Gemeinsames Schicksal Krebs
Patrick (34) war wie Nisa Shirin (1) an Leukämie erkrankt. Jetzt machte er ihrer Mutter Mut
Während der Regenbogenfahrt der Deutschen Kinderkrebshilfe trafen junge Menschen, die vom Krebs geheilt sind, auf schwer kranke Patienten.

Er musste selbst ums Überleben kämpfen und weiß, dass man trotz niederschmetternder Prognosen niemals die Hoffnung verlieren darf. Patrick Schulz (34) erkrankte bereits im Alter von sechs Jahren an Leukämie und gilt heute medizinisch als geheilt. Weil seine Geschichte glücklicherweise gut ausging, macht er nun anderen Menschen Mut, die gerade selbst einen der härtesten Kämpfe ihres Lebens austragen.
Im Rahmen der diesjährigen Regenbogenfahrt der Deutschen Kinderkrebshilfe radelte er mit sechs jungen Menschen nach Berlin, um im Helios-Klinikum Berlin-Buch schwer kranke Patienten zu erreichen und sie zu stärken. Die Gruppe verbindet ein gemeinsames Schicksal. Ihre Krebserkrankung im Kindes- und Jugendalter, aber auch eine Mission, die daraus entstanden ist: Hoffnung zu verbreiten. Auch dort, wo kaum noch welche vorhanden ist.

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Die Corona-Pandemie macht den Regenbogenfahrern, die seit 1993 viele Kilometer durch Deutschland radeln, um ihre gute Botschaft zu verbreiten, in diesem Jahr zu schaffen. Da sie nur in einer kleinen Gruppe unterwegs sein dürfen und nicht selbst auf die Station können, haben sie ihre Mut machenden Worte auf einem USB-Stick gespeichert, die sie dem Chefarzt Dr. Patrick Hundsdörfer der Kinder- und Jugendmedizin für seine kleinen Patienten überreichten. Doch es gab auch eine wertvolle persönliche Begegnung, die der KURIER begleiten durfte.
Patrick Schulz trifft auf Özlem Y. (35) und spaziert mit ihr durch den Park des Helios-Klinikums in Berlin-Buch. Ihre kleine Tochter Nisa Shirin (1) liegt währenddessen in ihrem Gitterbettchen auf der Kinderonkologie. Sie ringt um ihr Leben, das gerade erst begonnen hat. Der KURIER berichtete mehrfach über das kleine tapfere Mädchen aus Tempelhof, das schon als Baby einen Stammzellenspender suchte. Die Chance war gering, doch wie durch ein Wunder fand sich mitten in der Corona-Krise ein Spender aus Portugal, dessen Gewebemerkmale mit denen von Nisa Shirin übereinstimmten. Dann wurde das Glück plötzlich überschattet, denn das Kleinkind bekam Ende April einen unerwarteten Rückfall. Erneut musste ihr kleiner Körper schwere Chemotherapien und Bestrahlungen über sich ergehen lassen.
Nun gebe es keinen Plan B mehr, sagt Nisa Shirins Mutter. „Die Situation ist dramatisch. Nisas Arzt sprach schon davon, dass wir uns über eine palliative Behandlung Gedanken machen sollten. Momentan hilft nur noch beten.“ Patrick Schulz hört ihr geduldig zu. Er weiß selbst, was es bedeutet, immer wieder Rückschläge zu erleiden. Wenn sein eigener Bruder ihm damals nicht das Leben gerettet hätte, könnte er jetzt nicht mit Özlem Y. hier im Klinikpark sprechen und ihr im Moment der tiefsten Verzweiflung Mut zusprechen. „Nach einer ersten missglückten Transplantation wurde damals kein neuer passender Spender für mich gefunden. Erst als mein kleiner Bruder zur Welt kam, gab es neue Hoffnung“, so erzählt er. Sechs Monate nach seiner Geburt habe er Stammzellen für ihn gespendet.

„Bitte versucht trotz allem, positiv eingestellt zu bleiben und an ein Wunder zu glauben“, sagt Patrick Schulz, der dieses Wunder selbst erfuhr, der heute wieder ganz gesund ist und als Prozessingenieur in Frankfurt am Main arbeitet. Doch wie bleibt man positiv eingestellt, wenn das Leben des eigenen Kindes am seidenen Faden hängt? „Indem die Familie fest zusammenhält und man sich gegenseitig stärkt“, sagt Özlem Y. Ihr Ehemann, ihre Mutter und Schwiegermutter kämen immer abwechselnd in die Klinik und wachten am Bett der Kleinen, damit sie auch mal ein paar Minuten Zeit zum Duschen oder für ein Telefonat mit einer Freundin habe, um ihr Herz auszuschütten. Den Zusammenhalt seiner Familie habe er während seiner Erkrankung auch gespürt und in guter Erinnerung behalten, sagt Patrick Schulz.
Dennoch muss Özlem Y. ihre ganze Kraft aufbringen, um keine negativen Gedanken zuzulassen. „Wir sind jetzt seit 215 Tagen mit kurzen Unterbrechungen im Krankenhaus und Nisas Mutmachkette ist mittlerweile 5,80 Meter lang“, sagt sie. Den Fahrradständer vor dem Krankenhaus, auf den sie aus dem Fenster ihres Zimmers schaue, habe sie schon zu allen Jahreszeiten gesehen. „Mal war er mit Blütenstaub, mal mit Laub und mit Schnee bedeckt.“
Özlem Y. wacht 24 Stunden am Bett ihres Kindes. Sie hat seit mehr als siebeneinhalb Monaten kein Café, Restaurant betreten, keinen Frisör besucht und keine Freunde gesehen. Zur Außenwelt hat sie nur noch über Handy und Online-Medien Kontakt. Özlem Y. hat nur den einen Wunsch: Dass ihre kleine tapfere Kämpferin entgegen sämtlicher Prognosen wieder geheilt wird. Ihre Nisa habe es geschafft, mehr als 1000 Menschen in die Columbia-Halle nach Kreuzberg zu bringen, die sich für sie registrieren ließen, dann schaffe sie auch noch ganz andere Dinge. Sie fleht verzweifelt: „Bitte, liebe KURIER-Leser, betet für unsere kranke Nisa.“ Damit das Wunder, was sie so dringend benötigt, wahr werden kann.