Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln wird man jetzt öfter an der Grenze zu Polen sehen.
Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln wird man jetzt öfter an der Grenze zu Polen sehen. imago/Wölk

Es liest sich wie die Rekrutierungsanzeige einer schäbigen kleinen Privat-Armee: „Hunderte illegale Grenzübertritte in Brandenburg? Auf zum Grenzgang!“ Mit diesen unfassbar doofen Schlagwörtern versucht die rechtsextreme Partei Der Dritte Weg Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen und eine Bürgerwehr ins Leben zu rufen.

Hintergrund sind die stärkeren Fluchtbewegungen aus Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban und eine Zunahme von Geflüchteten, die über Belarus nach Polen und dann nach Deutschland gelangen – offenbar auch mit Wissen von Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko.

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„Seit Wochen strömen tausende junge Männer aus dem Irak, Syrien und dem Jemen über Minsk (Weißrussland) weiter durch Litauen und Polen in unsere deutsche Heimat“, heißt es scheinheilig auf der Homepage der Partei. „Von Mecklenburg und Pommern, über Brandenburg und Sachsen werden täglich hunderte illegale Grenzübertritte registriert. Die Asylheime in den Regionen, die 2015 bei der großen Asylflut geschaffen wurden, füllen sich wieder oder werden reaktiviert. Das Land Brandenburg hat ein Hilfegesuch an alle Kommunen abgegeben, Unterkünfte frei zu machen, da der Ansturm täglich zunimmt. An der Öffentlichkeit geht diese Entwicklung nahezu unbemerkt vorbei, lediglich die Grenzregionen können erahnen, was sich hier gerade für eine Katastrophe anbahnt.“

Wer Lust habe mitzumachen, soll sich bei der Partei melden

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Und weiter: „Wir wollen kein zweites 2015 und auch keine weitere Massenzuwanderung junger Männer, die hier illegal unser Land betreten. Gut ausgerüstet laufen unsere Aktivisten nun in unregelmäßigen Abständen die Grenzregionen ab, um illegale Ausländer aufzuspüren. Immer wieder werden Reisedokumente und Pässe am Wegesrand gefunden, die verdeutlichen, wie hier gezielt die Herkunft der Invasoren verschleiert werden soll.“

Wer Lust habe mitzumachen, solle sich bei der Partei melden. Der irre Aufruf hat die Bundespolizei in Berlin auf den Plan gerufen. Sie beobachtet ab sofort das Treiben der Neonazis.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will die vielen unerlaubten Einreisen über die Belarus-Route nach Deutschland jetzt mit verstärkten deutsch-polnischen Patrouillen bremsen. Unterdessen schafft Berlin zusätzlichen Platz für Asylsuchende. Innerhalb von vier Wochen werden fünf Unterkünfte mit zusammen 12.000 Plätzen eröffnet, sagte Monika Hebbinghaus vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF).