Da sitzt nun Klima-Kleber, der den Prozess schwänzte : Henning Jeschke klebt an dem Tisch aus dem Amtsgericht vor dem Verkehrsministerium in der Invalidenstraße.  
Da sitzt nun Klima-Kleber, der den Prozess schwänzte : Henning Jeschke klebt an dem Tisch aus dem Amtsgericht vor dem Verkehrsministerium in der Invalidenstraße.   Christophe Gateau/dpa

Das ist schon echt dreist. Eigentlich sollte Klima-Kleber Henning Jeschke (23) am Donnerstag im Amtsgericht Tiergarten wegen der Teilnahme an Straßenblockaden verurteilt werden. Doch was macht der Aktivist? Er lässt den Richter im Verhandlungssaal sitzen und blockiert stattdessen zweieinhalb Kilometer weiter wieder eine Straße. Dabei klebte er sich an den Tisch, an dem sich Jeschke schon im Februar während der Verhandlung im Gerichtssaal festgeklebt hatte.

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Auch wenn der Umweltaktivist fehlte, seiner Strafe konnte der junge Mann nicht entgehen. Das Amtsgericht Tiergarten Jeschke in Abwesenheit zu Geldstrafen von insgesamt 1400 Euro verurteilt. Der Mitbegründer der Gruppe Letzte Generation wurde im Prozess um sechs Blockade-Aktionen der versuchten Nötigung, des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie der Sachbeschädigung schuldig gesprochen.

Andere Menschen seien als Mittel für den eigenen Zweck instrumentalisiert worden, um Aufmerksamkeit zu erregen, sagte Richter Sebastian Jacobs in der Urteilsbegründung am vierten Prozesstag. Als der Richter diese Worte spricht, ist die jüngste Aktion von Jeschke noch nicht lange beendet. In der Nähe des Bundesverkehrsministeriums saß er und blockierte die Invalidenstraße.

Klima-Kleber  Henning Jeschke wird von einem Polizisten von dem Tisch gelöst. Für die Aktion schwänzte er seinen Prozess im Amtsgericht. 
Klima-Kleber  Henning Jeschke wird von einem Polizisten von dem Tisch gelöst. Für die Aktion schwänzte er seinen Prozess im Amtsgericht.  Christophe Gateau/dpa 

Dort stellten nach Angaben einer Polizeisprecherin gegen 13 Uhr vier Menschen einen Tisch auf die Straße. Es war genau das Möbelstück, an dem sich Jeschke im Februar während seines Prozesses im Gericht festgeklebt hatte und letztlich damit aus dem Gebäude gebracht worden war.

Im Februar klebte sich der „Letzte Generation“-Aktivist im Gericht an einem Tisch fest

Der Klima-Kleber war damals aufgesprungen und hatte sich mit einer Hand an den Tisch geklebt, an dem er mit seinem Verteidiger saß. „Ich muss es tun, weil wir über Klimanotstand reden müssen“, rief er in den Saal. Mit der noch freien Hand schaltete der Klima-Kleber sein Handy an, filmte die Aktion und übertrug sie im Internet.

Das war im Februar: Klima-Kleber Henning Jeschke sitzt festgeklebt an einem Tisch in einem Raum des Amtsgerichts Tiergarten. 
Das war im Februar: Klima-Kleber Henning Jeschke sitzt festgeklebt an einem Tisch in einem Raum des Amtsgerichts Tiergarten.  Anne Baum/dpa

Richter Jacobs verließ damals den Saal. Zuvor erteilte er noch die Weisung an einem Justizbeamten, den Klima-Kleber aus dem Gerichtssaal zu verweisen. Weil Jeschke es ablehne, sich von dem Tisch  lösen zu lassen, landete er samt dem Möbelstück auf der Straße.

Bei der Urteilsverkündung am Donnerstag ging Richter Jacobs auf den verschwundenen Tisch nicht direkt ein. Man könne ein „gewisses Verständnis“ für die Sorgen der jungen Menschen aufbringen und verstehen, dass sie Aufmerksamkeit erregen wollen, erklärte er. Mit Blick auf Aktionen der Letzten Generation sagte der Richter: „Teilweise gleitet das ein bisschen in Klamauk ab – auch was hier im Saal passierte.“

Der irre Klima-Kleber mit dem Tisch: Wegen sechs Straßenblockaden muss er 1400 Euro Strafe zahlen

Die sechs Aktionen zwischen März und Oktober 2022, um die es im Prozess ging, seinen rechtswidrig gewesen, so der Richter. Zwei Gesamtgeldstrafen ergingen – 50 Tagessätze zu je 10 Euro sowie 90 Tagessätze zu je 10 Euro. Damit blieb das Gericht unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Geldstrafen von 90 beziehungsweise 150 Tagessätzen. „Es sind objektiv relativ geringfügige Straftaten“, so der Vorsitzende. Gegen Jeschke sind mehrere Verfahren in Zusammenhang mit Aktionen der Klimaschutzgruppe anhängig.

Bei der aktuellen Straßenblockade hatten sich nach Angaben der Polizeisprecherin zwei Aktivisten an dem Tisch festgeklebt. Eine dritte Person habe versucht, sich an der Straße zu befestigen. Dies hätten Einsatzkräfte verhindern könne, sagte die Sprecherin. Der Tisch wurde nach ihren Angaben beschlagnahmt.

Er wird nun in weiteren Strafverfahren eine Rolle spielen, die Jeschke nach der Straßenblockade und seiner Klebe-Aktion beim Prozess im Februar drohen. Denn das Gericht hat damals nach Angaben einer Sprecherin Strafanzeige erstattet. Spätestens nach Abschluss der Fälle dürfte der Tisch wieder den Weg zurück ins Kriminalgericht Moabit finden, so die Sprecherin.