Teilnehmer der Wagenknecht-Demo in Berlin.
Teilnehmer der Wagenknecht-Demo in Berlin. Christian Ditsch/epd-bild/Imago

Im Vorfeld der Demo „Aufstand für Frieden“ hatten Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer die Teilnahme von Rechtsextremisten nicht ablehnen wollen. Wagenknecht und Schwarzer wurde schon vergangene Woche vorgehalten, sich nicht eindeutig gegen rechts und die AfD abgegrenzt zu haben. Diese Kritik hatte Wagenknecht zurückgewiesen. 

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Kritik, besonders an den Organisatoren aus der Linkspartei, kam vor allem von deren Parteikollegen. Linken-Chefin Janine Wissler forderte mit Blick auf die Kundgebung eine klare Abgrenzung zu Rechtsradikalen.

Entscheidend sei, „dass AfD-Politiker und andere bekannte Rechtsradikale auf der Kundgebung nicht toleriert werden und es eine deutliche Abgrenzung gibt“, sagte sie.

Sahra Wagenknecht: „Kampagne gegen uns“

Sahra Wagenknecht sprach auf der Demo von einer „Kampagne gegen uns“. „Sie gipfelte darin, dass man versucht hat, uns in die Nähe der extremen Rechten zu rücken. Daran sieht man, wie krank die Diskussion in Deutschland ist“, so Wagenknecht. 

Rechtsextreme habe sie bei der Kundgebung nicht gesehen, sagte Alice Schwarzer nach Ende der Veranstaltung. Natürlich könne sie nicht ausschließen, dass einzelne Rechte da gewesen seien, es könne sich dabei dann aber nur um eine verschwindende Minderheit gehandelt haben. Recherchen legen nun aber offen, wie viele Rechtsextremisten tatsächlich auf der Friedensdemo auftauchten. 

Verurteilter Holocaust-Leugner will Wagenknecht auf Demo interviewen

So war auf der Wagenknecht-Demo unter anderem der verurteilte Holocaust-Leugner Nikolai Nerling unterwegs. Der auch als „Volkslehrer“ bekannte Rechtsextremist drehte Videos und beschattete in einer bizarren Szene sogar Sahra Wagenknecht, die er um ein Interview bitten wollte. Nerling hatte selbst den Holocaust geleugnet und machte Interviews mit der verurteilten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck.

Nerling ist auch in einem Gespräch mit einem weiteren rechten Videoblogger, Billy Six, zu sehen. Six arbeitete einst für die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit, drehte später Videos in Syrien und wurde dort festgenommen. Die russische Regierung setzte sich für seine Freilassung ein. In der Coronapandemie drehte er coronakritische Videos.

Linke Protestierende wollen keine rechten Aktivisten bei Demo haben

Doch bei der Demo waren nicht alle Rechten willkommen. So wurde der Chefredakteur des Magazins Compact, Jürgen Elsässer, von anderen Protestierenden weggedrängt. Er und sein Team konnten daher nicht direkt an der Veranstaltung teilnehmen. Zu denen, die Elsässer nicht auf der Demo haben wollten, gehörte auch Sevim Dagdelen.

In einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie Personen um die Linken-Bundestagsabgeordnete Elsässer erklären, dass dieser nicht willkommen sei. „Ihr seid Störer“, sagt Dagdelen und man wolle keine Störer. Elsässer reagierte sichtlich aufgebracht. In einem anderen Video schreien viele den rechten Aktivisten „Nazis raus“ entgegen.

Auch AfD-Politiker bei „Aufstand für Frieden“

Auch Politiker der Alternative für Deutschland (AfD) mischten sich unter die Protestierenden. Der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla, der das „Manifest für Frieden“ unterzeichnet hat, schien aber wohl nicht gekommen zu sein. Möglicherweise befürchtete der rechte Politiker eine Zurückweisung. Dennoch rief er im Vorfeld zur Teilnahme auf.

Andere, weniger bekannte Gesichter der AfD, waren hingegen auf der Demo von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer aber durchaus zu sehen. So war das rechtsextreme Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, Gunnar Lindemann, zu Gast bei der Demo. Lindemann hatte häufig die russische Invasion verteidigt und verbreitete russische Verschwörungsmythen. Im Jahr 2018 war er auf die völkerrechtswidrig durch Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim gefahren und hatte die Besatzung gerechtfertigt.

Reichsbürger, Q-Anon-Anhänger, Coronaleugner und Putin-Fans auf Wagenknecht-Demo

Auch Anhänger von Q-Anon waren auf der Demo vertreten. Die rechte Verschwörungsideologen glauben, dass die Welt von einer Kinderschändersekte geführt wird. Spiegel-Reporterin Ann-Katrin Müller fotografierte einen Mann mit einem großen „Q“ vor der Brust.

Der als Coronaleugner bekannte Michael Bründel alias „Captain Future“ verteilte auf der Demo Flyer an die Teilnehmer. Auch viele Protestierende aus der Reichsbürgerszene kamen zur Demo von Wagenknecht und Schwarzer. So waren immer wieder Fahnen des Deutschen Reiches zu sehen. So hieß es auf Plakaten, „Die faschistische BRD ist kein Staat“. Andere Demonstranten hatten Russlandfahnen dabei oder waren mit Plakaten wie „Putin heißt Frieden“ unterwegs.

Neben den bekannten und sichtbaren Rechten unter den Demoteilnehmern, dürfte es noch eine große Dunkelziffer gegeben haben. So hatten Schwarzer und Wagenknecht vor der Demo angegeben, dass Rechte auf der Demo willkommen seien, wenn sie ihre Fahnen und Symbole daheim ließen.