Spezialfahrzeug im Stau: Opfer befreit, indem Betonmischer noch einmal über die Frau rollte
Abschlussbericht zeigt, dass das Bergungsfahrzeug ohne Stau gleichzeitig mit der Notärztin eingetroffen wäre

Der Abschlussbericht der Feuerwehr über den tödlichen Unfall einer Radfahrerin (44) auf der Bundesallee wirft bisherige Annahmen über den Haufen. Danach hat die Verzögerung der Ankunft eines speziellen Bergungsfahrzeugs durch die „Letzte Generation“ offenbar mindestens zu weiteren schlimmen Verletzungen des Opfers Sandra Umann geführt: Ein Zwillingsreifen des Betonmischers, voll beladen über 30 Tonnen schwer, rollte noch einmal über das Bein der unter ihm eingeklemmten Frau, damit sie befreit werden konnte.
Lesen Sie auch: Der Mordfall Hanna W. (✝ 23): Die Uhr des Täters blieb um 2.39 Uhr stehen! >>
Bergungsfahrzeug kam wegen Klima-Klebern acht Minuten später als erwartet
In dem Bericht, aus dem der Tagesspiegel und die BZ unabhängig berichten, vermeldet, dass der sogenannte Rüstwagen der Feuerwehr wegen der Klebe-Aktion auf der A 100 acht Minuten später eintraf als erwartet. Ohne die Sperrung der Autobahn wegen zweier Männer auf einer Schilderbrücke wäre das Bergungsfahrzeug nur eine Minute nach der Notärztin eingetroffen.
Lesen Sie auch: Irre Ansage vom Wetter-Experten: Hoch Charly bringt neue Wärme +++ Wärmstes Jahr seit 140 Jahren +++ 2022 bricht alle Rekorde >>
Bislang hatte laut Tagesspiegel der Ärztliche Leiter des Feuerwehr-Rettungsdienstes, Stefan Poloczek, unter Bezugnahme auf den Bericht der am Einsatz beteiligten Notärztin zu der brachialen Befreiung per Mail erklärt: „Selbst wenn mit Rüstwagen oder Kran andere technische Möglichkeiten zur Verfügung gestanden hätten, war dies die richtige Vorgehensweise.“
Lesen Sie auch: Gasabschlagszahlung, Gaspreisbremse, Wohngeld – wann wird welche Hilfe in der Energiekrise ausgezahlt? Ein Überblick über die Wintermonate>>
Die Ärztin hatte sich für die sofortige Befreiung der Frau ausgesprochen, der Einsatzleiter soll sich dann ans Steuer des Betonmischers gesetzt und ihn ein Stück bewegt haben. Wegen der Verspätung des Rüstwagens, so heißt es in dem Bericht, habe es keine sonst übliche „technische Beratung“ durch den Chef der vierköpfigen Bergetruppe geben können.
Rüstwagen sollte um 8.37 Uhr ankommen, tatsächlich war er erst um 8.45 Uhr in der Bundesallee
Laut dem Bericht war die Feuerwehr um 8.20 Uhr alarmiert worden. Um 8.28 Uhr war ein Feuerwehrfahrzeug am Ort, um 8.33 Uhr ein Rettungswagen, um 8.36 Uhr der Notarztwagen. Um 8.45 Uhr wurde die Radfahrerin befreit, gleichzeitig kam der Rüstwagen an. Laut Feuerwehr wäre er ohne den Stau um 8.37 Uhr eingetroffen, also nur eine Minute nach der Notärztin. Um 8.50 Uhr wurde Sandra Umann in den Rettungswagen geschoben, man stabilisierte sie für den Transport. Um 9.11 Uhr raste der Rettungswagen los, traf um 9.24 Uhr im Charité-Klinikum Virchow ein. Dort ist sie dann am Donnerstag verstorben.
Lesen Sie auch: Mit 150 km/h durch Berlin: Irrer Verfolgungsjagd +++ Polizei im Großeinsatz +++ Mann noch immer auf der Flucht >>
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen zwei Klima-Kleber
Sollten die polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen die Feststellungen der Feuerwehr bestätigen, wird es für die beiden Männer (63, 59) eng, die auf die Schilderbrücke geklettert waren. Die Polizei hatte daraufhin aus Sicherheitsgründen die Autobahn gesperrt, der Rüstwagen, der von der Wache Charlottenburg-Nord kam, hatte wegen seiner Breite Schwierigkeiten, durch den Stau und die möglicherweise unvollständige Rettungsgasse zu kommen.
Ermittelt gegen die Männer wird wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise Behinderung hilfeleistender Personen. Es könnte noch fahrlässige Tötung dazukommen.