Rechtsextremismus-Verdacht an Schule: Leiter und Geschäftsführer treten zurück
Einer Schule in Mahlsdorf werden Kontakte zu einem Holocaustleugner vorgeworfen. Die Senatsbildungsverwaltung prüft den möglichen Entzug der Schulgenehmigung.

Die Freie Schule am Elsengrund: Die Schulleitung zog wegen der Vorwürfe nun Konsequenzen.
Koch-Klaucke
Seit Monaten steht die Freie Schule am Elsengrund in Mahlsdorf unter der Beobachtung der Senatsschulverwaltung. Wie berichtet, geht es um den Vorwurf, die Schulleitung hätte Kontakte zu einem bekannten Rechtsextremisten gehabt. Durch eine TV-Dokumentation des WDR wurde der Fall öffentlich. Nun zog die Schulleitung Konsequenzen. Schulleiter und der Geschäftsführer traten jetzt zurück, wie die Senatsschulverwaltung bestätigte.
Die Mahlsdorfer Schule unterrichtet nach eigenen Angaben etwa 160 Schüler nach dem Konzept des Waldorfschulen-Gründers Rudolf Steiner. Zu Jahresbeginn hatte der WDR über enge Kontakte der Schulleitung zu dem Holocaustleugner Bernhard Schaub berichtet. Obwohl dies von der Leitung bestritten wurde, beauftragte Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) die Private Schulaufsicht, die 2020 erneut begonnene Überprüfung der Elsengrund-Schule fortzusetzen. Außerdem richtete die Behörde eine Ansprechstelle ein, an der sich Schüler, Eltern und Lehrer der Schule vertraulich wenden können.
Zu Beginn der Osterferien sendeten am vergangenen Freitag Schulleiter und Geschäftsführer nun eine Rundmail an die Eltern. In dem Schreiben, das der Berliner Zeitung vorliegt, teilten sie ihren Rücktritt mit. „Um das hohe Ansehen unserer Schule und den guten Ruf, den sie verdient, nicht weiter zu gefährden“, heißt es darin. Die gegen die Schule in der Öffentlichkeit erhobenen Rechtsextremismus-Vorwürfe hätten bei den Eltern „verständlicherweise zu einem erheblichen, in Einzelfällen sogar vollständigen Vertrauensverlust und zu großer Verunsicherung geführt“.
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2013 war an der Privatschule Holocaustleugner Bernhard Schaub gesichtet worden. Er wollte dort seine zwei Kinder unterbringen, hieß es. Laut WDR-Bericht soll es auch private Treffen zwischen der Schulleitung und dem Rechtsextremisten gegeben haben. Auf KURIER-Anfrage hatte die Schulleitung erklärt, dass sie „auch eine für alle Schülerinnen und Schüler unerlässliche Schule-Eltern-Beziehung zu Eltern mit extremistischen Anschauungen und Verhaltensweisen aufbauen und im Interesse der Kinder pflegen muss“. Man habe deswegen Anfeindungen befürchtet, weshalb „solche Kontakte im Interesse des Schulfriedens außerhalb der Schule stattfanden“. Schulleitung und auch die Schule würden aber „nicht unter dem Einfluss von Holocaustleugnern“ stehen.
Nun erklären Schulleiter und Geschäftsführer in ihrer Mail an die Eltern, in der sie ihren Rücktritt begründen, dass sie nicht bedacht hätten, „welche Öffentlichkeitswirkung unser unbedachtes Verhalten für das Ansehen unserer Schule haben könnte“. „Wir möchten Euch für diese Naivität ganz herzlich um Verzeihung bitten!“, heißt es weiter.
Nach den ersten Berichten über die Vorgänge an der Elsengrund-Schule hatte Berlins Verfassungsschutz-Chef Michael Fischer im März im Abgeordnetenhaus erklärt, dass die Schule unter Beobachtung seiner Behörde stand. Es hätte Hinweise gegeben, „dass zwei Personen der rechtsextremistischen beziehungsweise Holocaustleugner-Szene Kontakte in diese Schule gehabt hätten“, sagte er.

Laut der Mail an die Eltern soll die Trägergesellschaft nun einen neuen Schulleiter und Geschäftsführer bestimmen. Die Zurückgetretenen erklärten, dass mit ihrer Entscheidung nun für die Schule eine drohende „Aberkennung des Status einer anerkannten Ersatzschule“ seitens der Schulaufsicht „vom Tisch ist“.
Dem sei allerdings nicht so, stellt die Senatsbildungsverwaltung klar. „Das Wohl der Schülerinnen und Schüler steht für uns im Vordergrund. Wir prüfen weiterhin intensiv, auch einen möglichen Entzug der Genehmigung“, sagte ein Sprecher dem KURIER.