Und das für 3 Polizisten pro Schicht

Noch ein bisschen teurer: 3,5 Millionen Euro für Umbau der Räume für Polizeiwache am Kottbusser Tor

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) erwartet dennoch durch die neue Polizeiwache mehr Sicherheit und weniger Kriminalität am Kottbusser Tor

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Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und SPD-Fraktionschef Raed Saleh im Mai bei einem Ortstermin: Ins NKZ hinter ihnen sollen über der Adalbertstraße Polizisten einziehen.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und SPD-Fraktionschef Raed Saleh im Mai bei einem Ortstermin: Ins NKZ hinter ihnen sollen über der Adalbertstraße Polizisten einziehen.Berliner Kurier/Markus Wächter

Der unaufhaltsame Anstieg der Kosten für die geplante Polizeiwache am Kottbusser Tor ist weitergegangen: 3,5 Millionen Euro soll der Umbau und die Herrichtung der Räume über der Adalbertstraße im Neuen Kreuzberger Zentrum (NKZ) verschlingen, erklärte Innenstaatssekretär Ralf Kleindiek in einem Bericht an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses. 

Im September war noch von 3,2 Millionen Euro die Rede gewesen, 300.000 Euro weniger. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: Die IT-Ausstattung kostet nochmals rund 100.000 Euro, ein kürzlich über zehn Jahre abgeschlossener Mietvertrag für die 200 Quadratmeter umfasst etwas über eine halbe Million Euro Kaltmiete, dazu kommen noch die Nebenkosten. Macht nach Senatsrechnung 4,2 Millionen Euro.

Polizeigewerkschaft bemängelt zu wenige Beamte pro Schicht

Ob das der Sicherheit am Kottbusser Tor hilft, das als einer der Kriminalitätsschwerpunkte Berlins gilt, wird angezweifelt: 20 Polizisten sollen dort von Ende Februar 2023 an insgesamt tätig sein. Bei einem Sieben-Tage-Betrieb rund um die Uhr wird dann aber mit drei ständig anwesenden Beamten gerechnet. Zu wenig, hatte die Gewerkschaft der Polizei moniert und verlangte eine Gesamt-Mannschaftsstärke von mindestens 65.

Sollten jenseits des Anzeigenschreibens Einsätze nötig sein, werden die Frauen und Männer immer noch die Hilfe des Abschnitts 53 benötigen, dessen Nebenstelle sie darstellen. Vom Abschnitt in der Friedrichstraße zum „Kotti“ geht es aber regelmäßig nicht sehr schnell, wenn die Funkwagen die gut mehr als 2,5 Kilometer zurücklegen müssen.

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Eine gebrauchte Spritze auf einem Hof am Kottbusser Tor. In der Gegend gibt es viel Drogenhandel.
Eine gebrauchte Spritze auf einem Hof am Kottbusser Tor. In der Gegend gibt es viel Drogenhandel.Sabine Gudath

Dort wurden, so hatte der Senat im Februar auf Anfrage der Grünen mitgeteilt, zwischen Mai und Dezember des vergangenen Jahres 65 Raubtaten verübt, 179 Körperverletzungen registriert, 31 Fahrräder geklaut, 277 Mal griffen Taschendiebe zu. 144 Mal wurde der Polizei Drogenhandel bekannt, zweimal ging es um Leben und Tod, zweimal wurde ein Sexualdelikt angezeigt. Insgesamt zählten die Beamten 1322 Delikte, mehr als fünf pro Tag. Bei 552 Schwerpunkteinsätzen gegen die Kriminalität jenseits des Streifen- und Kontaktbereichsdienste fielen fast 25.000 Dienststunden an.

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Rund um den 1. Mai 2022 gab es auch Protest gegen die geplante Polizeiwache.
Rund um den 1. Mai 2022 gab es auch Protest gegen die geplante Polizeiwache.dpa/Christoph Soeder

Bürgermeisterin sieht „Ängste“ wegen der Polizeiwache

Das Bezirksamt war dennoch nicht glücklich über die Entscheidung für eine Wache im NKZ. Clara Herrmann, grüne Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, hielt den Ort der Wache für ungeeignet, sie würde „Ängste“ hervorrufen. Bewohner und Geschäftsleute wünschten sich eher Kontaktbereichsbeamte.

Der Mieterrat des NKZ behauptete:„ Die gesamte politische und zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit in Kreuzberg lehnt den Standort ab.“

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Die Senatsinnenverwaltung von Iris Spranger (SPD), die das Ziel der Wache seit Amtsantritt verfolgt, hielt dennoch an dem Konzept fest: Der Wachbetrieb werde „eingebettet in eine bereits bestehende, umfassende Sicherheitsarchitektur polizeilicher Maßnahmen“.   Zusätzlich zur „Erhöhung der Sichtbarkeit und Ansprechbarkeit der Polizei für die Bevölkerung“ werde die Wache der Zusammenarbeit der „diversen vor Ort eingesetzten Dienstkräfte“ und der  „Durchführung von repressiven Folgemaßnahmen“. Insgesamt sei sie ein bedeutender Beitrag für mehr Sicherheit für die Bevölkerung am Kottbusser Tor.