Das Kaninchen war im Motorraum des Autos eingeschlossen, kam von selbst nicht heraus.
Das Kaninchen war im Motorraum des Autos eingeschlossen, kam von selbst nicht heraus. Foto: Stefan Klippstein

Immer wieder geraten Wildtiere in missliche Situationen – aber nur wenige haben so viel Glück wie dieses: Tierschützer Stefan Klippstein (36) befreite in der vergangenen Woche ein verletztes Kaninchen aus einem Parkhaus. Klingt einfach, ist aber Berlins schrägste Tier-Rettung! Denn: Bei dem Einsatz wurde er selbst im Gebäude eingesperrt, vier Feuerwehrleute und drei Polizisten mussten helfen - und am Ende übernachtete das Tier in Klippsteins Badewanne.

 Der 36-Jährige war zum Essen verabredet, lief durch die Kantstraße, entdeckte in der Zufahrt eines Parkhauses das verletzte Jungtier. „Es torkelte da herum – ich dachte gleich, dass es von einem Auto angefahren wurde.“ Als Klippstein sich dem Tier näherte, schoss es ins Parkhaus, versteckte sich hinter einem BMW. Beim Versuch, das Kaninchen zu fangen, hüpfte es weiter ins Innere des Motorraums. „Ein Sicherheitsmitarbeiter sagte, dass das Parkhaus um 21 Uhr automatisch schließt.“

Stefan Klippstein engagiert sich seit 25 Jahren im Tierschutz.
Stefan Klippstein engagiert sich seit 25 Jahren im Tierschutz. Foto: Berliner KURIER / Sabine Gudath

Die Tore gingen zu, Klippstein war eingesperrt. Der Betreiber des Parkhauses habe am Telefon verständnislos reagiert. „Als ich von dem Kaninchen erzählte, fragte er mich, ob ich Drogen genommen habe“, sagt Klippstein. Die Freundin, mit der er verabredet war, lotste er zum Parkhaus. „Ich fand einen Notausgang mit drei Türen, die sich aber nur von innen öffnen ließen“, sagt er.

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Um aus dem Gebäude zu kommen, zog er seine Oberbekleidung aus, sicherte damit die Türen, um später wieder Zugang zu haben. Dann alarmierte er die Feuerwehr, vier Retter rückten an, außerdem drei Polizisten „Die Beamten machten den Halter des Wagens ausfindig, er kam aus Marienfelde. Gemeinsam wurde das Auto mit Luftkissen angehoben, die Motorhaube geöffnet, Teile der Autoverkleidung abgeschraubt.“, erzählt er.

Die Feuerwehrleute bei der Rettung des Tiers.
Die Feuerwehrleute bei der Rettung des Tiers. Foto: Stefan Klippstein

Viele würden behaupten, der Aufwand sei für die Rettung eines wilden Kaninchens zu groß – doch Klippstein sieht das anders. „Jedes Leben ist wertvoll. Und das Kaninchen wäre, wenn der Besitzer das Auto angelassen hätte, tot gewesen“, sagt er. Er lobt die Arbeit und den Einsatz von Feuerwehr und Polizei. Das Kaninchen übernachtete nach einer Notbehandlung in einer Tierklinik in Klippsteins Badewanne. „Weil es in Berlin keine richtigen Anlaufstellen für kranke und verletzte Wildtiere gibt, niemand fühlt sich zuständig. Deshalb brachten wir es am nächsten Tag in eine Wildtierstation nach Oranienburg. Hier wird es aufgepäppelt, damit es bald ausgewildert werden kann.“