Das Reliquiar des heiligen Cosmas aus dem 13. Jahrhundert gehört zum Welfenschatz. Gut 30 Zentimeter hoch, umhüllt teilweise vergoldetes Silber einen Eichenholz-Kern mit Überbleibseln des Heiligen. Auf der Brust prangt ein Bergkristall.
Das Reliquiar des heiligen Cosmas aus dem 13. Jahrhundert gehört zum Welfenschatz. Gut 30 Zentimeter hoch, umhüllt teilweise vergoldetes Silber einen Eichenholz-Kern mit Überbleibseln des Heiligen. Auf der Brust prangt ein Bergkristall. dpa/Alina Novopashina

Im Kampf um den Verbleib des unermesslich wertvollen Welfenschatzes in Berlin hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) einen wichtigen juristischen Erfolg errungen: Ein Gericht in Washington D. C. hat die Klage der Erben von Kunsthändlern auf Herausgabe nicht angenommen. Der Fall gehöre nicht vor US-Gerichte.

SPK-Präsident Hermann Parzinger sieht sich in der Auffassung bestätigt, dass die Klage auf Restitution des Welfenschatzes nicht von US-Juristen zu entscheiden sei. Parzinger: „Die SPK ist zudem der Ansicht, dass der Verkauf des Welfenschatzes 1935 kein NS-verfolgungsbedingter Zwangsverkauf war und die Klage auf Restitution daher auch in der Sache unbegründet ist.“  

Die Kläger hätten unzulässiger Weise gegenüber vorherigen Verfahren eine vollständig neue Argumentation gewählt, um die Zuständigkeit amerikanischer Gerichte zu begründen. Außerdem hätten sie nicht ausreichend dargelegt, dass die Mitglieder des Händlerkonsortiums keine deutschen Staatsangehörigen gewesen seien.  

Welfen waren pleite und verkauften ihren Schatz

Die Erben zweier jüdischer Kunsthändler hatten 2015 in den USA auf Rückübertragung von 42 der 44 mittelalterlichen, kirchlichen Werke geklagt, die im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum ausgestellt sind. Sie gehörten seit 1866 dem Adelshaus der Welfen.

Das hannoversche Fürstenhaus geriet in den 1920er Jahren in die finanzielle Bredouille, weil es im österreichischen Exil Steuern zahlen musste. Es verkaufte den Schatz aus kunstvoll gearbeiteten Edelmetall-Kreuzen, Reliquiaren, Altären und Folianten 1929 an ein Kunsthändler-Konsortium.

Das erlitt ein Desaster: Kurz nach dem Kauf brach die  Weltwirtschaft zusammen, nirgendwo in Europa konnten die Händler den Schatz loswerden. In den USA wurde die Hälfte für umgerechnet 2,5 Millionen Reichsmark verkauft. Der Rest ging in die Niederlande, wo der Konsortialführer im Exil lebte.

Am Ende boten die Händler, deren klagende Erben in Großbritannien und den USA leben, den Rest des Schatzes dem Staat Preußen an: 1935, als die Nazis Deutschland regierten. Der Preis: 4,8 Millionen Reichsmark. Das machte mit den Einnahmen aus den USA einen Verlust von rund 10 Prozent.