Niedlicher Feldhamster-Nachwuchs im Tierpark – und die traurige Geschichte dahinter...
Der Feldhamster ist in weiten Teilen Deutschlands ausgerottet. Der Tierpark trägt dazu bei, die Art zu erhalten.

Aus Berlin in die weite Welt. Na gut, nur Göttingen, aber für sieben junge Feldhamster aus dem Tierpark ist das ganz schön weit weg. Sie sollen in der Gegend ausgewildert werden. Ein Beitrag dafür, dass die Tiere in freier Natur nicht aussterben. Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem. „Wenn wir uns jetzt nicht für den Feldhamster engagieren, wird er sehr wahrscheinlich innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte ausgerottet werden. Und mit ihm womöglich viele andere Arten.“
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Ende Juli waren die kaum einen kleinen Finger langen, blinden und tauben Hamster-Babys von Mutter Helga zur Welt gebracht worden. Sie ist eines der inzwischen elf erwachsenen Tiere, die in der im Mai 2022 eingerichteten Feldhamster-Station im Tierpark leben. Inzwischen ist Helgas Nachwuchs kregel, bepelzt, kann gucken und hören. „Sie wachsen wahnsinnig schnell und gehen schon im Alter von etwa fünf Wochen langsam eigene Wege“, erklärt Tierpark-Kuratorin Maren Siebert.
Im kommenden Frühjahr sollen die Berliner Jung-Hamster nach Niedersachsen umziehen
Voraussichtlich im kommenden Frühjahr werden die sieben Jungtiere, dann etwa so groß wie Meerschweinchen, umziehen und in die Obhut der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz Niedersachsen gegeben. Die AG wird wissenschaftlich begleiten, wie die Feldhamster in freier Wildbahn zurechtkommen.

Die Gegend, in der sie leben sollen, gilt als besonders feldhamsterfreundlich. Dort wird die Klee-Art Luzerne angebaut, Bauern lassen bei der Ernte Getreidestreifen stehen, damit die Feldhamster Nahrung und Deckung finden. Dafür erhalten die Landwirte Entschädigungszahlungen für Ernteausfälle und Mehraufwand.
Die Zahl der Feldhamster in Deutschland geht stetig zurück
Der Aufwand wird betrieben, weil die Zahl der einst überall gesichteten Hamster deutschlandweit zurückgeht. Aus manchen Gegenden ist er völlig verschwunden, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gehören dazu. Die optimistischste Schätzung geht von 50.000 Feldhamstern in Deutschland aus, es könnten auch nur noch 10.000 sein.
Wissenschaftler beobachten, dass die Würfe freilebender Hamster immer kleiner werden. Die Population wird auch anfälliger, weil Lebensräume durch Straßen und sonstige Bebauung zerrissen werden und der Gen-Pool verarmt.

Niedlich, aber nicht kuschlig: Feldhamster sind knurrige Einzelgänger
Die größte Bedrohung für den Feldhamster (erwachsen ein eher missgelaunter Einzelgänger) ist laut Tierpark aber die intensive Landwirtschaft. Insbesondere der Anbau von Energiepflanzen zulasten von Getreide, die frühe und effektive Ernte sowie der Einsatz von chemischen Mitteln zur Bekämpfung von Nagetieren macht dem wild lebenden Hamster Probleme.
Denn um seinen langen Winterschlaf überstehen zu können, muss das Tier über die Sommermonate zwei bis vier Kilogramm Getreidekörner und andere Samen als Vorrat in seinem unterirdischem Bau anlegen – auf intensiv bearbeiteten Ackerflächen ist dies nicht mehr möglich.
Möglich werden soll künftig, dass auch Tierpark-Besucher die Hamsterstation besuchen können, wenn auch nur im Rahmen von Führungen.