„Sam – Ein Sachse“: Glitzer-Premiere für einen, der Dreck fraß
Samuel Meffire (52) ist einer der bekanntesten Afrodeutschen aus der DDR. Disney hat jetzt sein Leben verfilmt.

Glitzer-Premiere für einen, der Dreck fraß. Samuel „Sam“ Njankouo Meffire (52) ist einer der bekanntesten Afrodeutschen aus der DDR. Er war Polizist, dann kam der Absturz – Überfälle, Knast, Staatsfeindschaft. Sein Leben gibt es jetzt als Serie zum Streamen. Zur Weltpremiere von „Sam – Ein Sachse“ im Kino International in Berlin hatte Disney den roten Teppich ausgerollt.
Er wurde von Neonazis gejagt, von Kommunisten verhöhnt, trotzdem schaffte er es, der erste Schwarze Polizist Ostdeutschlands zu werden – und das Vorzeigegesicht einer sächsischen Kampagne gegen Antirassismus. Samuel Meffire war bereits in den 90ern mit dem damaligen sächsischen Innenminister Heinz Eggert befreundet, wurde in Talkshows begafft und bestaunt. Dann folgten der Absturz ins Kriminelle und sieben Jahre Knast.
Samuel Meffire hatte ein Bordell, eine Poststelle und ein Rentnerehepaar überfallen. Er hat das alles in einem viel gelobten Buch verarbeitet („Ich, ein Sachse“, Ullstein, 19,99 Euro), in dem er kein gutes Haar an sich selbst und an der Mehrheitsgesellschaft der DDR lässt: „Für die DDR-Behörden sind ,gemischte Beziehungen‘ Störungen der Planerfüllung“, heißt es darin. „Die ,Neger‘ sollen auf jeden Fall wieder heim.“
Und weiter: „... es sind und bleiben ‚Neger‘. Die sind unmöglich zu integrieren. Das sagt man so nicht, denn das ist weder gewünschte sozialistische Denkart noch öffentlicher Sprachgebrauch. Doch in den Neunzehnsechzigern besteht fast die gesamte gesellschaftliche Elite der DDR aus Umgeformten. Aus Vorkriegsköpfen. In Generationen geprägt durch Kaiser und Führer.“

Disney machte aus Meffires leidvollem Zickzack-Leben eine siebenteilige Serie (Regie: Soleen Yusef und Sarah Blaßkiewitz) und rollte dem Ex-Dresdner, der heute mit Familie in Bonn lebt, jetzt im Kino International in Berlin den Glitzer-Teppich aus.
Samuel Meffire lebt heute in Bonn
Und Disney sparte bei der Ankündigung nicht mit Superlativen: „Die Serie begleitet Sam auf seiner rastlosen Suche nach einer Heimat und bei seinem Kampf für Gerechtigkeit gegen ein übermächtiges System. Seine Kindheit als Außenseiter, geprägt durch die Ermordung seines Vaters, sein kometenhafter Aufstieg als Symbolfigur und Mediensensation eines neuen Deutschlands und Sams tiefer Fall, seine Flucht als international gesuchter Staatsfeind.“

In blassen Bildern ohne Schärfentiefe, streckenweise mit taumelnder Handkamera gedreht und mit knalligen Jump Cuts in Fahrt gebracht, wird die Geschichte des Jungen aus der Platte von Dresden-Prohlis erzählt. Meffire selbst drückte das zur Premiere so aus: „Es zeichnet den Weg, wo der kleine Junge viele, viele Jahre in einer furchtbaren Dunkelheit und furchtbaren Verzweiflung leben muss, und meine Lebenserfahrung ist, es gibt kaum einen schlimmeren Zustand als diese Verzweiflung.“
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Unter den Gästen, die die ersten drei Teile von „Sam – Ein Sachse“ sehen wollten, war auch Heinz Eggert. Meffire bedankte sich im Kino bei ihm für die jahrelange Unterstützung: „Ich verdanke diesem viel gescholtenen weißen alten Mann mein Leben.“ Neben den Hauptdarstellern Malick Bauer (er spielt Sam), Svenja Jung, Luise von Finckh, Ivy Quainoo und Paula Essam kamen auch Maria Schrader und Pierre Sanoussi-Bliss zur Weltpremiere ins Kino.
„Sam – Ein Sachse“ kann ab 26. April auf Disney+ gestreamt werden.