„Kein illegales Hotel“!

SEZ sagt „Nein“! Klima-Kleber wurden aus ihrem Hauptquartier geworfen

Für ihre Offensive in Berlin wollte die Letzte Generation sich im SEZ an der Landsberger Allee einquartieren, doch der Besitzer hat sich quergestellt.

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Das SEZ an der Landsberger Allee, hier wollte die Letzte Generation eigentlich unterkommen.
Das SEZ an der Landsberger Allee, hier wollte die Letzte Generation eigentlich unterkommen.Sabine Gudath

Wo schlafen die Klima-Kleber eigentlich zwischen ihren Blockade-Aktionen in Berlin? Wo machen sie mal Pause und essen etwas? Diese Fragen haben sich bestimmt schon viele gestellt! Mitglieder der Letzten Generation sind in den vergangenen Tagen aus ganz Deutschland angerückt, um die angekündigte Großoffensive in der Hauptstadt zu starten.

Nachdem sie am Sonntag zum Entsetzen der Berliner das Brandenburger Tor beschmiert hatten, legen sie seit Montagfrüh nun den Verkehr lahm: In bekannter Manier kleben sie überall in der Stadt auf der Straße. So soll es jetzt erst mal weitergehen. Das bedeutet natürlich, dass die Klima-Kleber sich irgendwo organisieren müssen … 

Altes DDR-Spaßbad sollte Klima-Kleber-Hauptquartier werden

Als Hauptquartier hatten die Klima-Kleber eigentlich das leer stehende Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee auserkoren. Aber: Ihr Plan ist geplatzt! Der Eigentümer hat es sich anders überlegt und die Letzte Generation jetzt wieder auf die Straße gesetzt. Die Berliner Morgenpost berichtet: SEZ-Eigner Rainer Löhnitz – beziehungsweise dessen Generalmieter-Gesellschaft – haben den aufgesetzten Mietvertrag mit der Letzten Generation für die Tischtennishalle aufgekündigt.

Die KUEÖ gGmbH, die den Aktivisten als operatives Instrument dient, hatte die Halle in Friedrichshain samt angrenzender Grünflächen bis Ende November mieten wollen – für eine Miete über rund 25.000 Euro. Eigentlich war mit den SEZ-Verantwortlichen Folgendes vereinbart: Es gehe um „Schulungen und Teambuilding“, die Aktionszeiten seien immer von 7 bis 23 Uhr.

SEZ-Investor Rainer Löhnitz hat die Klima-Kleber doch wieder aus seinen Hallen geworfen.
SEZ-Investor Rainer Löhnitz hat die Klima-Kleber doch wieder aus seinen Hallen geworfen.Norbert Koch-Klaucke

SEZ-Eigentümer fürchtete illegales Hotel

Doch wollte die Letzte Generation hier wirklich nur Teambuilding betreiben? Als die SEZ-Leute mitbekamen, dass die Aktivisten „bergeweise Matratzen“ abluden und gefragt wurden, „wo die Duschen“ seien, wurden sie misstrauisch. Und damit nicht genug: Zuvor hatten die verdächtigen Mieter schon mehrere Bioklos aufgebaut und Freiluft-Waschbecken installiert …

Löhnitz und seine Kollegen machten schließlich einen Rückzieher: „Ich kann hier kein illegales Hotel laufen lassen“, betont der Eigentümer. Schließlich habe der Mietvertrag lediglich Schulungen vorgesehen.

Die Klima-Kleber blockieren seit Montag wieder Berlins Straßen.
Die Klima-Kleber blockieren seit Montag wieder Berlins Straßen.dts Nachrichtenagentur/Imago

Wo schläft die Letzte Generation jetzt?

Doch sind die Klima-Kleber schon ausgezogen? Laut dem SEZ-Verantwortlichen lagern die Matten, Pfannen, Gaskocher, Plastikstühle und Salzstangen – sogar Zimmerpflanzen – noch im Gang und warten darauf, von den Klimaaktivisten abgeholt zu werden.

Und wo kommen die Klimaschützer jetzt unter? Wie es von der Letzten Generation hieß, werde man die Gemeinschaftsküche zunächst am Anton-Saefkow-Park in Prenzlauer Berg aufbauen. Schlafplätze für die Aktivisten von außerhalb werden dringend gesucht. Unter anderem die Evangelische Kirchengemeinde am Weinberg hatte vor zwei Wochen bereits ihre Hilfe angeboten. Aber in der zur Verfügung gestellten Wohnung werden wohl kaum alle Aktivisten Platz finden.

So sah das SEZ um 1988 aus, als es noch in Betrieb war. 
So sah das SEZ um 1988 aus, als es noch in Betrieb war. Imago Images

Was wird in Zukunft aus dem SEZ?

Jetzt steht das SEZ, bis auf die Überbleibsel der Klimaaktivsten, wieder leer. Was ist eigentlich der Plan für das alte DDR-Spaßbad? Das klärt sich wohl erst, wenn sich der jahrelange Rechtsstreit mal erledigt hat! Zum Hintergrund: Rainer Löhnitz hatte das ehemalige SEZ-Gelände 2003 für einen symbolischen Euro aus dem Liegenschaftsfonds Berlins gekauft. Das Freizeitbad, das zuvor große Verluste machte, war zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen.

Der sächsische Investor wurde damals verpflichtet, bis 2007 wieder ein Hallenbad im SEZ zu eröffnen – andernfalls bestehe das Recht auf Rückkauf durch den sogenannten Liegenschaftsfonds. Darüber, ob der Käufer seine vertraglichen Pflichten eingehalten hat, wird seit vielen Jahren gestritten: Zuletzt hatte das Kammergericht den Investor im vergangenen Juli dazu verurteilt, das Gelände an der Landsberger Allee zurückzugeben. Dagegen will sich der Investor vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe wehren.

Aktuell vermietet Löhnitz das SEZ für die verschiedensten Anlässe: Die Räume dürfen laut Website für Ausstellungen, Konferenzen, Messen, Seminare, Workshops, Firmenveranstaltungen bis hin zu Filmdrehs genutzt werden. Ob hier jemals wieder ein Hallenbad eröffnen – und das SEZ in seinem alten Glanz erstrahlen wird – wird wohl die Zukunft zeigen.