Wohnmobil-Reise in Corona-Zeiten: Viele Campingplätze sind schon voll
Wer in Deutschland Ferien mit dem Caravan machen will, muss sich beeilen, die Nachfrage nach Stellplätzen ist riesig.

Bei einem Anruf an der Rezeption im Campingpark Kühlungsborn an der Ostsee lacht eine freundliche Mitarbeiterin, wenn man fragt, wie lange sie schon ausgebucht sind, für die Sommerferien. Seit Weihnachten sagt sie im trockenen Küstenslang, und meint Weihnachten 2019. Auch vor Corona sei das schon so gewesen, der Unterschied in diesem Jahr sei, dass es allen Plätzen an der Ostsee so gehe.
Auch in diesem Sommer sind Ferien wie früher wohl nur mit Einschränkungen möglich. Wenn was geht, dann wohl Camping in Deutschland, haben viele Menschen sich gedacht. Die Stellplätze für Wohnmobile sind für die Hauptsaison schon jetzt zu 70 Prozent ausgebucht, heißt es auch vom ADAC-Campingexperten Uwe Frers. An der Ostsee, Nordsee und in Bayern gibt es noch weniger freie Plätze. Wer also jetzt noch Urlaub in der Natur machen will, sollte sich beeilen.
Campingplätze in Brandenburg gut gebucht
Warum in die Ferne schweifen, auch an den Brandenburger Seen ist es sehr lauschig. Das wissen viele noch aus dem vergangenen Sommer, als die Campingplätze zwischen Uckermark und Rennsteig überrannt wurden. Nach einem Jahr Corona können sich mehr und mehr Menschen für den Gedanken erwärmen, abends am Lagerfeuer ihre Würstchen zu braten und dann ein Drink im Campingstuhl zu nehmen: Aperol statt Aerosol.
Sandro Gronau vom Campingplatz in Stendenitz, zwischen Rheinsberg und Neuruppin am Zermützelsee gelegen, merkt schon seit November, dass das Telefon öfter klingelt oder Menschen online buchen wollen. „Die Nachfrage ist stark“, sagt er. Hauptsächlich Caravan-Besitzer wollen raus. Auch bei ihm sind mittlerweile für die Hauptsaison 70 Prozent der Plätze ausgebucht. „Herrentag und Pfingsten geht gar nichts mehr“, sagt Gronau, auch im nächsten Jahr nicht. Die Leute buchen aktiver und sie fragen nach den Stornokonditionen, sagt Sandro Gronau. „Sie bekommen natürlich ihr Geld zurück, wenn Corona die Reisepläne durchkreuzt.“
Anfragen für Dauercampingplätze übersteigen Angebot
Andere Gäste, die gar nicht wieder weg wollen und nach Dauercampingplätzen fragen – in Stendenitz doppelt so viele wie sonst – muss er enttäuschen, alles ist voll.
Dass der boomende Campingtrend anhält, hat zwei Gründe, weiß ADAC-Camping-Experte Uwe Frers. Im letzten Jahr gab es ein Allzeithoch an Neuzulassungen für Wohnmobile und Caravans. 107.000 neue Fahrzeuge wurden zugelassen, der Markt für gebrauchte Camper war wie leergefegt. „Alle wollen raus, sagt Frers, der Pincamp, das Buchungsportal für Campingplätze des ADAC leitet. Camping sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Dabei sei es nicht so, dass alle unbedingt immer nur nach Deutschland wollten. Nach den heimischen Gefilden stehen normalerweise auch Italien, Kroatien, Frankreich und Dänemark auf der Route der Roadies. Doch Corona macht auch in diesem Sommer die Planung für Auslandsreisen schwer.
Camping-Urlaub boomt auch 2021
Damit es nicht zu Szenen kommt, wie im letzten Jahr, wo einzelne Platzbetreiber 1000 Anrufe über Nacht bekamen und Wohnmobile auf der Suche nach einer spontanen Stellmöglichkeit die Landstraßen verstopften, rät der ADAC-Experte dazu, jetzt verbindlich zu buchen. „Prüfen Sie die Stornobedingungen“, rät er. „Aber buchen Sie jetzt verbindlich.“ Gerade Wohnmobil-Neulinge versuchten immer wieder auf gut Glück, Plätze anzufahren und würden dann abgewiesen, weil schon alles belegt sei.
Deutschland ist günstiges Camping-Land
2900 Campingplätze gibt es in Deutschland, auch zu Ostern sind sie schon gut nachgefragt. Das Angebot an Campingplätzen erweitert sich nicht, aber die Nachfrage steigt stetig. Dabei ist der Urlaub unter freiem Himmel ein immer noch günstiges Unterfangen. Es gab einen moderaten Preisanstieg von 2 bis 3 Prozent, so Uwe Frers. „Bei dieser Nachfrage absolut akzeptabel.“ Deutschland bleibt das zweitgünstigste Campingland nach Polen.
Laut einer aktuellen Studie des ADAC will ein Drittel der Deutschen in diesem Jahr wieder mehr Geld für Urlaub ausgeben als 2020. 5000 Menschen wurden zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Reisepräferenzen befragt.
Dabei geht aber jeder Fünfte über 40 Jahren nicht davon aus, im laufenden Jahr wieder verreisen zu können. Knapp die Hälfte der Befragten will daher kurzfristig oder vorab gar nicht buchen.
Ein weiteres Ergebnis der ADAC-Studie: Deutschland wird als Reiseziel auch 2021 wieder im Fokus stehen. Knapp zwei Drittel der Deutschen wollen auch in diesem Jahr hierzulande Urlaub machen.