Seine „Mama“ erinnert sich
So kam Pittiplatsch vor 60 Jahren auf die Welt: Ein Teufelchen war das Vorbild für den Kinder-Star
Im KURIER erzählt die Berliner Autorin Inge Trisch, wie das DDR-Fernsehen den frechen Kobold erfand und warum er 1962 nur einmal gezeigt werden sollte.

Ach du meine Nase – jetzt ist es soweit. Pittiplatsch der Liebe wird am Freitag (17. Juni) 60 Jahre alt. Da gratulieren und freuen sich nicht nur die kleinen und großen Fans der legendären Figur des DDR-Kinderfernsehens. Auch seine „Mama“ Inge Trisch (88) ist überglücklich, dass es ihren Pitti nun schon so lange gibt. Im KURIER-Gespräch verrät sie, dass der freche Kobold eigentlich nur einmal über den Bildschirm flimmern sollte. Und der Teufel war bei der „Geburt“ des TV-Stars Pate!
Inge Trisch weiß noch ganz genau, wie Pittiplatsch auf die Welt kam. Die Berlinerin war eigentlich Lehrerin, kam dann als Autorin und Redakteurin zum DDR-Kinderfernsehen. Zu der beliebten Sendung „Meister Nadelöhr erzählt“, die seit November 1955 immer sonnabends mit dem Theaterschauspieler Eckart Friedrichson (1930-1976) lief.
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Pitti-Mama Inge Trisch: „Schnatterinchen und Bummi waren viel zu brav“
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„Da gab es bereits schon die Puppen Schnatterinchen und den Bären Bummi“, sagt Trisch. „Aber die waren so lieb, so gut und so nett, wie man auch die Kinder sein sollten. Aber immer brav zu sein, ist langweilig. Kinder wollen auch mal Streiche machen. Und dazu sollte nun bei Meister Nadelöhr eine passende Puppe bekommen, die wir in unserem Kollektiv erfinden sollten.“

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Per Zufall kam Inge Trisch auf das Kinderbuch „Alarm im Kasperletheater“ von Nils Werner, das 1958 erschien und 1960 als Zeichentrickfilm von der Defa verfilmt wurde. „Darin taucht ein Teufelchen auf, das alle Pfannkuchen auffutterte, die für den Geburtstag der Oma bestimmt waren“, sagt Inge Trisch. „So eine liebenswerte freche Figur, so einen kleinen Rebellen, sollte Meister Nadelöhr bekommen.“

Ganz klar, dass diese Puppe kein Teufel werden durfte. „Aber ein Kobold erschien allen passend. Mit der Bildhauerin Emma-Maria Lange wurde er aus zwei Kugeln gestaltet“, sagt Trisch. Wie es zu dem Namen Pittiplatsch kam, weiß sie nicht mehr so genau. „Am Ende war es die Erfindung eines ganzen Teams.“

Bei seinem ersten Auftritt bekam Pittiplatsch Bauchschmerzen
Am 17. Juni 1962 hatte Pittiplatsch endlich seinen ersten Auftritt im DDR-Kinderfernsehen. In einer Meister-Nadelöhr-Folge, die im Sandmann-Abendgruß gezeigt wurde. Auch hier stand das Teufelchen Pate. „Meister Marke brachte Meister Nadelöhr ein Paket in die Märchenstube, in dem Pfannkuchen sein sollten. Doch aus dem Paket sprang Pittiplatsch, hatte wie das Teufelchen aus dem Kinderbuch und Film, die Leckereien aufgefuttert und nun heftige Bauchschmerzen“, erzählt Trisch.
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Eigentlich sollte dieser Pitti-Auftritt der einzige sein. „Ich bekam die Genehmigung für die Figur mit der Auflage, dass sie nur in einer Folge zu sehen ist“, sagt Trisch. Doch die Autorin die wollte Pitti nicht so schnell wieder verschwinden zu lassen. „Im Drehbuch ließ ich Meister Nadelöhr die Zuschauer fragen, was er nun mit diesem frechen Kerl machen soll, der bei ihm aufgetaucht war. Die Antwort kam säckeweise mit der Post. Die Kinder wünschten sich, dass Pittiplatsch bleibt.“

Anders die Erwachsenen. Pädagogen schrieben Briefe ans Fernsehen, dass man so eine Figur, die ständig die Zunge zeigt und die Kinder nur zu Unsinn verführt, verschwinden sollte. Pitti wurde nach seinem zweiten Auftritt abgesetzt. Es hagelte Protestbriefe. „Pittiplatsch kam zurück und hat bis heute im Fernsehen überlebt“, sagt Trisch.