Blick auf das Studentendorf Schlachtensee. 
Blick auf das Studentendorf Schlachtensee.  Foto: Michael Setzpfandt

Die Sanierung des Studentendorfs Schlachtensee kommt voran. In dem wohl berühmtesten Wohn-Campus für angehende Akademiker in Berlin ist jetzt – mitten in der Corona-Pandemie - die Erneuerung von vier Wohngemeinschaftshäusern mit 351 Wohnplätzen abgeschlossen worden. Das teilte die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee mit, die das Dorf mit gut 930 Plätzen im Südwesten der Stadt betreibt. Der Campus nahe der Freien Universität, dessen erste Häuser in den 1950er-Jahren errichtet wurden, steht zum Teil unter Denkmalschutz und wird seit 2006 nach und nach saniert.

Die jetzt erneuerten Häuser waren 1977 errichtet worden. Die Wohnküchen haben jetzt bodentiefe Fenster, die mehr Licht ins Innere bringen. Auch die Bäder wurden neu gestaltet. Während früher den jeweils sechs Bewohnern in den Gemeinschaftsbädern nur ein WC und ein gemeinsamer Waschraum mit drei Waschplätzen und zwei Duschen zur Verfügung stand, gibt es nun vier Duschbad-/Toilettenzonen. Die Farbkonzeption der Innenräume folgt der historischen Gestaltung. Zu sehen sind zum Beispiel gelbe Flure und rote Tür- und Fensterrahmen. Die Wohnräume blieben im Grundriss gleich, wurden aber mit neuen Einbaumöbeln ausgestattet. Außerdem wurden die Unterkünfte mit einer neuen Belüftung und einer intelligenten Heizungssteuerung ausgestattet, die die Wärmezufuhr bei geöffnetem Fenster reguliert. Im Erdgeschoss eines der erneuerten Häuser entstand die erste rollstuhlgerechte Wohneinheit des Studentendorfs.

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Die Sanierung kostete 1550 Euro pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Pro Studentenbude fielen dabei Kosten in Höhe von rund 49.300 Euro an. Die Genossenschaft bezeichnet dies als „hervorragendes Ergebnis“, das sich nun auch günstig auf die Mietpreise auswirke. Ein Wohnplatz in den erneuerten Häusern kostet 446 Euro monatlich.

Von den insgesamt 930 Wohnplätzen im Studentendorf Schlachtensee befinden sich 805 Wohnplätze in bereits sanierten Gebäuden. Nur fünf Häuser mit 125 Plätzen sind noch nicht erneuert, sagt die Sprecherin des Studentendorfs, Bettina Widner. Die bislang nicht erneuerten Häuser seien aber instandgesetzt und bewohnt. 24 der 28 Häuser im Studentendorf Schlachtensee stehen unter Denkmalschutz. Ursprünglich gab es im Studentendorf 1060 Wohnplätze. Durch Grundrissänderungen hat sich die Zahl aber auf 930 verringert. Geplant ist laut Bettina Widner ein Neubau mit gut 100 Wohnplätzen, durch den das Dorf wieder in die Nähe der alten Bewohnerzahl kommen soll. Die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee denkt an einen Baubeginn im Frühjahr 2022.

Schon seit Jahren beschränkt sich der Wirkungskreis der Genossenschaft aber nicht nur auf Schlachtensee. Im Herbst 2014 hat sie auf dem Campus der Humboldt-Universität Berlin in Adlershof ein weiteres Studentendorf mit rund 380 Plätzen eröffnet. Außerdem ist die Genossenschaft Betreiber des Internationalen Begegnungszentrums der Wissenschaft (IBZ) in Berlin-Wilmersdorf. Für eine mindestens elfmonatige Mietdauer bei der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee bewegen sich die Bruttomietpreise von 278 Euro für einen Platz mit Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsbad, über 400 Euro für einen Platz mit Gemeinschaftsküche plus eigenem Bad bis hin zu einem Ein- oder Zweizimmerapartment für 500 beziehungsweise 628 Euro. Die Studentenbuden in den neuen Wohngemeinschaftshäusern kosten wie erwähnt 446 Euro. In den Bruttopreisen ist laut Widner alles enthalten, auch die wöchentliche Reinigung der Wohneinheit.

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Im vergangenen Jahr suchte das Studentendorf Schlachtensee zwischenzeitlich nach Bewohnern, weil wegen der Corona-Pandemie viele Studierende aus dem Ausland nicht nach Berlin gekommen waren oder zurückreisten. Derzeit sei laut Bettina Widner aber „wieder alles belegt“. Zum Sommersemester würden jedoch einige Plätze frei. Trotz Pandemie und Kontaktbeschränkungen sieht die Genossenschaft Schlachtensee ihr Wohnmodell des Zusammenlebens nicht in Gefahr. „Die Wohngemeinschaft ist nach unserer Auffassung nicht nur für die Demokratie und für das Verständnis anderer Kulturen und Herkünfte von großem Vorteil, sondern sie ist gerade in Pandemiezeiten wie der jetzigen von großem Vorteil, da die jungen Menschen in ihren Wohnräumen nicht vereinsamen“, sagt Andreas Barz, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft. Das Hygienekonzept der Genossenschaft sehe vor, dass die Bewohner derzeit nur innerhalb ihrer WG Kontakt pflegen können, innerhalb dieser Gruppe gebe es aber keine Einschränkung, da diese als ein Haushalt gelte. Alle anderen Gemeinschaftsräume in den beiden Studentendörfern in Schlachtensee und in Adlershof sind coronabedingt geschlossen. Allerdings: Waschsalon und Poststellen sind geöffnet.

Auch andere Anbieter in Berlin vermieten Wohnraum an Studenten. Das Studierendenwerk ist mit rund 9200 Wohnplätzen in 32 Wohnheimanlagen der größte Anbieter in der Stadt. Ein Wohnplatz kostet im Schnitt 264 Euro. „Leerstand gibt es nach wie vor nicht“, sagt Jana Judisch, die Sprecherin des Werks. Immerhin: Die Warteliste ist geschrumpft. Noch stehen jedoch rund 2000 Studierende darauf. Die landeseigene Berlinovo bietet ebenfalls Apartmentplätze für Studenten an. Zum 31.Dezember 2020 waren nach Angaben von Unternehmenssprecher Ulrich Kaliner in verschiedenen Bezirken rund 150 möblierte Apartments frei – vom Einzimmer-Apartment mit 16 oder mit 30 Quadratmetern zu Mietpreisen zwischen 275 und 370 Euro.