Shopping mit Hindernissen: Kaufhof, Karstadt und Ikea werden bestreikt
Die Gewerkschaft Verdi hat zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Auch die Mitarbeiter der Thalia-Buchhandlungen gehen auf die Straße.

Gleich mehrere große Handelshäuser werden heute bestreikt. Ganztägig. Darunter auch die Warenhäuser des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns, ein Unternehmen, das sich gerade im Insolvenzverfahren befindet.
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Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof, Ikea und Thalia zu einem ganztägigen Warnstreik in den Berliner Filialen aufgerufen. „Die Beschäftigten engagieren sich bei Galeria für die Standort- und Arbeitsplatzsicherung, den seit 2020 im Raum stehenden Digitalisierungstarifvertrag bei Ikea sowie die Rückkehr der Thalia-Buchhandlungen in den Tarifvertrag“, teilt die Gewerkschaft mit.
Die Galeria-Beschäftigten fordern den Erhalt der Standorte Wilmersdorfer Straße und Müllerstraße
In Berlin stehen zwei von zehn Galeria-Kaufhäusern vor dem Aus. Die Standorte in Charlottenburg (Wilmersdorfer Straße) und Wedding (Müllerstraße) sollen den Plänen des Warenhauskonzerns zufolge Ende Januar schließen. „Die Galeria-Beschäftigten fordern den Erhalt der Standorte Wilmersdorfer Straße und Müllerstraße, bei Umbauten der Häuser eine Weiterbeschäftigung in einer anderen Filiale sowie ein Rückkehrrecht in ihr wiedereröffnetes Haus“, erklärt Verdi.
Die Beschäftigten in den acht weiteren Häusern sorgten sich derweil um eine „dramatische Verschlechterung ihrer Entgelte und weiterer Arbeitsbedingungen“. Verdi fordert in den seit Februar andauernden Verhandlungen unter anderem die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels. Eine Streikkundgebung ist für Mittwoch, 11 Uhr, vor dem Galeria-Standort in der Wilmersdorfer Straße geplant.
Gestreikt wird bei Galeria Karstadt Kaufhof aber nicht nur in Berlin. Aus Protest gegen den harten Sanierungskurs hat die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten auch in zahlreichen Filialen in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu Warnstreiks aufgerufen.

Hintergrund der Protestaktionen ist der von den Gläubigern gebilligte Sanierungsplan für das Unternehmen. Er sieht bundesweit die Schließung von 47 der 129 Filialen vor, was den Verlust von etwa 4000 Arbeitsplätzen bedeuten würde.
Galeria-Vorstand stuft Streiks als rechtswidrig ein
Verdi begründete die Warnstreiks allerdings nicht mit dem Sanierungsplan, sondern mit festgefahrenen Tarifverhandlungen für die derzeit noch rund 17.000 Beschäftigten. Die Gewerkschaft verlangt unter anderem den Insolvenzschutz für Zeitgutschriften und Zahlungsansprüche, die nicht mit der monatlichen Vergütung fällig sind.
„Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr“, sagt Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Dass die Arbeitgeber jetzt erneut Lohnverzicht forderten, bringe Menschen bei Galeria auf die Straße.
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Der Galeria-Vorstand hatte Pläne für Warnstreiks kritisiert. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die Verdi-Spitze. Der Brief lag dem Portal Business Insider vor. Beide Chefs erinnerten daran, dass sich Galeria nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“ befinde.