Noch steht das Riesenrad im Spreepark, doch bald soll das Fahrgeschäft zeitweise verschwinden.
Noch steht das Riesenrad im Spreepark, doch bald soll das Fahrgeschäft zeitweise verschwinden. Foto: Berliner KURIER/Gerd Engelsmann

Es ist das Wahrzeichen des stillgelegten Freizeitparks, ragt über den Baumwipfeln des Plänterwaldes in den Himmel: Das alte Riesenrad des Spreeparks. Doch es wird nicht mehr lange zu sehen sein: 2021 soll das ehemalige Fahrgeschäft aus dem Park verschwinden – zumindest zeitweise.

Wenn der Spreepark in ein paar Jahren neu eröffnet, soll sich das Rad als einziges erhaltenes Fahrgeschäft wieder drehen. „Seit die Grün Berlin das Gelände übernommen hat, gab es mehrere Untersuchungen zur Bausubstanz des Riesenrades“, sagt Projektleiterin Melanie Huland. „Nicht alle Teile werden erhalten bleiben können. Einzelne Gondeln sind schadhaft und müssen ausgetauscht werden.“

Das legendäre Drachenmaul der Achterbahn wird bleiben, aber ohne Bahn.
Das legendäre Drachenmaul der Achterbahn wird bleiben, aber ohne Bahn. Foto: Berliner KURIER/Gerd Engelsmann

Das Rad müsse deshalb jetzt zerlegt und abgebaut werden – geplant ist dieser Schritt für Beginn des nächsten Jahres. Eine Fachfirma wird die Einzelteile restaurieren, 2024 soll die Attraktion inklusive Umfeld mit Wassergraben im neuen Kunst- und Kulturpark wieder eröffnen. Kosten: rund sechs bis sieben Millionen Euro.

Vom Vergnügungspark, in dem viele Berliner gern wieder schöne Tage verbringen würden, wird dann nicht viel übrig sein. Stattdessen liegt der Fokus auf Kunst und Kultur. Laut Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz, sei der Spreepark „das schönste Projekt, das wir in der Legislatur vorangebracht haben“. Das Gelände sei ein einzigartiger Ort voller Möglichkeiten. Er soll nun zu einem Park für alle Berlinerinnen und Berliner werden.

Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH, freute sich bei einer Führung am Freitag über das Konzept, „hinter dem die Bürgerinnen und Bürger stehen, die uns begleitet haben“. Die Pläne für den Park wurden bei mehreren Bürgerdialog-Veranstaltungen entwickelt. Darauf wird großen Wert gelegt, auch in einem Magazin zum Beteiligungsprozess, das die Grün Berlin aufgelegt hat. „In einer ersten Dialogveranstaltung formulierten und sammelten alle Beteiligten – frei von inhaltlichen Vorgaben und Beschränkungen – ihre Ideen und Wünsche für den neuen Spreepark“, heißt es dort. Dabei stand von Beginn an fest, dass das Gelände nicht als Freizeitpark wiederbelebt werden kann, sondern dass es hier Kunst und Kultur geben soll. Es war, hieß es auf KURIER-Nachfrage, eine „fachpolitische Entscheidung“.

Gute Nachricht für Spreepark-Fans: Die alten Dinos kehren zurück.
Gute Nachricht für Spreepark-Fans: Die alten Dinos kehren zurück. Foto: Berliner KURIER/Gerd Engelsmann

Die Achterbahn „Spreeblitz“, mit der viele Familien durch den Park sausten, wird etwa zum begehbaren Pfad, die Besucher sollen sie „auf eine neue Art und Weise erleben“ können, sagt Huland. Der Ort solle künstlerisch inszeniert werden. Geplant ist die Eröffnung für 2026. Gerade sei man mit der Bau- und Schadstoffuntersuchung beschäftigt. Weiter ist man beim Eierhäuschen: Die Sanierung schreitet voran, sieben Millionen Euro waren dafür im ersten Schritt vorgesehen. Das Haus soll wieder ein Ausflugslokal mit Biergarten werden, auch hier sollen Künstler leben und arbeiten. Man plant von der Seite des Eierhäuschens einen inszenierten Eingang: Die Besucher sollen auf dem Weg zum Park durch die alte Werkshalle schreiten.

Das finanzielle Volumen der Park-Sanierung beläuft sich laut Schmidt auf 45 Millionen Euro im ersten Schritt, die kompletten Kosten sollen am Ende bei 70 Millionen liegen. Eine gute Nachricht gibt es für Spreepark-Fans dennoch: Zumindest die legendären Dinosaurier, die im Park standen, sollen zurückkommen. Man habe kürzlich auf wundersame Weise die Köpfe zweier Dinos zurückbekommen. „Es kam ein junger Herr auf uns zu, der meinte, er hätte die an der S-Bahn gefunden“, sagt Projektleiter Christian Pfeuffer. „Er hatte sie lange Zeit im Garten, wollte sie jetzt zurückbringen.“

Christoph Schmidt, Chef von Grün Berlin, vor der Baustelle des Eierhäuschen.
Christoph Schmidt, Chef von Grün Berlin, vor der Baustelle des Eierhäuschen. Foto: Berliner KURIER/Gerd Engelsmann

Wie die Berliner zum Thema Kunst und Kultur stehen, wird sich zeigen: Der Park startet nun in eine „Labor-Phase“ – Donnerstag bis Sonntag gibt es dort Veranstaltungen. Diskussionen, Performances, Open-Air-Theater. Bei dem Rundgang waren die ersten Akteure zu sehen: Eine Theatergruppe war unterwegs und probte offenbar eine der Performances, wie sie schon im Rahmenplan vorgesehen waren.

Nur eines mussten die KURIER-Reporter nahezu suchen: Bagger. Eigentlich sollten bereits am 17. August Baumaßnahmen zur Medienerschließung des Gebietes beginnen. Es war neben fehlenden Parkplätzen und dem unsicheren Gelände einer der Gründe, warum ein zeitweiser Rummel, der Berlins Schaustellern nach der Corona-Pause helfen sollte, abgelehnt wurde. Der Tourismusverein Treptow-Köpenick wollte dafür eine Petition ins Leben rufen, doch dann hieß es plötzlich, die Baumaßnahmen sollen beginnen (der KURIER berichtete). Zwar wird hier und da bereits gebuddelt. Vor allem im ehemaligen und weitläufigen Eingangsbereich sehen Zaungäste bisher allerdings nur eines: Viel freie, ungenutzte Fläche.