Eine junge Frau fährt mit bunten Luftballons  auf ihrem Fahrrad durch Berlin.
Eine junge Frau fährt mit bunten Luftballons  auf ihrem Fahrrad durch Berlin. Foto: imago images/Jürgen Ritter

In Berlin ist 2020 der Fahrradverkehr deutlich gestiegen. Das zeigt eine erste Bilanz für das Corona-Jahr aufgrund von Rohdaten der Zählstellen des Senats. Danach hat die Zahl der Radfahrer, die an den Messpunkten erfasst wurden, im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um 14,8 oder 22,4 Prozent zugenommen – je nachdem, welche Daten herangezogen werden. 2019 waren dagegen 15,6 Prozent weniger Fahrräder gezählt worden als im Jahr davor. „Unabhängig davon, für welche Kalkulation man sich entscheidet und was die weitere Auswertung ergibt: 2020 ist die Bedeutung des Radverkehrs gestiegen“, sagte Constanze Siedenburg aus der Senatsverkehrsverwaltung.

Spitzenreiter mit dem stärksten Radverkehr war auch im vergangenen Jahr die Jannowitzbrücke in Mitte. Dort schlugen die Messsensoren mehr als 3,1 Millionen Mal an – ein Zuwachs um 5,3 Prozent. Auf Platz zwei folgt die Berliner Straße in Pankow, wo die Zahl der Radfahrer auf über 2,3 Millionen stieg – ein Plus von 17,4 Prozent. Auf dem Maybachufer in Kreuzberg fuhren fast 1,9 Millionen Radler an den Zählstellen vorbei – drei Prozent mehr als im Jahr davor.

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Prozentual besonders hoch waren die Zuwächse auf dem Schwedter Steg in Prenzlauer Berg (25,5 Prozent) und der Frankfurter Allee (24,6 Prozent). Auf der Ausfallstraße in Friedrichshain wurden im vergangenen Jahr Radfahrstreifen abgetrennt, auf der Nordseite in Form eines Pop-up-Radwegs. „Wer Radwege sät, wird Radverkehr ernten“, davon ist Felix Weisbrich, Chef des Straßen- und Grünflächenamts im Bezirk, überzeugt.

Doch auch außerhalb der Innenstadt waren mehr Radfahrer unterwegs. In der Markstraße in Reinickendorf betrug der Anstieg 24,9 Prozent, in der Alberichstraße in Biesdorf 22,2 Prozent.

An 17 Orten im Berliner Straßennetz zählen automatische Messstellen den Radverkehr. Auf der Oberbaumbrücke in Friedrichshain-Kreuzberg war die Technik allerdings im vergangenen Jahr außer Betrieb, sie konnte keine Daten liefern. Die verbleibenden Messstellen zählten 20,7 Millionen Radfahrer – 22,4 Prozent mehr als im Jahr davor.

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Zu bedenken ist auch, dass in zwei Straßen, die ebenfalls Teil des Messnetzes sind, 2019 gebaut wurde. In der Invalidenstraße in Mitte und der Yorckstraße in Kreuzberg wurden Fahrräder monatelang an den Messpunkten vorbeigeleitet und nicht erfasst. Nimmt man auch die dortigen Zählergebnisse aus dem Vergleich heraus, beläuft sich der Gesamtberliner Zuwachs auf 14,8 Prozent.

„Endgültige, validierte Zahlen werden vorliegen, wenn der Jahresbericht der Radzählstellen fertiggestellt ist“, sagte Constanze Siedenburg. „In ihm werden Messschwankungen, die auf Baustellen zurückgehen, berücksichtigt.“ Der tatsächliche Wert werde zwischen den beiden Zahlen liegen.

Der jüngste Mobilitätsreport des Wissenschaftszentrums Berlin und von Infas zeigt dagegen einen anderen Trend. Corona habe das Arbeitsleben und die Mobilität verändert. Doch davon profitiere vor allem das Auto, heißt es dort. Dagegen spiele das Fahrrad bundesweit weiterhin nur eine Nebenrolle. Betrug sein Anteil an den zurückgelegten Wegen im Oktober 2019 zehn Prozent, waren es im vergangenen Oktober neun Prozent.