Mit Sonnenschirmen versuchen Bewohner eines Hochhauses in Mitte, sich vor der sengenden Hitze auf ihren Balkonen zu schützen.
Mit Sonnenschirmen versuchen Bewohner eines Hochhauses in Mitte, sich vor der sengenden Hitze auf ihren Balkonen zu schützen. Wolfgang Kumm/dpa

Gerade freuten sich die Berliner über kurze Regenschauer und etwas kühlere Temperaturen – doch nun kehrt ohne Pause die Schwitze-Hitze zurück! Heute soll das Thermometer wieder auf bis zu 31 Grad klettern. Wer danach auf Linderung hofft, hat Pech: Der Freitag wird mit voraussichtlichen Höchstwerten von 32 bis 36 Grad noch heißer. Regnen soll es nicht, nur im Nordwesten Brandenburgs kann es zeitweise wolkig werden.

Was tun bei diesen Temperaturen? Verkriechen ist für viele Berliner keine Option. Für alle, die auch in der prallen Sonne nach draußen müssen, hat sich ein findiger Programmierer etwas ausgedacht: Der Berliner Jesse Pinho schuf schon vor zwei Jahren die „Kalte Karte“, die bei den aktuellen Temperaturen wieder beliebt wird. In der Berlin-Karte sind Läden, Restaurants und öffentliche Gebäude eingetragen, in denen Klimaanlagen für Abkühlung sorgen.

Die Kalte Karte versammelt Orte in Berlin, an denen es Klimaanlagen gibt.

Quelle: kaltekarte.berlin

Auf die Idee kam der Softwareentwickler, als er vor vier Jahren von Chicago in den USA nach Berlin zog. „In Amerika sind Klimaanlagen noch viel weiter verbreitet als hierzulande“, sagt der 31-Jährige dem KURIER. „In einer Stadt zu leben, in der es weniger Klimaanlagen gibt, war für mich eine große Umstellung. Weil ich als Softwareentwickler auch immer wieder kleine Spaß-Projekte nebenbei in Angriff nehme, dachte ich: Wenn man kühle Plätze sammelt, ist das sicher eine große Hilfe für mich und andere.“ So entstand die buchstäblich coolste Berlin-Karte.

Schon im vergangenen Jahr wurde das Projekt aufgrund der Hitze zum Hit. Inzwischen berichteten sogar ausländische Medien über die Karte, 100.000 Menschen nutzten sie bereits, um im Sommer einen kühlen Kopf zu bewahren – und es werden immer mehr. Denn die verzeichneten Plätze werden von den Nutzern eingetragen. „Jeder kann Orte hinzufügen, von denen er weiß, dass es dort eine Klimaanlage gibt. Ich vertraue den Leuten, dass ihre Vorschläge der Wahrheit entsprechen“, sagt er. Denn prüfen kann er die Einträge selbst nicht.

Eingetragen sind bisher allerlei Geschäfte und Filialen von Drogerien und Supermärkten, außerdem Kinos und Museen. Auch in Einkaufszentren wie East Side Mall und Eastgate ist es demnach kühl. Als einer der Geheimtipps gilt die Lichtenberger Niederlassung von Ikea. Ein Nutzer schwärmt davon – die Temperatur verschaffe dem Möbelhaus im Sommer „einen taktischen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, insbesondere für die große Anzahl schwangerer Frauen, die eine Pause von der Hitze einlegen wollen und sich gleich Babymöbel ansehen können“.

Es gibt aber auch kalte Orte, die in der Karte nicht verzeichnet sind – weil es äußerst schwer sein dürfte, dort kurz nach Abkühlung zu suchen. Im Immanuel-Krankenhaus in Wannsee gibt es etwa eine Kältekammer, die unter anderem in der Schmerztherapie eingesetzt wird. Hier herrschen Temperaturen von bis zu 110 Grad minus. In Berlins Badeseen ist es zwar momentan nicht richtig kühl, aber mit Temperaturen zwischen 24 Grad (Müggelsee) und 27 Grad (Wannsee) immerhin erträglich. Wer ungern schwitzt, sollte dieser Tage aber auf keinen Fall das Holocaust-Mahnmal besuchen: Die Stelen erhitzen sich in der Sonne auf bis zu 80 Grad Celsius.