Die Container am Columbiadamm auf dem Tempelhofer Feld in Berlin sind Unterkünfte für Geflüchtete. Die abgeschlossenen Wohneinheiten bieten Platz für mehr als 1000 Flüchtlinge. Doch Berlin braucht weitere Plätze für geflüchtete Menschen. 
Die Container am Columbiadamm auf dem Tempelhofer Feld in Berlin sind Unterkünfte für Geflüchtete. Die abgeschlossenen Wohneinheiten bieten Platz für mehr als 1000 Flüchtlinge. Doch Berlin braucht weitere Plätze für geflüchtete Menschen.  dpa/Lena Lachnit

Die Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge am Ukraine Ankunftszentrum auf dem Gelände des früheren Flughafens Tegel werden nach Überzeugung von Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) weiter gebraucht.

Der Senat hat die drei früheren Terminals A, B und C zunächst bis Ende des Jahres angemietet. Einschließlich zweier großer Zelte mit Betten für jeweils 400 Menschen gibt es dort 1900 Plätze zur kurzzeitigen Unterbringung ukrainischer Kriegsflüchtlinge. Sie aufzugeben, werde „verdammt schwer“ fallen, sagte Kipping am Mittwoch bei einem Rundgang im Ankunftszentrum. „Egal wie groß und toll das Ziel ist, für das es passiert.“

Bereits am Dienstag hatte die Senatorin über Überlegungen des Senats informiert, in Berlin etwa Leichtbauhallen für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen. Gesucht würden auch Freiflächen zur Errichtung von Großraumzelten und Leichtbauhallen. In „sehr kurzer Zeit“ müsse „eine große Zahl“ von Notunterkünften her, um die Lage kurzzeitig etwas zu entschärfen, heißt es in einem Papier der Senatorin an den Senat. Damit solle „die akute Obdachlosigkeit von Geflüchteten“ abgewendet werden.

In Tegel ist ein komplett neues Stadtquartier geplant

In das ehemalige Flughafengebäude soll eine Hochschule einziehen, außerdem ist auf dem früheren Flughafengelände ein komplettes neues Stadtquartier geplant. „Ich finde auch, die Vorhaben, die die Wissenschaft hat, sind total richtig und wichtig. Aber am Ende werden wir abwägen müssen, was wiegt schwerer: 1900 Menschen, die nicht in die Obdachlosigkeit geschickt werden oder ein wichtiges, schönes städtebauliches Vorhaben“, sagte die Linke-Politikerin. Ihr als zuständiger Sozialsenatorin sei die sichere Unterbringung von 1900 Menschen wichtiger. Das Thema sei im Senat aber noch nicht entschieden.

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Seit dem 20. Oktober wird Terminal C vor allem für die Registrierung von ukrainischen Geflüchteten genutzt. Die Terminals A und B dienen inzwischen zur Unterbringung von Flüchtlingen, in der Regel nur für wenige Tage. Schon bis zum Wochenende werde die Zahl der Menschen dort auf voraussichtlich auf 600 Personen steigen. Aber je schwieriger die Platzsituation in Berlin insgesamt sei, umso komplizierter werde es, die Menschen nach der Registrierung zu verteilen, sagte Kipping. „Wenn man eine Familie mit vier Menschen hat, muss man auch eine Unterkunft mit vier Plätzen finden“, sagte sie.

Sozialsenatorin Katja Kipping am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Ukraine-Ankunftszentrum im&nbsp; Terminal C im ehemaligen n Flughafen Tegel.&nbsp;
Sozialsenatorin Katja Kipping am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Ukraine-Ankunftszentrum im  Terminal C im ehemaligen n Flughafen Tegel.  dpa/Carsten Koall 

In Terminal C stehen die Schreibtische der Mitarbeiter des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten, die für die Registrierung zuständig sind. Dabei entscheidet sich auch, ob die Flüchtlinge in Berlin bleiben sollen oder nicht. Es gibt die Möglichkeiten für Corona-Tests, einen Kiosk, eine Kleiderkammer und die Essensausgabe. Die beiden großen beheizten Zelte vor den Terminals sind mit festem Boden ausgestattet und in sogenannten Waben unterteilt, die mit jeweils fünf Doppelstockbetten ausgestattet sind.

Kipping: Grundsätzlich sind kleinere Unterkünfte besser

Berlinweit fehlen Unterbringungsmöglichkeiten - und Kipping befürchtet, die Situation werde sich in den kommenden Wochen weiter verschlechtern. Nötig seien deshalb künftig mehr „großflächige Unterkünfte“, wie die Sozialsenatorin erklärte. „Das ist nicht mit den klassischen Bordmitteln zu schaffen. Aber es ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit.“

Grundsätzlich seien kleinere Unterkünfte zwar besser. „Aber jede einzelne Unterkunft kostet viel Zeit und viel Ressourcen, weil immer tausend Einzelprobleme geklärt werden müssen“, sagte Kipping. „Jetzt müssen wir groß denken.“ Berlin brauche deutlich mehr Plätze. „Und die zu schaffen, ist verdammt harte Arbeit.“

Die bisherige Strategie des Senats sei nicht gescheitert, betonte die Linke-Politikerin. „Sie war im Gegenteil sehr erfolgreich. Wir haben mehr Unterkunftsplätze als jemals zuvor, rund 28 900.“ Die Eröffnung von klassischen Unterkünften gehe auf jeden Fall weiter. „Aber wir haben hier eine Herkulesaufgabe zu stemmen, bis zum Jahresende 10.000 neue Unterkunftsplätze zu schaffen.“

Berlin ist nach wie vor das Tor zu Westeuropa

„Wir sind in einer besonderen Weise gefragt“, erklärte die Sozialsenatorin. „Weil Berlin nach wie vor das Tor zu Westeuropa ist und das Ukraine Ankunftszentrum Tegel das größte in der Bundesrepublik.“