BVG-Chefin Eva Kreienkamp - ihr Vertrag soll nicht verlängert werden.
BVG-Chefin Eva Kreienkamp - ihr Vertrag soll nicht verlängert werden. KURIER/Markus Wächter

Sie saß kaum zwei Jahre auf dem Chefsessel der Berliner Verkehrsbetriebe – und nun soll sie schon wieder den Platz räumen. Der Vertrag von BVG-Geschäftsführerin Eva Kreienkamp (60) wird vom Land Berlin nicht verlängert.

Der „Sturz“ in der Chefetage wurde im Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebe schon in der vergangenen Woche beschlossen, wie erst jetzt bekannt wurde. Das Gremium habe entschieden, eine Vertragsverlängerung für Eva Kreienkamp „nicht zu empfehlen“, teilte die Wirtschaftsverwaltung am Mittwoch mit. Die Entscheidung soll einstimmig gefallen sein, hieß es.

Die Personalie der BVG-Chefin stand zur Debatte, weil Ende September 2023 ihr Dreijahresvertrag ausläuft. Bis dahin kann Kreienkamp an der Spitze der Verkehrsbetriebe bleiben. Ob sie das tun wird, ist ungewiss.

Rund 15.800 Mitarbeiter hat die BVG, ist damit Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen. Im Oktober 2020 übernahm Kreienkamp, die zuvor 15 Jahre Co-Chefin der Mainzer Verkehrsgesellschaft war, den Chefposten und löste Vorgängerin Sigrid Nikutta ab, die in den Vorstand der Deutschen Bahn gewechselt war.

BVG-Chefin Kreienkamp: „Die Berliner haben sie kaum wahrgenommen“

Offiziell wurde die Entscheidung des Aufsichtsrates nicht kommentiert. Es wurden auch keine Gründe genannt, warum man Kreienkamp als BVG-Chefin nicht weiter haben möchte.

„Sie war in der Öffentlichkeit zu wenig präsent“, sagt Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb dem KURIER. „Die Berliner hatten ja kaum wahrgenommen, dass es eine neue BVG-Chefin gab. Sie ist nie wirklich bei den Menschen angekommen.“

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Eva Kreienkamp am Steuer eines Busses: Der BVG-Chefin wird unter anderem mangelnder Einsatz vorgeworfen.
Eva Kreienkamp am Steuer eines Busses: Der BVG-Chefin wird unter anderem mangelnder Einsatz vorgeworfen. dpa/Britta Pedersen

Nach Meinung des Berliner Fahrgastverbandes hätte sich Kreienkamp stärker bei der Politik für die Bedürfnisse der Fahrgäste einsetzen müssen. Etwa bei den Debatten um die Verkehrswende in der Stadt, so Wieseke. „Wir brauchen auf den Straßen nicht nur mehr Radwege sondern auch mehr Platz und mehr Tempo für die Busse und Straßenbahnen“, sagt er. Dies hätte die BVG-Chefin im Interesse der Fahrgäste deutlich klarmachen müssen. „Das gehört zu ihren Aufgaben“, sagt Wieseke.

Die Berliner Zeitung berichtet, habe Kreienkamp auch die Gewerkschaften und Personalvertretungen gegen sich gehabt, unter anderem, weil der BVG-Vorstand die Sperrung des Vordereinstiegs bei Bussen gegen ihren Willen rückgängig machen wollte. Das war im März 2020 eingeführt worden, um die Fahrer in der ersten Corona-Welle vor Ansteckungen zu schützen. Erst im Juli 2021 gingen die Vordertüren wieder auf, als ein Gutachten für weitgehende Entwarnung bei der Ansteckungsgefahr für die Fahrer gesorgt hatte.

Zu wenig Fühlung zur Basis, kein Vertrauen in der Politik

Insgesamt habe die BVG-Chefin viel zu wenig Kontakt zur Mannschaft gesorgt, und auch bei der Verbindung zur Politik habe es gehakt: Die Vertreter Berlins fühlten sich nicht immer richtig informiert, was zu einem Vertrauensverlust geführt habe.

Was die BVG jetzt brauche, ist eine starke Führung. So sieht es der CDU-Verkehrsexperte Oliver Friederici. „Der Ausbau des Nahverkehrs und die Erweiterung der U-Bahn erfordern eine klare Strategie, Entschlossenheit, vor allem eine durchsetzungsstarke Unternehmungsleitung bei der BVG“, sagt er. „Der Senat muss sicherstellen, dass nach der Entscheidung des Aufsichtsrates die lähmende Führungskrise durch eine schnelle Nachbesetzung gelöst wird.“