Wer tanzen lernen will, geht auf die Ballettschule.
Wer tanzen lernen will, geht auf die Ballettschule. Foto: imago images/impress picture

Bei der offiziellen Vorstellung des Zwischenberichts zu den Vorgängen an der Staatlichen Ballettschule Berlin und Schule für Artistik (SBB/SfA) am Mittwoch bestätigte Klaus Brunswicker, der Leiter der Untersuchungskommission, dass nach Einschätzung der Experten an der Eliteinstitution das Kindeswohl gefährdet worden ist.

Teile des Berichts waren bereits am Wochenende an die Öffentlichkeit gelangt. Demnach herrsche an der Schule ein „Klima der Angst“,  Schüler würden durch zu häufige Auftritte überanstrengt.

Schüler hatten für Beschwerden keine Ansprechpartner

Mit am schwersten wiegen aber wohl die Erkenntnisse der Clearingstelle für Einzelfälle, die in dem Bericht auszugsweise zitiert werden. Darin heißt es unter anderem, Kindeswohlgefährdung lasse sich an der Schule „durch physische und psychische Misshandlung, emotionale Vernachlässigung, Vernachlässigung der Gesundheitsfürsorge sowie der Fürsorge- und Aufsichtspflicht“ erkennen.

Schüler fühlten sich von der ständigen Angst, die Schule verlassen zu müssen, unter Druck gesetzt.
Schüler fühlten sich von der ständigen Angst, die Schule verlassen zu müssen, unter Druck gesetzt. Foto: imago images/Agencia EFE

Lange Schul- und Arbeitstage hätten zu Überlastung der  Schüler geführt. Kritiker seien „nicht gehört und unter Druck gesetzt“ worden und befürchteten „vorgeführt, angeschrien, beschimpft zu werden“.

Brunswicker sagte am Mittwoch, der Begriff „Klima der Angst“ könne reißerisch klingen, der Vorwurf an sich habe sich aber nach Ansicht der Kommission erhärtet. Die Experten hätten herausgefunden, dass die Atmosphäre vor allem daher rührte, dass Schüler den Eindruck gehabt hätten, sie hätten für ihre Beschwerden keine Ansprechpartner. „Es ist von den Schülern immer wieder gesagt worden, dass sie keine Chance hatten, mit ihren Beschwerden ernst genommen zu werden.“

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Mangelnde Mitsprachemöglichkeiten

Das „Klima der Angst“ ist aus Brunswickers Sicht ein Ergebnis von einer Reihe von Faktoren: „Unglaubliche Ansprüche, verbunden mit einem fehlenden Konzept über den Umgang mit Problemen und einem hohen Druck, an der Schule bleiben zu müssen.“ Die Schüler hätten die ständige drohende Gefahr, die Schule verlassen zu müssen, auch als Disziplinierungsmaßnahme wahrgenommen.

Die Schule in Berlin gehört zu den renommiertesten ihrer Art.
Die Schule in Berlin gehört zu den renommiertesten ihrer Art. Foto: imago images/Frank Sorge

Die Kommission moniert in ihrem Bericht auch, dass es an der Schule trotz der hohen Zahl an Schulabgängern kein Konzept gebe, diese zu begleiten, wenn sie die Schule verlassen müssen. Scharf kritisiert werden auch mangelnde Mitsprachemöglichkeiten für Eltern und Schüler. Schulkonferenzen, bei denen Eltern und Schüler vertreten gewesen wären, hätten nicht in der gebotenen Häufigkeit stattgefunden. „So kann man eine Schule im Jahr 2020 nicht führen“, sagte Brunswicker.