Tonnenweise tote Tiere, es riecht nach Verwesung
UPDATE: Gift-Alarm in der Oder! +++ Polens Regierung schließt Quecksilber als Ursache für Fischsterben aus +++ Erste tote Tiere im Stettiner Haff
Leiter der Wasserschutzbehörde und Chefkontrolleur der Umweltbehörde entlassen

Sie schwimmen kieloben auf dem Wasser, werden an die Ufer geschwemmt. Überall tote Fische, dazu die Wärme: Man riecht schon von Weitem, dass mit der Oder etwas nicht stimmt. Das Naturparadies ist zu einem Giftstrom geworden. Es wird vermutet, dass auf polnischer Seite Quecksilber in das Wasser der Oder geleitet wurde. Schon vor Wochen. Doch Polen hat erst spät reagiert, zu spät. Der Regierungschef Mateusz Morawiecki hat jetzt zwei Verantwortliche entlassen. Dazu haben die polnischen Behörden eine Belohnung von umgerechnet 210.000 Euro für Hinweise auf den Verursacher der Gewässerverschmutzung ausgesetzt.
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Vize-Innenminister Maciej Wasik teilte am Sonnabend mit, „eine Belohnung von einer Million Zloty“ solle dabei helfen, „die Verantwortlichen dieser Umweltkatastrophe zu finden“. „Wir wollen die Schuldigen finden und die Täter des Umweltverbrechens bestrafen, um das es hier wahrscheinlich geht“, betonte Regierungschef Mateusz Morawiecki.
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Morawiecki räumte unterdessen ein, erst am „9. oder 10. August“ informiert worden zu sein, obwohl es bereits Ende Juli erste Hinweise auf eine Gewässerverschmutzung und tote Fische gegeben hatte. „Es ist eindeutig, dass ich zu spät davon erfahren habe. Die betroffenen Behörden hätten mich früher informieren müssen“, sagte Morawiecki vor Journalisten im westpolnischen Gorzow Wielkopolski.
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Die Oder wird Jahre brauchen, um sich wieder zu erholen
Das Ausmaß der Verschmutzung sei „sehr groß, groß genug, um sagen zu können, dass die Oder Jahre brauchen wird, um zu ihrem Naturzustand zurückzufinden“, sagte Morawiecki.
Der Regierungschef hatte am Freitag den Chef der polnischen Wasserschutzbehörde, Przemyslaw Daca, und Michal Mistrzak, den obersten Kontrolleur der Umweltschutzbehörde, entlassen. Letzterem warf er „zu langsames Handeln“ vor.

Polens Regierung und Behörden stehen unter Druck, weil sie zu zögerlich vor dem Fischsterben gewarnt haben. Politiker und Naturschützer bezeichneten die Folgen der Oder-Verschmutzung als Umweltkatastrophe. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Laboranalysen von Proben des Wassers und von toten Fischen dauern an.
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Im Oder-Grenzgebiet in Brandenburg haben unterdessen Hunderte Helfer damit begonnen, tote Tiere einzusammeln. In der Kleinstadt Lebus, nicht weit entfernt von Frankfurt (Oder), hat sich am Ufer durch die Verwesung der Fische unangenehmer Geruch ausgebreitet, schildert ein dpa-Reporter. Es sind auch Vögel zu sehen, die tote Fische wegtragen. Einsatzkräfte in Lebus trugen unter anderem Gummistiefel und Handschuhe. Sie müssen sich vor Kontakt mit dem Wasser und den Fischen schützen.

„Ich rechne mit mehreren Tonnen Fisch, die wir rausholen“, sagt Thomas Rubin für die Kreisverwaltung Märkisch-Oderland. Dort sind auf rund 80 Kilometern Länge etwa 300 Helfer vor allem am Ufer unterwegs. Die Bürgermeisterin der Stadt Schwedt an der Oder, Annekathrin Hoppe (SPD), sagte im RBB-Inforadio, die Helfer seien beim Einsammeln mit Schutzanzügen ausgerüstet. Es sei davon auszugehen, dass dort gesundheitsgefährdende Stoffe für den Menschen vorhanden seien.
Helfer für das Einsammeln der Fische gesucht
Nach dem Einsammeln vieler toter Fische vom Oderufer bei Schwedt (Uckermark) sind die Kadaver nach Angaben der Kreisverwaltung in eine Verbrennungsanlage gebracht worden. Die Fische würden in einer vom Landesumweltamt zugelassenen Anlage entsorgt, sagt die Sprecherin des Kreises, Ramona Fischer. Die Verbrennungsanlage sei in Schwedt auf dem Gelände der Raffinerie PCK.
Ehrenamtliche Einsatzkräfte sammelten am Samstag zwischen Schwedt und Stützkow viele tote Fische ein. Die Aktion soll am Montag weitergehen, wie die Kreis-Sprecherin sagt. In der Uckermark werden dafür noch weitere freiwillige Helfer gesucht.
Untersuchungsdaten zur Vergiftung wird es nächste Woche geben
Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel weist die Oder „sehr stark erhöhte Salzfrachten“ auf. Das sei „absolut atypisch“, sagt der Grünen-Politiker. Vogels Ministerium erklärt, die gemessenen Salzfrachten könnten im Zusammenhang mit dem Fischsterben stehen. „Nach jetzigen Erkenntnissen wird es jedoch nicht ein einziger Faktor sein, der das Fischsterben in der Oder verursacht hat“, heißt es in einer Mitteilung. Der Begriff Salzfrachten bezeichnet im Wasser gelöste Salze.
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Die Ergebnisse seien aber „noch nicht voll aussagefähig und nicht abschließend“. Weitere Untersuchungsdaten soll es in der kommenden Woche geben. Mit Blick auf Quecksilber-Funde sagt Vogel, das werde weiter überprüft. Polens Umweltministerin Anna Moskwa erklärte unterdessen am Sonnabendnachmittag, erhöhte Quecksilberwerte seien nicht die Ursache für das Fischsterben. Dies hätten die ersten toxikologischen Untersuchungsergebnisse von Proben toter Fische ergeben. „Das staatliche Veterinärinstitut hat sieben Arten getestet. Es hat Quecksilber als Ursache für das Fischsterben ausgeschlossen.“ Man warte nun auf die Ergebnisse von Untersuchungen auf andere Schadstoffe.

Das Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern rechnet mit Auswirkungen des Fischsterbens in der Oder auf das Stettiner Haff. Es sei damit zu rechnen, dass die Belastungen die Odermündung nahe Stettin (Polen) abhängig von Wind- und Strömungsverhältnissen bereits am Abend erreichen, schrieb das Ministerium in einer Mitteilung am späten Freitagabend. Am Sonnabend wurden dann auch im Stettiner Haff tote Fische entdeckt, wie das RBB-Inforadio am Nachmittag meldete.
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Das Ministerium von Till Backhaus (SPD) rief daher die Anlieger vorsorglich dazu auf, auf das Fischen in und die Wasserentnahme – unabhängig von der Nutzung – aus dem Gewässer zu verzichten. Die zuständigen Behörden in Mecklenburg-Vorpommern bereiten demnach aktuell Gewässer- und Fischproben vor.