Viel Glück im neuen Jahr!
Viel Glück im neuen Jahr! Foto: imago images/imagebroker

Die restlichen Seiten im Kalender sind dünn wie ein Anzeigenprospekt. Nur noch zwei, drei kümmerliche Blättchen. Jetzt, wo es zu Ende geht, dieses 2020, ist für viele Zeit, persönlich Bilanz zu ziehen. Was war? Was kommt? In der stillen Zeit zwischen den Jahren lässt sich besonders gut ausloten, welchen Leitsternen man im nächsten Jahr folgen möchte. Mit guten Vorsätzen, die schon im Januar wieder vergessen sind, hat das wenig zu tun.

Wenn die Raketen in den Himmel steigen, fragen wir uns, was das neue Jahr bringen wird. Doch dem Schicksal ganz ausgeliefert sind wir dabei nicht. Einige wesentliche Fragen helfen dabei, herauszufinden, was sich im neuen Jahr verändern darf und was bleiben soll.

Die Zeit zwischen den Jahren nutzen wir seit Jahren schon, um zurückzublicken: Wohin hat uns das letzte Jahr gebracht. Schau, wie wir gewachsen sind, was wir geschafft haben und wo wir krachend gescheitert sind. Dieses Bilanzieren beginnt in unserer Familie zu Weihnachten mit dem Schmücken des Baums. Jedes Jahr kommt eine neue Kugel dazu. In dem Kistchen, in dem sie aufbewahrt wird, steckt auch ein Zettel. In Stichworten haben wir Meilensteine und Höhepunkte des letzten Jahres notiert. Sommerurlaub an der Ostsee, Homeschooling, das große Gartenfest abgesagt, Oma mit Corona im Krankenhaus.

Was soll nach Corona anders werden

Wenn sich der Weihnachtstrubel dann gelegt hat, ist Zeit, noch einmal im alten Kalender zu blättern. Wie viel dann doch möglich war in diesem besonderen Jahr. Und wie oft Pläne durchkreuzt und Alternativen gefunden wurden. Die Fahrradtour durch die Prignitz wäre uns normalerweise im Leben nicht eingefallen, auch das Schloss bei Meißen wäre uns in anderen Jahren wohl entgangen. Die Spaziergänge mit Freunden und die abgeholten Mahlzeiten dürfen gern bleiben. Weniger Shopping, mehr draußen, das sind Leitsterne, die uns auch nach Corona weiter den Weg weisen sollen.

Nebenbei liegt nun der Kalender fürs nächste Jahr griffbereit. Schon jetzt gibt es Termine, die wir mit Vorbehalt eintragen. Auch dass nicht alles, was geplant werden kann, geplant werden muss, hat uns das letzte Jahr gelehrt. Wir sind durch die Pandemie flexibler geworden, genügsamer.

Vision für das kommende Jahr entwickeln 

Wer jetzt die Zeit findet, den Blick aus dem Hamsterrad des Alltags zu richten, kann weitere Koordinaten für die kommenden Monate festlegen. Welche Bilder sollen vom kommenden Jahr in meinem Kopf oder auf dem Smartphone bleiben? Was möchte ich gefeiert haben, wen öfter gesehen?

Welche große Veränderung wünsche ich mir schon lange und welche kleinen Schritte kann ich in diesem Jahr gehen um ihr näher zu kommen? An welchen Rollen und Aufgaben möchte ich wachsen? Den persönlichen Kompass ausrichten, erfordert Selbstbeobachtung. Was gibt mir Sinn? Was für ein Mensch möchte ich sein? Was ist meine Leidenschaft und was inspiriert mich? Was kann ich mir von Vorbildern abgucken?

Gute Vorsätze sind aus der Mode gekommen 

Bei dieser Art von Weichenstellung geht es weniger um die fünf Kilo, die bis Ostern runter sein müssen. Ohnehin sind die guten Vorsätze zu Silvester inzwischen ziemlich aus der Mode gekommen.

Nur noch 40 Prozent der Menschen fassen sie, sagen Studien, die Tendenz ist rückläufig. Sind wir es leid, uns an den immer gleichen Zielen abzuarbeiten: weniger Alkohol, mehr Sport, mehr Familie? Weniger müssen müssen – die Corona-Krise hat vielen Menschen noch einmal deutlicher vor Augen geführt, was ihnen wirklich wichtig ist im Leben.

Psychologen sagen: „Das Ziel muss leuchten!“ Wie ein Leitstern eben. Im Alltag segeln wir dann am besten nicht sklavisch auf ihn zu, sondern finden unseren eigenen Kurs um die Untiefen des Lebens.