Kleiderspende mal anders : Diese beiden Berliner machen Klamotten aus alter Bettwäsche
Nils Neubauer (26) und Michael Pfeifer (25) vertreiben Kleidung aus alten Bettbezügen, die sonst im Müll gelandet wären - und wollen mit ihrer Idee den Mode-Markt umkrempeln.

Würden Sie Bettwäsche anziehen? Nein? Dann haben Sie noch nie von diesen beiden jungen Männern gehört: Nils Neubauer (26) und Michael Pfeifer (25) wollen genau damit den Mode-Markt revolutionieren. Sie vertreiben unter dem Namen „Moot“ Kleidung aus alten Bettbezügen, die sonst im Müll gelandet wären. Dem KURIER erzählten sie, warum die Idee die Welt verändern soll.
Nils Neubauer studierte Modedesign, schloss im Sommer ab. „Im Studium beschäftigte ich mich auch mit der Modeindustrie – und stellte fest, dass sehr viele überproduzierte Textilien im Müll landen“, sagt er dem KURIER. Er wollte eine Modekollektion aus ausrangierten Stoffen entwickeln, fand bei der Stadtmission einen Partner. „Ich besuchte eine Kleiderkammer, holte mir einen Müllsack mit aussortierten Stoffen. Darin waren unter anderem mehrere maßgeschneiderte Anzüge aus Thailand“, sagt er. „Damit können Obdachlose natürlich nicht viel anfangen.“
Im Kopf wuchs der Plan, mehr aus der Idee zu machen. Unterstützung fand er bei Michael Pfeifer, der BWL studierte. „Ich hatte mit der Textilindustrie kaum Berührungspunkte – außer der Tatsache, dass ich wie jeder andere Mensch Kleidung kaufe“, sagt jener. Er beschäftigte sich mit dem Thema, lernte viel dabei. „Die Modeindustrie gehört zu den größten Klimakillern, das war mir nicht bewusst. Allein für die Produktion eines T-Shirts werden 2000 Liter Wasser verbraucht – das ist Trinkwasser, mit dem man einen Menschen drei Jahre versorgen könnte.“

Auch Neubauer habe sich damit vor seinem Studium kaum auseinandergesetzt – bis er die Textil-Sortierung der Stadtmission besuchte. „Die Klamotten waren meterhoch aufgetürmt – und ein Mitarbeiter sagte, das sei der Abfall von einer Woche.“ Kleiderspende-Container dienen vielen eher zur Entsorgung. Auch große Mengen Bettwäsche kommen so zusammen, doch niemand kann damit etwas anfangen.
Aus der Idee entstand das Start-up „Moot“ - „Made out of Trash“ („Hergestellt aus Müll“). Die Idee: Die beiden Gründer lassen sich mit den Stoffen versorgen, die eigentlich im Müll gelandet wären. Die Stoffe werden in einer Färberei eingefärbt, in zwei Berliner Nähereien entstehen daraus T-Shirts. Manche sind einheitlich gefärbt, bei anderen schimmert das Bettwäsche-Muster durch. Schon jetzt merken die beiden, dass die Idee ankommt. „Viele Käufer lassen sich gern überraschen“, sagt Pfeifer.

Momentan gibt es die Stücke (49 Euro) im Onlineshop von „Moot“ – und in der „NochMall“, dem erst neuen Gebrauchtwaren-Kaufhaus der BSR. Die Mission der Gründer: „Wir wollen vor allem auf das Problem der Verschwendung aufmerksam machen. Die großen Modelabels bieten ihre Waren an – und der Konsument hat gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Viele kaufen sich T-Shirts für fünf Euro, aber wissen nicht, wie schädlich das für die Umwelt ist.“
Hinzu kommen die Arbeitsbedingungen. Große Unglücke wie den Einsturz einer Näherei in Bangladesch bekomme man mit. „Aber insgesamt findet das Thema in unserer Gesellschaft zu wenig statt. An dieser Stelle wollen wir aufklären, daran hängt mein Herz.“ Neubauer und Pfeifer haben eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, sammeln Spenden, um das Projekt weiterentwickeln zu können. Denn es gibt viele Ideen. Gerade hat Neubauer einer Daunenjacke aus einer Bettdecke hergestellt. „Mein Traum ist es, dass wir ein komplettes Outfit aus den alten Stoffen anbieten können.“