Peta-Tierschützer klagen Belmondo an – wegen Froschschenkeln
Nach Jean-Paul Belmondo ist das Lokal benannt, das ein Stück Frankreich in Berlin ist. Dort werden auch Gerichte mit Froschschenkeln und Stopfleber gereicht. Verboten ist das nicht. Doch Tierschützer prangern dies an.

Der französische Kino-Superstar Jean-Paul Belmondo (1933–2021) – er ist der Namenspatron für ein Berliner Nobelrestaurant. Vor Kurzem soll sogar sein Sohn Paul (60) in dem Lokal zu Gast gewesen sein. Was dort auf der Speisekarte steht, scheint vielen zu schmecken, aber nicht der Tierschutzorganisation Peta. Sie hat jetzt das Etablissement verklagt – wegen Froschschenkeln und Stopfleber.
Das Restaurant Belmondo in der Knesebeckstraße in Charlottenburg ist ein Stück Frankreich mitten in Berlin. Es erinnert nicht nur an den französischen Schauspieler, es serviert auch traditionelle französische Gerichte, die angeblich auch Jean-Paul Belmondo gemundet haben sollen. Und so finden sich auf der Speisekarte des Restaurants im Internet unter anderem „Cuisses de grenouilles à l’ail et au persil“ (Froschschenkel mit Knoblauch und Petersilie) für 18 Euro und „Foie gras“ (Entenstopfleber) für 26 Euro.
Diese Gerichte waren für Peta nun der Anlass, am 15. Mai bei der Staatsanwaltschaft Berlin eine Strafanzeige gegen den Geschäftsführer des Berliner Restaurants Belmondo zu stellen – wegen des Verdachts auf Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung gemäß Paragraf 17 Tierschutzgesetz in Verbindung mit den Vorschriften des Strafgesetzbuches. Das teilte die Tierschutzorganisation am Dienstag mit.
Im Vorfeld der Anzeige hätten die Aktivisten das Belmondo wegen des Verkaufs und Verzehrs von Stopfleber und Froschschenkeln angeschrieben, um „über das immense Tierleid, das mit der Herstellung von Foie gras und Froschschenkeln einhergeht, zu informieren“. Eine Reaktion des Restaurants blieb jedoch aus, heißt es weiter.

Strafanzeige wegen Froschenkeln: Verkauf und Handel sind nicht verboten
Der Verkauf von Froschschenkeln und der Handel damit sind nicht verboten. Nach den Berichten von Artenschutzorganisationen wie Pro Wildlife werden in der EU jährlich ganz legal mindestens 4000 Tonnen Froschschenkel aus Asien und Osteuropa importiert. Zu den Großabnehmern gehören Frankreich und Belgien. Auch in Deutschland werden sie in Restaurants angeboten. Auf dem Tisch landen unter anderem Schenkel vom Ochsenfrosch oder vom Zahnfrosch.
Der Deutsche Tierschutzbund lehnt den Handel mit Froschenkeln ab. Aus mehreren Gründen, wie es in einem Bericht heißt: „Frösche können nur schwer in Farmen gezüchtet werden, da sich oft Krankheiten wie Salmonellen oder Pilzinfektionen in den warmen und feuchten Zuchtanstalten ausbreiten und ein großer Teil der Tiere stirbt.“ Daher werden die Tiere meist in der Wildnis in Asien (wie in Indonesien) gefangen.

„Sie werden mit Netzen, Haken und Speeren eingefangen und erleiden dabei Verletzungen und Schmerzen. Oft über Tage hinweg und unter schlimmen Bedingungen werden sie zu Fabriken transportiert, viele Tiere überleben die Reise nicht“, heißt es in einem Bericht des Tierschutzbundes. „In der Fabrik angekommen, werden den Fröschen meist ohne Betäubung die Beine ausgerissen oder abgehackt. Der restliche Körper wird lebendig entsorgt. Die Frösche bluten lange und qualvoll aus, bis irgendwann der Tod eintritt.“
Für Peta-Expertin und Biologin Dr. Tanja Breining ist das Tierquälerei. Genauso sei es bei der Stopfleber. Die Stopfmast ist in Deutschland zwar verboten, allerdings sind Import und Handel erlaubt. In den EU-Ländern Frankreich, Bulgarien, Spanien, Belgien und Ungarn ist diese Mast als Kulturgut geschützt. Viele Restaurants haben das Gericht von der Speisekarte verbannt. Auch König Charles III. verbot vergangenes Jahr, dass Stopfleber-Gerichte im Buckingham-Palast und in den anderen königlichen Residenzen auf den Tisch kommen.
Tierschützer: Froschschenkel und Stopfleber sind Tierqual-Produkte

Laut Peta werden für die Stopfleber-Produktion hauptsächlich männliche Gänse und Enten gemästet. Sie werden mehrmals täglich durch ein Metallrohr, das ihnen gewaltsam in die Speiseröhre gestoßen wird, mit 450 Gramm bis zu einem Kilo Getreidebrei „gestopft“. Dies lässt die Leber der Vögel in nur zehn bis 18 Tagen auf das bis zu Zehnfache ihres Normalgewichts anschwellen.
„Stopfleber ist die kranke Leber eines gefolterten Vogels. Die Beihilfe zu dieser quälerischen Tiermisshandlung ist strafbar – und zwar selbst dann, wenn die Enten und Gänse im Ausland gequält und getötet wurden“, sagt Peta-Expertin Dr. Tanja Breining. Gleiches gilt nach ihrer Ansicht auch bei Froschschenkeln. „Auch sie sind ein Tierqualprodukt.“
In ihrer Strafanzeige berufen sich die Tierschützer von Peta auf das Deutsche Tierschutzgesetz. Darin begeht eine Straftat, wer einem Wirbeltier länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt. Auch wer dazu Beihilfe leistet, macht sich in Deutschland strafbar. „Dabei spielt keine Rolle, ob die Haupttat auch in dem Land, in dem sie begangen wurde, verboten ist. Die Finanzierung der Zwangsmast von Gänsen und der betäubungslosen Zerteilung von Fröschen für Stopfleber und Froschschenkel erfüllen daher die Voraussetzungen der strafbaren Beihilfe“, so die Aktivisten von Peta.

Strafanzeige wegen Froschenkeln und Stopfleber: Das sagt das Restaurant dazu
Wegen der Stopfleber und den Froschschenkeln bekäme das Restaurant oft Mails. Von einer Strafanzeige von Peta wisse man aber derzeit nichts. „Wir haben sie noch nicht erhalten“, sagt Belmondo-Chefkoch Alain dem KURIER.
Der Chefkoch erklärt zu den kritisierten Froschschenkel- und Stopfleber-Angeboten auf der Speisekarte: „Die Gerichte gehören zur französischen Lebensart und zur französischen Küche, die wir in Berlin anbieten und nach denen unsere Gäste verlangen.“ Die Produkte erhalte das Restaurant ganz legal von einem Berliner Markt. „Wir begehen keine Straftat und wir unterstützen auch keine tierquälerischen Handlungen“, sagt Chefkoch Alain.