Probier‘s mal mit Gemütlichkeit: Marvin, der mit Sicherheit gechillteste Waschbär der Stadt.
Probier‘s mal mit Gemütlichkeit: Marvin, der mit Sicherheit gechillteste Waschbär der Stadt. AFP/Stefanie Loos

Die Coolness liegt wohl in seiner Familie: Seine Waschbär-Freundin Fritzi ist innerhalb von kurzer Zeit eine waschechte Internet-Influencerin geworden, und Marvin selbst posiert für sein Leben gerne. Sieht er eine Kamera, will er wohl zeigen, dass auch er das Zeug zum Star hat: Die Beine hochgelegt, chillt er auf seinem Kratzbaum für den Fotografen wie in einer Südseehängematte. Zu Hause sind Marvin und Fritzi allerdings nicht im warmen Süden, sondern in Zehlendorf: im Haus der Tierärztin Dr. Mathilde Laininger.

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Huch, was krabbelt denn da? Besucht man die tierische WG, staunt man erstmal. Waschbären auf einem Bücherregal, in der Küche, Waschbären überall ... Was für unsereins eher ungewöhnlich wirkt, ist für Mathilde Laininger Alltag. Die Tierärztin aus Berlin hält nämlich vier Waschbären als Haustiere. Die kleinen flauschigen Mitbewohner sind zwar etwas chaotisch, bereiten ihr aber auch viel Freude, sagt Laininger.

Die Zunge frech rausgestreckt: Fritzi posiert auf dem Arm von Mathilde Laininger.
Die Zunge frech rausgestreckt: Fritzi posiert auf dem Arm von Mathilde Laininger. AFP/Stefanie Loos

Star der wilden Rasselbande ist Fritzi, die seit März bei Frau Dr. Laininger untergeschlüpft ist. Kinder fanden das Tier, als es erst wenige Wochen alt und in einen Fluss gefallen war, und brachten es ihr.

Waschbärin Fritzi ist mit knapp 11.000 Followern ein Instagram-Star

Inzwischen ist Fritzi zu einem kleinen Instagram-Star geworden. Das Waschbär-Weibchen hat unter @fritzi_the_rescue_racoon bereits knapp 11.000 Follower – und es werden täglich mehr. Zu sehen gibt es da Fotos und Videos aus Fritzis Alltag, zusammen mit den Waschbären Marvin, Eddy und Paul, mit Hund Anouk und den beiden Katzen Bruno und Miro.

Für Marvin ist die ganze Wohnung ein riesiger Spielplatz.
Für Marvin ist die ganze Wohnung ein riesiger Spielplatz. AFP/Stefanie Loos

Klingt alles ein bisschen nach Chaos, aber nach einem sehr süßen. „Das Leben mit den Waschbären ist unterhaltsamer als mit Hund und Katze allein. Bei uns leben ja alle zusammen und auch sehr friedlich zusammen“, sagt Dr. Laininger.  „Die Hunde spielen mit den Waschbären und umgekehrt. Die Waschbären necken die Katzen oder spielen mit den Katzen. Das läuft alles ganz rund.“

Waschbären sind zahm und stubenrein wie Katzen

Denn Waschbären sind zahm wie Katzen und stubenrein. „Wenn ein Waschbär mit der Flasche großgezogen wird, ist er gegenüber uns Menschen sehr vertrauensvoll“, erklärt Laininger, die ihr Haus waschbärenfest umgebaut hat, in der BZ. Wer Waschbären bei sich aufnehmen möchte, braucht dafür ein Außengehege, eine Genehmigung und viel, viel Aufmerksamkeit.

Immer auf dem Absprung: kein Regal ist Fritzi zu hoch.
Immer auf dem Absprung: kein Regal ist Fritzi zu hoch. AFP/Stefanie Loos

Wie viel Trubel es gibt, lässt sich täglich auf Instagram verfolgen. Die Zehlendorfer Tierärztin staunt immer noch: „Dass das so ein Erfolg sein würde, dass so viele Menschen diesen Account besuchen würden, dass wir so viele Follower kriegen würden in so extrem kurzer Zeit, damit haben wir nicht gerechnet.“

Das erste Foto wurde am 22. Mai vergangenen Jahres gepostet. Fritzi ganz süß, nicht viel größer als eine Hand. Darunter der Text: „Mein erster Tag im neuen Zuhause. Ich hatte das große Glück, gestern von Kindern aus einem Fluss gefischt zu werden. Hätten mich die Jungs nicht gesehen, hätte ich vermutlich nicht überlebt. Nun bin ich in guten Händen und darf mit ganz viel Liebe groß werden. Ich freue mich schon auf mein Leben. Gern lade ich euch ein, mich zu begleiten. Ich überlege mir jetzt schon, was ich alles anstellen kann.“ 173 Likes gab es zum Anfang.

Kann ich auch, sagt sich Marvin und springt vom Tisch.
Kann ich auch, sagt sich Marvin und springt vom Tisch. Stefanie Loos

Für Mathilde Laininger ist das mit den Waschbären auch eine ernste Sache – trotz der vielen süßen Bilder. Sie wolle auch „das Image der Waschbären wieder etwas geradezurücken“, sagt sie. Es sei nämlich ziemlich schlecht geworden, dadurch, dass sie seit 2016 auf der EU-Liste der invasiven Tierarten stehen. „Sie werden fast überall gejagt, außer in Berlin zum Glück, und wir möchten gerne erreichen, dass sie von dieser Liste wieder gestrichen werden.“

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Um die Interessen der Waschbären zu vertreten, hat Mathilde Laininger einen Verein gegründet. Zudem ist ein Kinderbuch in Planung, das Fritzis Geschichte erzählen soll.