Ostberlin kommt ins Fernsehen! Tina aus Pankow fährt mit dem Schrippenmobil durch Berlin und Brandenburg
Der Berliner Osten und ein Millieu, in dem es auf jeden Euro ankommt, wurde selten so detailverliebt und echt beschrieben wie in der Serie „Tina mobil“. Von Renft- und Manfred Krug-Musik bis zu den Nebenrollen mit Ost-Stars stimmt ziemlich viel.

„Mich berührt der Respekt, mit dem die Figuren gezeichnet und gespielt werden. Ich wünsche Euch, dass es Preise regnet für diese wunderbare Erzählung!“, schreibt ein Zuschauer und meint die ARD-Miniserie „Tina mobil“, die gerade mittwochs im TV läuft.
In sechs Folgen von je 45 Minuten wird die Geschichte einer dreifachen Mutter aus Pankow, Tina Sanftleben, erzählt. Und so eine Tina kennen wir doch alle irgendwie. Eine Frau mit Berliner Schnauze, die sich einfach nicht unterkriegen lässt. Ein Stehuff-Mädchen, das ihren Mann rausschmeißt, weil der wieder trinkt. Eine, die nach der Kündigung bei ihrem bisherigen Verkaufsjob im Bäckermobil aus der Not eine Tugend und ihr eigenes Ding macht. Mit ihrem Bäckermobil klappert Tina all die Nester im Norden von Berlin ab, die keinen Bäcker oder Konsum haben. Sie fährt ihre alte Strecke – nur eben fünf Minuten früher.
Serie zeigt Spaltung der Gesellschaft
„Drehbuchautorin Laila Stieler, zuletzt für ‚Gundermann‘ mit Preisen überhäuft, ist eine Spezialistin für exzellent recherchierte und milieugenaue Geschichten, die das Große im Kleinen, das Existenzielle im Alltäglichen erzählen“, sagt Martina Zöllner, die Film- und Kulturchefin vom RBB. Die Serie versuche wie schon die RBB-Regionalserie „Warten auf'n Bus“ mit Ronald Zehrfeld die heutigen gesellschaftlichen Zerreißproben zu zeigen und zu verstehen: „die Spaltung zwischen oben und unten, Ost und West, Gewinnern und Verlierern, Stadt und Land, rechts und links“.
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Gabriela Maria Schmeide ist das Herz der Serie
Der Star in der Mini-Serie ist Gabriela Maria Schmeide. Wie sie abends allein am Küchentisch überm Haushaltsbuch sitzt. Die Teebeutel zweimal aufbrüht, in der Bibliothek nach Stellenanzeigen in der Zeitung schaut oder bei der Tafel nach Essen ansteht, geht unter die Haut. Ohne Eitelkeit und immer echt spielt sie ihre Rolle. Tina ist eine Verkäuferin mit Berliner Schnauze, eine Mutter mit Herz. Beim Zuschauen hat man ein Grinsen im Gesicht, oder Gänsehaut, so nah dran fühlt man sich am echten Leben. Tina, das könnte die Frau aus dem Hinterhaus sein, die abgehetzte Mutter, die alles für ihre Kinder gibt. Schon in dem preisgekrönten Film „Systemsprenger“ spielte Schmeide die Sozialarbeiterin Frau Bafane mit beeindruckender Intensität.
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Dabei wollte Gabriela Schmeide eigentlich Medizin studieren. In der DDR wurde ihr dies verwehrt, weil der Vater in den Westen geflohen war. Stattdessen heuerte sie am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen als Souffleuse und kam darüber zur Schauspielerei.
Aufgeben ist für Tina keine Option
Tina ist eine Frau, für die Aufgeben einfach keine Option ist. „Natürlich müsst ihr alles haben, wann wenn nicht jetzt“, sagt sie ihren Kinder. „Wir sind doch nicht arm, Mann.“ Wenn es Probleme gibt: „Mein Problem.“

Das ostdeutsche Empfinden, das sich hier widerspiegle, habe sie an der Rolle interessiert, sagt die in Bautzen geborene Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide. „Die Geschichte einer Frau, die partout nicht aufgeben will, in einem Milieu, das nicht allzu oft gezeigt wird“, umschreibt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) seine Miniserie.
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„Tina mobil“ ist von der Firma X-Filme produziert, die auch schon „Doktor Ballouz“ und „Babylon Berlin“ realisierten. Der Soundtrack: Ostklassiker. Songs von Lift und Renft, von Veronika Fischer und Manfred Krug begleiten Tina auf ihren Fahrten. Und auch der weitere Cast besteht aus Ostklassikern: Ursula Werner, Ute Lubosch, Monika Lennartz, Axel Werner und Christian Steyer und Carmen-Maja Antoni tauchen bei Tinas Mobil als Kunden auf.

Wenn Ihnen beim Zuschauen macnche Ecken Berlins bekannt vorkommen, ist das kein Wunder. Gedreht wurde in Weißensee, Bernau und Beiersdorf-Freudenberg.
Bis 6.10., immer mittwochs, 20.15 Uhr jeweils eine Doppelfolge in der ARD. Bis März 2022 sind die Folgen in der ARD-Mediathek zu sehen.