Berliner Pflegeheime bereiten sich aufs Impfen vor
Der Senat hat die Einrichtungen bereits vor Tagen angeschrieben. Jetzt werden die Einwilligungserklärungen von den Bewohnern eingeholt, damit ab Sonntag die Impfteams kommen können.

Der Impfstoff gegen Corona ist zum Greifen nah. Mit der am Montag getroffenen Zulassungsempfehlung der EMA-Behörde für das Biontech/Pfizer-Präparat für die Europäische Union wird der Impfstart am 27. Dezember in Deutschland immer wahrscheinlicher. Zunächst sollen bundesweit die über 80-Jährigen in den Pflege- und Altersheimen geimpft werden. In den 313 Berliner Einrichtungen laufen dafür die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren.
Die Heime wurden bereits vor Tagen vom Land Berlin angeschrieben. „In unseren Senioreneinrichtungen sind die Aufklärungs- und Einwilligungsschreiben schon verteilt worden“, sagt Thomas Gleißner, Sprecher des Caritasverbandes im Erzbistum Berlin. Dieser hat insgesamt acht Heime in der Hauptstadt mit 438 Plätzen in der voll stationären Pflege. „Wir gehen davon aus, dass die Impfbereitschaft sehr hoch sein wird“, sagt der Sprecher. Denkbar ist auch, dass nicht nur die über 80-Jährigen in den Heimen, sondern auch Altersgruppen darunter geimpft werden könnten. „Ob das so sein wird, muss allerdings der Senat festlegen.“
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Die Gesundheitsverwaltung plant bereits die Durchführung der Impfungen. Diese werden von insgesamt 80 mobilen Teams durchgeführt, die ab kommenden Sonntag mit ihren Bussen in die Heime kommen sollen. Jedes einzelne wird aus Ärzten, einem Pfleger und einem Fahrer gebildet. „Uns wurde vom Senat mitgeteilt, dass sie montags bis sonntags, zwischen 9 und 17.30 Uhr, im Einsatz sein werden“, sagt Marie Sieprath, Geschäftsführerin des Pflegeheims Pinecki im Grunewald und Vize-Landeschefin des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) dem KURIER.
Sieprath erklärt, dass die Heime über eine zentrale Mail-Adresse dem Senat die Einwilligungserklärungen der Bewohner zusenden werden. „Danach erhalten die Einrichtungen die Benachrichtigung, an welchen Terminen die Impfteams vorbeikommen“, sagt die BPA-Landesvizechefin. Nach ihrer Einschätzung werden möglicherweise zuerst die Bewohner größerer Pflegeheime mit um die 100 Plätzen nacheinander geimpft werden. Das sei auch sinnvoll, weil dort aufgrund der hohen Belegung auch mehr Besucher in die Einrichtungen kämen.

„Was in den Heimen gerade abläuft, ist ein großes logistisches Programm“, sagt Sieprath. Denn etwa zwei Drittel der Berliner Heimbewohner leiden unter Demenz, erklärt sie. „So müssen die Einwilligungserklärungen von Familienangehörigen oder den Betreuern der Betroffenen schnell eingeholt werden. Das ist schon ein großer Aufwand. Denn wenn die Impfteams da sind, aber die Einwilligung nicht rechtzeitig vorliegt, wird der Betroffene nicht geimpft.“
Laut der Verbandsvizechefin stünden die Heime für die Durchführungen der Impfungen bereit. Auch bei den dortigen Mitarbeitern sei die Bereitschaft hoch, sich gegen Corona impfen zu lassen, sagt Sieprath. Ob dies zeitgleich mit den Heimbewohnern passieren wird, sei jedoch noch offen.
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Am Montagabend wurde mitgeteilt, dass vom 26. Dezember bis zum Jahresende etwa 1,34 Millionen Dosen des Impfstoffes von Biontech/Pfizer in Deutschland verteilt werden. Laut Senatsgesundheitsverwaltung wird in diesem Zeitraum Berlin etwa 58.000 Dosen bekommen. Mit Beginn 2021 werden wöchentliche Lieferungen von je 29.750 Impfdosen erwartet, teilte die Behörde per Twitter mit.
Da nicht genug Impfstoff da sei, wird am 27. Dezember nur eines der sechs Berliner Impfzentren den Betrieb aufnehmen, sagte Projektleiter Albrecht Broemme. Dabei handelt es sich um das Zentrum in der Arena Berlin in Treptow. Dort soll nach KURIER-Informationen am Mittwoch mit Ärzten und Helfern der Impfablauf geprobt werden. Broemme geht davon aus, dass im Januar alle sechs Impfzentren, die schon jetzt einsatzbereit sind, in Betrieb gehen werden, wenn der Stadt mehr Impfdosen zur Verfügung stehen.
