Regina Ziegler kündigt neue „Weissensee“-Staffel an – ohne die ARD
Mit 60 D-Mark Startkapital und Geld, das sie sich bei ihrer Mutter, bei Freunden und bei Verwandten borgte, gründete sie ihre eigene Produktionsfirma.

Rund zehn Filme pro Jahr: Der deutsche Film wäre ohne Regina Ziegler ein anderer. Rund 500 Kino- und Fernsehfilme hat die 79-jährige Produzentin realisiert, in der kommenden Woche ist die Grande Dame des deutschen Films seit 50 Jahren im Geschäft. Ihr (Überlebens-) Motto: „Fliegst du durch die Vordertür raus, kommst du durch die Hintertür wieder rein.“
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Ob „Solo für Klarinette“ (1998) mit Götz George und Corinna Harfouch, „Tatort“-Folgen oder die gefeierte TV-Serie „Weissensee“ (2010 bis 2018): Wenn es eine Film-Bundesliga geben würde, würde Regina Ziegler ganz oben mitspielen.
Man hat Regina Ziegler schon in den Jahren 2012, 2016 und 2018 namhafte Preise für ihr filmisches Lebenswerk verliehen. Oft bekommen diese Auszeichnung Stars, die in erster Linie zurückblicken. Aber Deutschlands erfolgreichste Film- und Fernsehproduzentin macht auch mit 79 Jahren nicht den Eindruck, sich zurückziehen zu wollen. Am Donnerstag, den 27. April, ist sie ein halbes Jahrhundert im Geschäft.
Die ARD wollte nicht: Jetzt läuft „Weissensee“ woanders
Und zum Jubilläum will sich Regina Ziegler selbst und die Fans der TV-Serie „Weissensee“ beschenken. So verrät sie ihren nächsten Coup: „Wir versuchen, ‚Weissensee‘ weiterzuerzählen!“ Und fügt hinzu: „Aber nicht mit der ARD!“ Die preisgekrönte Fernsehserie „Weissensee“ erzählt die Geschichte einer Ost-Berliner Stasi-Familie in vier Staffeln von 1980 bis 1990.

„Ich hätte damals gerne eine fünfte Staffel von ‚Weissensee‘ gemacht“, sagt Ziegler. „Aber der Programmdirektor der ARD, Volker Herres, fand, dass die ‚Treuhand‘ im deutschen Fernsehen auserzählt ist.“ Regina Ziegler nennt zunächst keine Details zu möglichen neuen Kooperationspartnern. „Lassen Sie sich überraschen. Sie kennen ja den Titel meiner Autobiografie: ‚Geht nicht, gibt’s nicht‘.“
Als Regina Ziegler ihre Filmfirma startete, hatte sie nur 60 D-Mark
In diesen Lebenserinnerungen schrieb Ziegler 2017 über den Start in einer Männerdomäne: 1973, in einer Zeit, als Frauen noch den Ehemann um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie eine Arbeit annehmen wollten, kündigte sie ihre Festanstellung.
Mit 60 D-Mark Startkapital und Geld, das sie sich bei ihrer Mutter, bei Freunden und bei Verwandten borgte, gründete sie ihre eigene Produktionsfirma. Da war sie Ende 20. Nach der Trennung vom ersten Mann sei es das zweite Mal gewesen, dass sie etwas für eine Frau damals Unvorstellbares getan habe. Sie blieb für viele Jahre in Deutschland die einzige Frau in der Branche.

„Es gibt, glaube ich, kein Genre, das ich ausgelassen habe“, sagt Ziegler zum 50. Jubiläum. In ihrem Büro in Berlin-Charlottenburg stehen lauter glänzende Trophäen im braunen Regal aufgereiht: der Deutsche Filmpreis, der International Emmy, der Grimme-Preis und, und, und. „Im Grunde genommen habe ich eigentlich immer Lust gehabt, auch neue Formate zu finden und für mich zu entdecken und zu gestalten.“
Seit kurzem sei der Thriller hinzugekommen, erzählt sie. „Barbara Thielen und ich haben mit einem tollen Team von Ziegler Film und Amazon die erste deutsche Psychothriller-Serie für Amazon Prime nach dem Roman ‚Die Therapie‘ von Sebastian Fitzek produziert.“
Heute führt Regina Ziegler die Firma mit ihrer Tochter
Regina Ziegler hat mit Stars wie Rainer Werner Fassbinder („Kamikaze 1989“), Volker Schlöndorff („Rückkehr nach Montauk“) oder Ulrich Schamoni („Chapeau Claque“) gearbeitet. Immer wieder produzierte sie Filme ihres zweiten Ehemanns, Regisseur Wolf Gremm („Fabian“). Die Grande Dame der Branche steht für TV-Hits wie „Weissensee“ (ARD), „Familie Bundschuh“ und „Kommissarin Heller“ (beide ZDF).
Schon vor mehr als 20 Jahren trat Regina Zieglers Tochter Tanja (56) mit ins Geschäft ein. Doch kein einziges Projekt haben die zwei je zusammen produziert. Die Tochter steht etwa für die ZDF-Samstagsreihe „Theresa Wolff“ mit Nina Gummich oder die Kinoproduktion „In einem Land, das es nicht mehr gibt“, ein Drama (2022) über die Wendezeit in Berlin.
Für die Doku „Die Rapoports – Unsere drei Leben“ gab es den Grimme-Preis. „Unser Ziel ist, für alle Programmplätze und für alle unterschiedlichen Plattformen das Richtige zu entwickeln und anbieten zu können. Und wir werden weiterhin mit Kinoprojekten präsent sein.“

Was macht eine gute Produzentin aus? Regina Ziegler holt aus: „Eine Produzentin braucht Hartnäckigkeit – ohne die bist du im Filmgeschäft aufgeschmissen. Fliegst du durch die Vordertür raus, kommst du durch die Hintertür wieder rein. Klappt es heute nicht, bietet sich vielleicht übermorgen eine Chance. Nicht nur Totgesagte leben länger – auch Filme, die zunächst niemand zu wollen scheint, können Erfolgsgeschichten schreiben. Du brauchst Glück - das richtige Projekt muss zur richtigen Zeit auftauchen.“
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Nötig seien auch Talent und Kreativität, fügt sie hinzu. „Am Ende hat eine Produzentin die Verantwortung für alles. Wenn was schiefgeht, ist die Produzentin schuld. Wenn es ein Erfolg ist, dann waren es immer die anderen.“