Überlasteter Rettungsdienst
Schnelle Hilfe auf zwei Rädern: Warum die CDU Berliner Sanitäter auf Motorräder setzen will
Nach dem Vorbild Österreichs soll laut CDU Berlin eine Motorrad-Truppe der Feuerwehr schneller bei Unfällen und Erkrankten sein

Die Berliner Feuerwehr ist in Sachen Rettungsdienst selbst rettungsbedürftig: Die Zahl der Einsätze ist in den vergangenen Jahren derartig gestiegen, dass immer häufiger der Ausnahmezustand für den Rettungsdienst ausgerufen werden musste. Statistisch fast an jedem zweiten Tag (178 Mal) war das 2021 der Fall, 2020 war es „nur“ 64 Mal nötig. Gleichzeitig klagen die Rettungssanitäter, dass bei den bis zu 1600 Einsätzen am Tag die Rettungswagen mit je zwei Kollegen häufig wegen Nichtigkeiten gerufen werden. Die Berliner CDU wirbt deshalb für die Bildung einer Sanitäts-Motorradstaffel nach österreichischem Vorbild.
Sanitäter-Motorrad muss den Stau nicht fürchten
Die Idee wurde bei einer Haushaltsklausur der Fraktion am vergangenen Wochenende geboren. Fraktionschef Kai Wegner und der Haushaltsexperte Christian Goiny argumentierten jetzt, Retter auf dem Zweirad könnten auch bei Stau schnell am Einsatzort sein, erste Hilfsmaßnahmen vornehmen und feststellen, ob ein Rettungswagen oder Notarztfahrzeug nachalarmiert werden müssen. Falls nicht, kann der Krad-Helfer auch schnell wieder abrücken.
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Der Verweis auf Österreich taugt allerdings nur begrenzt. Bei der 1982 gegründeten Sanitäts-Motorradstaffel des Österreichischen Rettungsdienst ÖRD sind landesweit nur fünf Motorräder als Sanitäter-Einsatzfahrzeuge von Sonnenaufgang bis -untergang unterwegs, und das nicht in Städten. Vielmehr patrouillieren die zwei Jahre lang speziell ausgebildeten Fahrer vorwiegend entlang der Autobahnen 1 und 10 mit den Schwerpunkten um Salzburg und Linz. „Mobile Sanitätswache“ nennt sich das und entspricht eher den Streifenfahrten der Polizei.
Laut der Statistik des ÖRD machten Unfälle in den vergangenen 20 Jahren nur neun Prozent der Einsätze aus. „Die Hauptbeschäftigung sind die kranken Urlaubsreisenden, übermüdeten Autolenker, Drängler auffällige Mängel an Fahrzeugen, und vor allen die Absicherung von Stau-Enden zur Prophylaxe der Auffahrunfälle, also Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen.“ Im Übrigen habe man Österreichs einzige „SanMotRStaffel“, die die Fahrzeuge kontinuierlich einsetzt und nicht zu Marketing und Sammel-Aktionen herumstehen lässt, schrieb ÖRD-Referatsleiter Helmut Berger dem KURIER.
Das zielt erkennbar auf andere Organisationen.
So hat der Samariterbund Österreichs hat in Wien, Tirol, Kärnten, dem Burgenland und Vorarlberg Zweiräder für Rettungssanitäter im Einsatz, allein in Wien vier Motorräder und vier Roller. 2014 wurde der Dienst in Tirol aufgenommen, sagte Sprecherin Karola Binder dem KURIER. Er habe sich dort sofort bei der Triathlon-Europameisterschaft bewährt, „da speziell bei dieser Sportart sanitätstechnisch schnell und flexibel reagiert werden muss – sowohl beim Radfahren als auch beim Geländelauf.“
Alles dabei auf dem Sanitäter-Motorrad
Alle Kräder seien mit speziell entwickelten kleinen Defibrillatoren, Verbands- und Schienungsmaterial, Notarzt-Equipment und – klar – mit Blaulicht und Sirene ausgestattet. Insbesondere bei schneller Hilfe in Verkehrsstaus oder bei schwer erreichbaren Einsatzorten im unwegsamen Gelände könnten die Zweiräder punkten: „Der Fokus der Motorradstaffeln liegt in der Erstversorgung am Unfallort und ist eine optimale Ergänzung zum Rettungswagen.“
Vor allem Veranstalter von Großevents wollten auf die Motorrad-Helfer nicht mehr verzichten, weil deren Fahrzeuge nicht im Weg sind, berichtet der Samariterbund.
Entsprechend will die CDU, dass das in Berlin zumindest in einem Modellprojekt mit Rettungssanitätern ausprobiert wird, und dafür in diesem und dem nächsten Jahr jeweils eine Million Euro bereitgestellt wird. „Wir erhoffen uns damit schnelle Hilfe und gleichzeitig Freiräume für mehr Einsätze, damit auch die Notärzte künftig bi den wirklich kritischen Alarmierungen rechtzeitig vor Ort sein können.“
Feuerwehr soll besser auf Waldbrände reagieren können.
Insgesamt müsse die Feuerwehr besser ausgestattet werden, rechnerisch fehlten Personal und Fahrzeuge im Umfang zweier Berufsfeuerwachen. Wegen des Klimawandels beispielsweise drohten mehr Waldbrände, deshalb müssten sechs weitere geländegängige Tanklöschfahrzeuge und zwei Fahrzeuge her, die lange Schlauchstrecken verlegen können. Die Zahl der Rettungs- und Notarztwagen müsse samt der dazugehörigen Personalstellen gleichfalls steigen.