DDR-Haushaltswaren am Stand von Peter Hentze. Er ist der älteste Ostpro-Händler. 
DDR-Haushaltswaren am Stand von Peter Hentze. Er ist der älteste Ostpro-Händler.  Engelsmann 

Der Stand mit den Kerzen wird wie immer als erstes aufgebaut. Schon am Mittwochvormittag ordnet Dirk Baumgarten aus Chemnitz seine Kerzen. Jede einzelne legt er vorsichtig auf dem Verkaufstisch auf Stapel.  Wer im Advent die original DDR-Kerzen mit Weihnachtskalenderaufdruck abbrennen will, jeden Tag ein Stückchen bis Heiligabend, der kann sich bei Baumgarten am Stand mit den entsprechenden Waren eindecken.  

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„Überall wird ja dazu geraten, einen Vorrat an Kerzen zu Hause zu haben, ich hab ein kleenes Bissel mitgebracht“, sagt Baumgarten in schönstem Sächsisch. Alles in der Hoffnung, dass die Kerzen nur schön aussehen und Heimeligkeit verbreiten in den Stuben, und nicht das einzige Leuchten bei Stromausfall sind. Die Kerzen verziert er übrigens in der heimischen Werkstatt allesamt selbst. 

Dirk Baumgarten verziert die beliebten Kerzen in Handarbeit. 
Dirk Baumgarten verziert die beliebten Kerzen in Handarbeit.  Volkmar Otto

Messechefin Ramona Oteiza ist froh, dass sie nach Corona alle wieder kommen, ihre Händler, die sich zwei Mal im Jahr zu so etwas wie einem Ost-Klassentreffen versammeln, und ihre Kunden auch. Seit 2021 findet die Ostpro auf der Trabrennbahn Karlshorst statt, der Standort habe sich bewährt, sagt Oteiza.  Neben Ständen in der Halle gibt es bei warmen Temperaturen an diesem Wochenende auch wieder viele Stände draußen. Wegen der Angst vor neuen Corona-Auflagen, habe man sich für einen Termin früh im Herbst entschieden und nicht wie gewohnt das erste Adventswochenende gewählt, so Oteiza. 

Rotsternschokolade, Spreewälder Gurken und Nudeln aus Riesa 

Auch so sind die Klassiker der Ostpro alle wieder dabei: Harzer Blasenwurst kann man auf der Ostpro  versuchen, wie auch Whisky-Salami. Auch Rotsternschokolade, Pfefferkuchen, Spreewälder Gurken und nach langer Zeit auch wieder Nudeln aus Riesa. Eine lange Zeit hat auch Peter Enze gedacht, dass die letzte Ostpro auch seine letzte sein würde. Mit 80 wollte er sich längst aus dem Messegeschäft zurückziehen. 

Peter Hentze 2021 an seinem Stand. Auch diesmal will er sein Sortiment an Haushaltshelfern wieder aufbauen. 
Peter Hentze 2021 an seinem Stand. Auch diesmal will er sein Sortiment an Haushaltshelfern wieder aufbauen.  Engelsmann

Aber einmal Ostpro, immer Ostpro. Nach einer schweren Corona-Erkrankung ist Hentze auch in diesem Herbst mit seinen Haushaltswaren aus der DDR wieder dabei. Mit tragbarem Sauerstoffgerät zwar, aber Unkraut vergeht nicht. Neben Hentze baut der DDR-Laden mit seinen Pittiplatschen und Schnatterinchen seine Waren auf, Strickwaren aus Apolda, Badusan Schaumbad, ESDA-Strümpfe und Erzgebirgische Holzwaren sind Ostpro-Dauerbrenner. Neu dabei sind Gewürze aus Sachsen mit Gewürzzöpfen, Altenburger Senf in vielen Variationen und Hüte aus Guben. 

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Zwei, drei Jahre Ostprodukte, dann ist Schluss 

1991, als die erste Ostpro stattfand, da habe Messechefin Ramona Oteiza gedacht, sie mache das vielleicht zwei drei Jahre.

Messechefin Ramona Oteiza auf der Tribüne der Trabrennbahn Karlshorst. 
Messechefin Ramona Oteiza auf der Tribüne der Trabrennbahn Karlshorst.  Volkmar Otto

Nun gibt es die Ostpro schon seit 30 Jahren und noch immer kommen Tausende Gäste an den drei Messetagen. „Hier muss man nichts erklären“, sagt Oteiza. Das Gefühl, gemeinsam mit Gleichgesinnten in der Vergangenheit zu stöbern, gibt es hier umsonst. Omas kämen mittlerweile mit ihren Enkeln, so die 64-Jährige. Ganze Familien treffen sich zum Ausflug zum Gucken, Kosten  und Kaufen. 

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Die großen Firmen wie Kathi und Halloren etwa, die sind in diesem Jahr nicht dabei. Da macht sich die Krise doch bemerkbar. Das Geschäft auf der Messe lohnte sich zuletzt nicht mehr. Es sei schwer, Personal für die Arbeit am Wochenende zu finden, so Oteiza. Auch Ramona Oteiza stemmt den ganzen Messebetrieb mit nur zwei Mitarbeitern, sie steht selber hinter der Kasse. In Erfurt sollte ich einmal für die Toilettenfrau 40 Euro pro Stunde zahlen, dann mache ich das lieber selber, sagt die resolute Frau.  

Ostpro: 28. bis 30. Oktober 2022, täglich von 10 bis 17 Uhr. Eintritt 2 Euro, Kinder bis 10 Jahre frei.

Trabrennbahn Karlshorst, Treskowallee 159. Ab S Bahnhof Karlshorst etwa 10 Minuten Fußweg