Original oder Neubau, das ist hier die Frage
Spreepark: Hat das alte Riesenrad noch eine Chance?
Die Berliner wollen den Erhalt des Wahrzeichens des einstigen DDR-Kulturparks. Der Spreepark verspricht, es zu sanieren. Doch es werden auch Stimmen für einen Neubau laut.

Wird das gerade demontierte alte Riesenrad im Spreepark durch ein neues ersetzt? Das befürchtet die Linkspartei. Seit der KURIER über diese Vermutung berichtet hat, diskutieren Berliner im Internet heftig über die Zukunft des Wahrzeichens. Die Mehrheit will das Original behalten. Aber es wird auch über einen Neubau debattiert.
Die Diskussion wird auf der Facebook-Seite für die Spreepark-Fans von Christopher Flade geführt. „Bei der Debatte geht es um die Erinnerungen, die die Menschen zu DDR-Zeiten im Kulturpark und später im Spreepark im Plänterwald hatten“, sagt er. „Sie sind enttäuscht, dass sich dort jahrelang nichts tat. Daher sind viele gegenüber dem Senat und ihrem Spreepark-Verwalter Grün Berlin GmbH skeptisch, was die Parkneugestaltung betrifft, und wollen um den Erhalt des alten Riesenrads kämpfen.“
So mancher in der Runde sagt aber auch, dass ein neues und höheres Rad als Touri-Attraktion viel besser sei. Einige zweifeln, ob man das Original überhaupt sanieren kann.

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Die Debatte hatte die Linke-Abgeordnete Katalin Gennburg ins Rollen gebracht. In einer Senatsanfrage wollte sie wissen, ob nun das im Januar abgebaute historische Riesenrad wirklich saniert und 2024 im Park wieder aufgestellt wird, oder ob ein Neubau geplant ist. Letzteres wurde in der Antwort seitens der Grün Berlin GmbH verneint. Aber die Abgeordnete hat offenbar Zweifel. „Der Umgang mit dem Riesenrad, Herzstück des einstigen DDR-Kulturparks, wirft Fragen auf, die es zu klären gilt“, sagt Gennburg, will daher Einsicht in die Akten beantragen. „Klar ist: Berlin will sein altes Riesenrad im Spreepark behalten“, sagt sie.
Lesen Sie auch: Bekommt der Spreepark etwa ein neues Riesenrad?>>
Das will auch die Grün Berlin GmbH, wie Chef Christoph Schmidt erneut erklärt. Dennoch stellt sich die Frage, ob das 1989 erbaute Rad, das jahrelang dem Verfall preisgegeben war, überhaupt sanierungsfähig ist, wie 2017 eine erste Untersuchung ergab. Die Grün Berlin GmbH ließ daher das 45 Meter hohe Fahrgeschäft abbauen und will die Einzelteile mit Röntgen- und Ultraschallgeräten genauer untersuchen.
„Material ist von guter Qualität“
Obwohl die Detail-Prüfungen noch ausstehen, erklärt schon jetzt die Grün Berlin GmbH, dass sich schon bei der Demontage die Erkenntnisse von 2017 bestätigt hätten, dass das Rad sanierungsfähig sei. „Sowohl das Material als auch die damalige Bauausführung sind von so guter Qualität, dass das Riesenrad die Jahre des Stillstands ungewöhnlich gut überstanden hat“, sagt Schmidt.
Offenbar geht Grün Berlin davon aus, dass auch die nun anstehenden weiteren technischen Prüfungen ein positives Ergebnis liefern. Denn bereits ab April soll die europaweite Ausschreibung für die vier Millionen Euro teure Sanierung des Rades erfolgen. „Zur Wiedereröffnung des neuen Spreeparks wird sich das sanierte Riesenrad 2024 wieder drehen“, so Schmidt.

Das hofft auch Rob Steens. Er ist Verkaufsmanager der holländischen Firma Vekoma, die das Riesenrad baute und 1989 in dem damaligen Kulturpark Plänterwald aufstellen ließ. „Vor drei Jahren, als in Berlin die Freizeitpark-Messe stattfand, habe ich das Riesenrad bei einem Besuch im Spreepark gesehen“, sagt er. „Auf mich machte es noch einen sehr guten Eindruck. Es dürfte nicht schwierig sein, es zu sanieren.“

Das Unternehmen, das sich nun auf Achterbahnen spezialisiert, seit Jahren keine Riesenräder mehr baut, stünde mit dem Spreepark in Kontakt. Man könne mit Unterlagen aus dem Archiv aushelfen, notfalls beschädigte Einzelteile neu anfertigen lassen, so Steens. Natürlich könne man auch über einen modernen Neubau nachdenken. „Doch so ein Rad ist möglicherweise wegen neuer Normen und Bestimmungen in der Herstellung viel teurer und würde nicht das selbe Fahrerlebnis bieten wie das alte Rad.“

Die Geschehnisse um den Spreepark verfolgt auch Toni Denies von der deutsch-belgischen Firma Giantwheel.eu, die nicht nur Riesenräder vermietet, sondern auch mit einem nordrhein-westfälischen Maschinenbauer kooperiert, der solche Fahrgeschäfte herstellt. „Wenn die Berliner vorhaben, Gondeln und Antriebs- und Steuerungstechnik am alten Rad auszutauschen, wären sie gut beraten, sich gleich ein neues anzuschaffen, das im Aussehen dem historischen Rad gleicht“, sagt Denies.
Damit hätte man von Anfang an ein Fahrgeschäft, das den modernen Erfordernissen entspreche, rund um aus neuen Materialien bestehe, so Denies. „Mit Gondeln, die nicht nur behindertengerecht sind, sondern auch Platz für Events, wie einem Dinner im Riesenrad bieten können“, sagt er. Der Neubau könnte preislich sogar günstiger als die Sanierung sein. Denies sagt: „Etwa drei Millionen Euro würde so ein 45 bis 50 Meter hohes Riesenrad kosten.“