später. Ein kaum zu ertragender Schicksalsschlag für die Familie. Stephanie Gräfin von Pfuel, Wald- und Schlossbesitzerin sowie ehemalige bayerische Kommunalpolitikerin, musste nun heftig schlucken, als sie die Version des mutmaßlichen Rasers hörte. Doch sie wollte ihm ins Gesicht sehen. Er versuchte, jeden Blickkontakt zu vermeiden, starrte zu Boden.
Der Täter zeigt vor Gericht viel Selbstmitleid
Viel Selbstmitleid bei Bilal K., der von Stütze lebt. Über seinen Anwalt erklärte er: „Ich war im Auto eines Freundes unterwegs.“ Er wollte zum Hauptbahnhof – „Medikamente abholen“. Und er sollte das Auto reinigen – „bin zur Tankstelle, war keine Box frei, ich bin genervt und schnell abgefahren“. Er fuhr laut Anklage „stark beschleunigend“ in die Linksabbiegerspur.

Der mutmaßliche Raser: „Im Wagen kam es mir nicht zu schnell vor.“ Der Fußgänger sei plötzlich aufgetaucht, müsse gerannt sein. Bilal K.: „Ich fragte mich, ob er verfolgt wird, auf der Flucht ist.“ Dann der Crash. K.: „Alles wie in einem Film.“ Er sei seitdem „nicht mehr der gleiche Mensch“, sei in Therapie und frage sich, „wie es dazu kommen konnte“.
Laut Gutachten war die Sicht gut. Der Mercedes habe stark beschleunigt – „nach Abbremsung kam es mit mindestens 67 km/h zur Kollision“. Über eine Stunde lang sprach der technische Gutachter. Schweigend verließen Mutter und Schwester den Saal. Kein Wort von Reue kam von K. Heute (Mittwoch) geht der Prozess weiter – ein Urteil wird erwartet.