Gemälde-Protest vor Gericht

Richterin lässt „Letzte Generation“-Aktivistin Lina nicht lange kleben

Klima-Kleberin hat 30 Verfahren zu laufen - unter anderem, weil sie sich an ein Gemälde festpappte. Doch beim Prozessauftakt kam sie erst einmal unbeschadet davon.  

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Im August 2022 hatte sich Klima- Aktivistin Lina E. (20, re.) mit einer „Kollegin“ an das Cranach-Gemälde in Berlin geklebt.
Im August 2022 hatte sich Klima- Aktivistin Lina E. (20, re.) mit einer „Kollegin“ an das Cranach-Gemälde in Berlin geklebt.Twitter/Letzte Generation

Abitur abgebrochen, nun Klima-Kleberin in Vollzeit: Lina E. (20) bringt es inzwischen auf bundesweit über 30 Strafverfahren. Nun stand sie in Berlin erstmals vor Gericht.

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Immer wieder klebte sie sich mitten im Berufsverkehr auf Straßen. Lina E. war auch dabei, als sich am 25. August 2022 in der Berliner Gemäldegalerie zwei Aktivistinnen der Protestgruppe „Letzte Generation“ mit Sekundenkleber am Holzrahmen des wertvollen Cranach-Gemäldes „Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ von 1504 pappten.

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Fünf Verfahren sollten nun verhandelt werden: Nötigung von Autofahrern, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte durch Festkleben, gemeinschädliche Sachbeschädigung wegen der Gemälde-Attacke und Hausfriedensbruch.

Lina E. unbeeindruckt: „Ich habe die Taten begangen, sie sind nötig und zielführend. Ich habe es in dem Wissen getan, dass ich hier landen werde.“ Mit großen Störungen viel Aufmerksamkeit erreichen, um vor dem befürchteten Kollaps des Planeten zu warnen. Die Klima-Kleberin: „Wir schlagen Alarm, weil es so nicht weitergehen kann.“

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Klima-Kleberin Lina E. mit ihrem Verteidiger Christian Mertens 
Klima-Kleberin Lina E. mit ihrem Verteidiger Christian Mertens dpa/Christophe Gateau

Klima-Kleberin ist oft in Berlin: „Hier gibt es mehr Aktionen“

Sie ist im Ruhrgebiet aufgewachsen, schmiss vor einem Jahr die Schule kurz vor Beginn der Abi-Prüfungen, zog nach Greifswald, ist allerdings oft in Berlin – „hier gibt es mehr Aktionen“. Sie lebe von „einzelnen Spenden“.

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Seit Monaten kleben und blockieren Klimaschutz-Aktivisten. Sie drehen Ventile an Ölpipelines zu, attackieren Kunstwerke in Museen, nerven durch verursachte Staus. Alles aus Protest gegen die Verbrennung von Kohle, Öl, und Gas. Sie verstehen es als friedlichen Protest. Für die Polizei ist es strafbares Tun - in Berlin gibt es inzwischen bereits rund 2200 Strafanzeigen.

Die Richterin: „Ich denke nicht, dass durch das Blockieren oder Ankleben an einem Gemälde ein Umdenken zu erreichen ist. Im Gegenteil: Die Leute werden richtig sauer. Es kann nicht der richtige Weg sein.“ Lina E. möge nachdenken, ob sie ihre Energie und Intelligenz nicht besser in andere Protestformen lenken wolle. Die Klima-Kleberin lächelte freundlich.

Holprig der Prozess-Start: Der Verteidiger hatte nicht in allen Fällen eine Akteneinsicht. Kurze Beratung. Dann wurden drei der fünf Verfahren, um die es gehen sollte, zur späteren Verhandlung abgetrennt. Auch die Gemälde-Attacke soll erst im zweiten Prozess gegen Lina E. am 28. März verhandelt werden. Die Richterin: „Einiges muss entschieden werden.“

Blieben zwei Straßenblockaden vom 31. Januar. Die Klima-Kleberin mit Glück: Die beiden Verfahren wurden eingestellt – in Hinblick auf einen in Nordrhein-Westfalen erlassenen und inzwischen rechtskräftigen Strafbefehl über 600 Euro wegen Hausfriedensbruchs. Die Strafe sei bezahlt. KE.