Bei dem Unfall kam eine Radfahrerin ums Leben. Busfahrer Andreas H. musste sich nun vor Gericht verantworten.
Bei dem Unfall kam eine Radfahrerin ums Leben. Busfahrer Andreas H. musste sich nun vor Gericht verantworten. Fotos: Pressefoto Wagner, Morris Pudwell

Sie machte alles richtig. Doch ein BVG-Bus erfasste Radfahrerin Kim D. (35), überrollte sie. Der Mann, der am Steuer des Busses der Linie 265 saß: Andreas H. (64). Fing 2014 als BVG-Busfahrer an. Machte seinen Job jahrelang gut. Doch dann der verhängnisvolle Fehler mit schrecklichen Folgen: Weil er nicht blinkte und nicht in den Spiegel sah, starb die junge Frau unter dem zwölf Meter langen Bus.

Wegen fahrlässiger Tötung stand H. und vor dem Verkehrsrichter. Mit aufrichtiger Reue: „Ist kaum in Worte zu fassen, wie leid es mir tut.“ Er schäme sich, er wolle der Familie sein Mitgefühl ausdrücken. Er sei nicht mehr Busfahrer sei dem Unfall: „Wenn ich nur einen Bus sehe, schnürt es mir den Hals zu.“

Für Busfahrer Andreas H. ist es die dritte Tour an diesem Tag

Der 19. Januar 2020. Ein Sonntag. Wenig Verkehr auf den Straßen. H. im 265er ist in Johannisthal unterwegs. Gegen 12.16 Uhr will er vom Groß-Berliner-Damm rechts in die Pilotenstraße abbiegen. Es ist für ihn die dritte Tour an dem Tag. Andreas H.: „Ich kenne die Strecke. Die Pilotenstraße ist eng.“ Man müsse mit einem großen Bus zirkeln – „wenig Platz wegen parkender Autos links und rechts“. Sein „Citaro“-Bus allerdings war bereits modern ausgestattet: Ein Abbiege-Assistenzsystem. Es wird aktiviert, wenn der Blinker gesetzt wird. Die Technik: Ein Monitor zeigt dem Busfahrer, was auf der rechten Seite des Fahrzeugs passiert.

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Andreas H. gestand nun: „Wahrscheinlich habe ich nicht geblinkt, denn das Assistenzsystem ist nicht angesprungen.“ Es sei nicht defekt gewesen: „Der Monitor wird morgens bei der Übernahme getestet, er funktionierte auch.“ Doch noch einen Fehler machte H.: Hätte er in den Außenspiegel geschaut, wäre ihm die Radfahrerin aufgefallen. Ein Gutachter: „Ab 7 Sekunden vor der Kollision.“

Kim D. rollte in den Kreuzungsbereich. Sie wollte nicht abbiegen, war dennoch ganz langsam geworden. Im Bus sahen Fahrgäste das Drama kommen. Ein Elektroniker (31): „Der Bus bog ab und stieß sie um. Wir haben sie überrollt.“ Eine Studentin (23): „Ich sah, wie die Frau nach unten gezogen wurde.“ Fahrrad und Bus kollidierten hinter der Vorderachse des Busses. Für Kim D. kam jede Hilfe zu spät. Der Richter: „Ein Augenblicksversagen.“ H. habe den Blinker nicht gesetzt, den Assistenzmonitor deshalb nicht aktiviert. Allerdings gebe es „intelligentere Systeme“. H. habe zudem nicht in den Außenspielgel gesehen. Der heutige Rentner soll wegen fahrlässiger Tötung 4000 Euro Strafe zahlen.