Oje, Vonovia will in diesem Jahr keine Neubau-Projekte starten. Werden Berlins Mieten jetzt unbezahlbar?
Vonovia-Vorstand Daniel Riedl warnt vor unbezahlbaren Mietpreissteigerungen.

Aus Kostengründen will Vonovia in diesem Jahr keine Neubau-Projekte starten. Vonovia verfügt nach eigenen Angaben über einen Bestand von rund 550.000 Wohnungen, davon 42.000 in Berlin. Vorstand Daniel Riedl warnte in der Berliner Morgenpost vor unbezahlbaren Mieten.
In Sachen Beliebtheit ist sich die Internet-Gemeinde einig: Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen schneidet bei Mietern am schlechtesten ab. Der Wind könnte sich allerdings jetzt schnell drehen. Wenn Vonovia-Wohnungen knapp werden, weil der Konzern aus Kostengründen nicht mehr baut, wird jeder, der eine Wohnung hat, froh sein, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, auch wenn es sich dabei um ein Vonovia-Objekt handelt.
Hintergrund der Ankündigung könnte auch eine Entwicklung an der Börse sein. Seit Mitte Januar gibt die Aktie merklich nach. Der Kurs des Papiers verbilligte sich gerade wieder um 51 Cent. Investoren erzielen am Aktienmarkt für die Vonovia-Aktie zurzeit noch 25,46 Euro. Und gerade geht es weiter nach unten.
Noch im November hatte Vonovia-Chef Rolf Buch angekündigt, dass der Bochumer Dax-Konzern seine Investitionen in Neubau und energetische Sanierung für 2023 um 40 Prozent auf nur noch 850 Millionen Euro kürzen werde. Nun will Vonovia nur noch laufende Neubau-Projekte fertigstellen und vorerst keine neuen beginnen. „Wir hätten in diesem Jahr schon eine signifikante Zahl von Baustarts zum Beispiel in Berlin oder Dresden gehabt und haben sie nach hinten verschoben – so wie es die meisten Bauträger aktuell tun“, sagte Riedl der WAZ. „Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen.“
Der Neubau jeder dritten Wohnung wird auf Eis gelegt
Laut dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW wird in diesem und im nächsten Jahr der Neubau jeder dritten Wohnung auf Eis gelegt. Daniel Riedl betont, dass Vonovia nicht auf Dauer aus dem Neubaugeschäft aussteigen wolle. „Wir starten zwar in diesem Jahr keinen Neubau. Wir haben aber die Entwicklungsarbeiten nicht eingestellt und streben bei unseren Projekten an, dass wir Baugenehmigungen einholen und letztendlich startbereit sind, wenn die Rahmenbedingungen wieder passen“, sagte der Manager der WAZ.
„Bei Objekten, die wir früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen“, sagt der Vonovia-Vorstand. Diese Mieten seien in weiten Teilen Deutschlands „völlig unrealistisch“. Um den bundesweiten Bedarf von 700.000 Wohnungen zu decken, seien auch Mieten von acht oder neun Euro erforderlich.
Zur Ankurbelung des Wohnungsbaus fordert Riedl klare Förderrichtlinien des Bundes und die Digitalisierung von Bauanträgen. Um den Bau neuer Wohnungen zu beschleunigen, will Vonovia verstärkt auf Fertigelemente setzen. Das Wiener Start-up Gropyus, an dem sich Vonovia beteiligt hat, setzt auf klimaschonendes und nachhaltig erzeugtes Holz.
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Vonovia investiert schwerpunktmäßig in die Instandhaltung, Modernisierung und den seniorenfreundlichen Umbau der Gebäude, mit dem selbsterklärten Ziel, den Kunden ein bezahlbares und komfortables Wohnen zu ermöglichen. Vonovia setzte im vergangenen Geschäftsjahr Waren und Dienstleistungen im Wert von 3,93 Milliarden Euro um. Der Konzern machte dabei unter dem Strich einen Gewinn von 2,64 Milliarden Euro, heißt es bei Ariva.de.