Springer-Manager Markus G. (58) vor Gericht: Leitete er Millionen in die eigene Tasche um?
Ein Betrugssystem sei es gewesen, das über Scheinrechnungen für erfundene Speditionsdienstleistungen gelaufen sein soll.

Als Logistik-Chef soll er Millionenbeträge in die eigene Tasche umgeleitet haben: Mit Markus G. (58) steht ein Ex-Manager des Medienkonzerns Axel Springer vor Gericht. Es geht um insgesamt fast 6,5 Millionen Euro Schaden. Für den sollen G. und vier Mitangeklagte – damals tätig für externe Dienstleister – verantwortlich sein. Ein Betrugssystem sei es gewesen, das über Scheinrechnungen für erfundene Speditionsdienstleistungen gelaufen sein soll.
Schaufelte der Springer-Manager Millionen in die eigene Tasche?
Markus G., damals Logistikchef, reiste nun aus Hamburg an. Der Ex-Manager zu seiner jetzigen Situation: „Ich bin Hartz-IV-Empfänger.“ Achim B. (52) reiste aus Schleswig-Holstein an. Einst Inhaber einer kleinen Firma, zuletzt tätig in einer Reinigungsfirma. Jetzt wirkte er wie ein Wrack, apathisch und schläfrig, schien kaum ansprechbar zu sein.
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Ohne Job auch Ex-Geschäftsführerin Ewa N. (49). Außerdem müssen sich Thomas H. (56) und Michael K. (55), beide ebenfalls aus Norddeutschland angereist. Drama um B. am ersten Prozess-Tag. Leidend saß er im Saal, schien fast vom Stuhl zu kippen. Eine psychiatrische Gutachterin musste ihm die Hand halten: Es bestehe große Belastung – „er ist um vier Uhr morgens losgefahren, ist müde“. Und es seien „kurzfristige Zustände der emotionalen Überwältigung bei Konfrontation mit den Tatvorwürfen möglich“.
Der Verteidiger von B. beantragte eine Aussetzung des Verfahrens gegen Achim B. – er könne der Verhandlung nicht folgen. Die Gutachterin sah das anders – er wirke zwar übermüdet, steuere aber nicht dagegen – es sei überzogen. Die Richter entschieden: B. bleibt im Prozess. Die Anklage umfasst 293 mutmaßliche Taten – Betrug und Untreue, gewerbs- und bandenmäßig soll der G. gehandelt haben. Den vier Mitangeklagten wird zum Teil Mittäterschaft, zum Teil Beihilfe zur Last gelegt.
Der Schwindel begann im Februar 2009, ging über Jahre
Der Schwindel soll im Februar 2009 begonnen haben. Jahrelang sei die mutmaßliche Abzocke durch den Mann aus der Chefetage nicht entdeckt worden. Die Anklage geht von Taten bis zum 25. Februar 2013 aus. Die Staatsanwältin: „G. nutzte seine Einblicke in den von ihm verantworteten Geschäftsbereich, seine Kenntnisse der internen Abläufe bei der Rechnungsprüfung sowie seine Position und die damit verbundene Freizeichnung von Rechnungen aus.“
Ziel sei es „im Zusammenwirken“ mit dem Mitangeklagten gewesen, „ein System zu installieren“, das es ihm und den übrigen Angeklagten ermöglichte, sich auf Kosten der Verlagsgruppe unrechtmäßig zu bereichern, so die Anklägerin.
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Archiv- und Kurierdienste oder Sondertouren, die es nie gegeben haben soll. Rechnungen ausgestellt – Markus G. soll sie selbst freigezeichnet oder Mitarbeiter damit beauftragt haben. Mit der Behauptung, dass alles seine Ordnung habe. Die Schummelrechnungen seien so in den Abrechnungsprozess gelangt.
Die Mitangeklagten sollen laut Anklage „einen Teil der erlangten Beträge“ an G. direkt oder an von ihm beherrschte Gesellschaften weitergeleitet haben. 2013 der Absturz des Managers: Axel Springer (Bild, Welt) erstattete Anzeige. G. wurde fristlos entlassen. Am Donnerstag will er vor Gericht aussagen.
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