Alle Berliner kennen die Situation: Eine obdachlose Person versucht sich in der U-Bahn mit einem Straßenmagazin etwas Geld zu verdienen. Doch selbst wenn man helfen möchte, hat man nicht immer Münzen dabei. Das ist ab sofort kein Problem mehr!
Erstes digitales Straßenmagazin ist raus!
Vor ein paar Tagen wurde „Stread“ gelauncht – das erste digitale Straßenmagazin gibt es ab sofort auch in Berlin. Im Zentrum des Projekts stehen obdach- und mittellose Menschen, für die das Medium Straßenmagazin eine wichtige Stütze in puncto Selbsthilfe darstellt. So können sie regelmäßig etwas Geld verdienen. Doch wie funktioniert das Ganze?
„Stread“ kooperiert mit bestehenden Straßenzeitschriften wie beispielsweise „Arts of the Working Class“ in Berlin. Zusätzlich zu den gedruckten Straßenzeitschriften gibt es nun auch die digitale „Stread“-Variante via QR-Code bei den Verkäufern zu erwerben: Kunden scannen diesen Code mit ihrem Smartphone und werden dann zu einer Account-basierten Landingpage weitergeleitet, auf der sie Zugriff auf die lokale Straßenzeitschrift ihrer Stadt erhalten.
Sehr praktisch: Die Zahlung erfolgt ebenfalls digital. Um den Zugang zu „Stread“ zu erhalten, kommt ein Aufpreis von 1,20 Euro zum regulären Verkaufspreis der Straßenzeitschriften hinzu. Und so wird das Geld aufgeteilt: Das lokale Straßenmagazin erhält seinen kompletten Verkaufspreis plus 0,10 Euro und zahlt das Geld an ihre Verkäufer aus.

Rico aus Berlin ist der erste Verkäufer
Einige Berliner kennen sein Gesicht bestimmt: Rico Zyrrano ist Straßenverkäufer und Kolumnist des Straßenmagazins „Arts Of The Working Class“. Er war außerdem einer der ersten Verkäufer der in den 90ern gegründeten Obdachlosenzeitung „motz“ in Berlin. Jetzt ist er der erste Verkäufer des digitalen Straßenmagazins! Der Berliner ist ein großer Fan des Projekts: „Leute sagen oft zu mir, dass sie kein Bargeld dabei haben. Manchmal sehen die Zeitungen bei meinen obdachlosen Kollegen und Kolleginnen auch etwas zerknüllt aus, das hilft auch nicht unbedingt beim Verkaufen“, erklärt Rico.
„Ich bin sehr gespannt, wie das mit dem QR-Code klappen wird. Ein bisschen fühle ich mich wie ein Pionier. Ich hoffe, es spricht sich schnell rum und dass viele Leute den QR-Code bei uns scannen werden.“
Stread hat prominente Unterstützung
Neben den Inhalten der Straßenzeitschriften warten auf die „Stread“-Leser auch einige exklusive Angebote, die sich vor allem an eine junge Zielgruppe richten. Das Projekt hat auch einige prominente Unterstützer: In der ersten Ausgabe im Oktober gibt es beispielsweise ein Cover-Interview mit Sängerin Nina Chuba und eine exklusive Folge des Podcasts „Baywatch Berlin“ mit TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf, Thomas Schmitt und Jakob Lundt.
Die Chefredaktion von „Stread“ übernimmt Robert Hofmann. Herausgegeben wird das Magazin von der Treuhand-Stiftung DOJO Cares. „Wir wollen, dass sich junge Leute nach Straßenverkäufern umschauen, nicht umgekehrt“, betont Marija Stojanovic, die Initiatorin von Stread und Leiterin von DOJO Cares.
„Es ist schön zu sehen, wie viele Supporter auf Anhieb eingestiegen sind. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen von ‚Stread‘ erfahren, damit den Verkäufern die QR-Codes aus den Händen gerissen werden“, schwärmt Dominic Czaja, Vorstand und Gründer DOJO Cares. ■