Neuer Nachtzug Berlin–Amsterdam–Brüssel–Antwerpen gestartet
Wird das der kurze Weg nach London? In Brüssel haben Reisende aus Berlin Anschluss an den Eurostar nach Großbritannien.

Für 89 Euro im Schlafanzug nach Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen und Brüssel? Das neue Angebot des Nachtzugs European Sleeper ist seit dem Abend des 25. Mai auf der Schiene. Die Nachfrage nach teureren Schlafwagentickets ist besonders groß.
Nachtzugreisen durch Europa sind im Trend
Kein Wunder, ausgestreckt auf einer Liege mit Kissen und Decke eingekuschelt, lässt es sich besonders angenehm durch Europa reisen. Zwar kostet die komfortabelste Variante im neuen European Sleeper, eines belgisch-niederländischen Anbieters, auch am meisten, doch viele Passagiere sind offenbar bereit, etwas mehr zu zahlen als die 89 Euro für einen Platz im Sitzabteil. Liegeplätze im European Sleeper kosten ab 129 Euro.
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Kurz vor der ersten Fahrt hat Chris Engelsman, einer der Gründer und Geschäftsführer, eine erste Bilanz gezogen. „Wir sind zufrieden“, sagte er der Berliner Zeitung. „In den ersten Tagen ist der Zug praktisch ausverkauft.“
„Der Schlafwagen scheint die beliebteste Komfortklasse zu sein, aber auch Liegewagen sind gut gebucht“, berichtete Engelsman der Zeitung.

Allerdings ist es schwer, gebrauchte Schlafwagen auf dem Markt zu kaufen. Der Start des neuen Nachtzugs hatte sich deswegen auch immer wieder verzögert. Bis die privaten Anbieter die Flotte aus Wagen zusammenhatten, dauerte es.
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Der Mangel zeige sich auch an der Zugkomposition des European Sleeper, so die Berliner Zeitung. „Unser Zug besteht aus acht bis zehn Wagen, je nach Bedarf“, erklärt Chris Engelsman. Dazu gehörten ein oder zwei Sitzwagen, fünf bis sieben Liegewagen mit Vierer- und Sechserabteilen – und nur ein Schlafwagen, dessen Abteile Platz für jeweils drei Fahrgäste haben.
Beim European Sleeper gehören Lok und Wagen unterschiedlichen Unternehmen, der Großteil ist Eigentum der Gesellschaft für Fahrzeugtechnik in Crailsheim. Auch für den Betrieb des Zuges hat European Sleeper Partner gewonnen. „Wir arbeiten mit verschiedenen Subunternehmen zusammen“, hieß es in der Berliner Zeitung.

„Wir erwarten auf jeden Fall ein profitables Geschäft“, so der Geschäftsführer. „Möglicherweise nicht direkt vom Start weg, aber die Nachfrageprognose ist positiv.“ Bei der ersten Fahrt nach Berlin, die am 26. Mai in Brüssel beginnt, sind demnach nur noch Plätze im Sitzwagen im Angebot.
Der neue private Nachtzug soll dienstags, donnerstags und sonnabends in Berlin starten. Für die Gegenrichtung sieht der Fahrplan für montags, mittwochs und freitags Abfahrten in Brüssel vor. Wer sich über die genauen Fahrzeiten informieren möchte, hat es allerdings nicht leicht. Zumindest bislang ist der European Sleeper in der Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn (DB) nicht verzeichnet. Auf der Webseite des European Sleeper findet man aber schnell alle Verbindungen.
Achtung! „Unser Standard-Abfahrtsbahnhof in Berlin ist Hauptbahnhof (Stadtbahn). Aufgrund von Gleisarbeiten werden wir in den ersten Wochen jedoch regelmäßig von Gesundbrunnen abfahren“, sagt Chris Engelsman.
Auch neu: Nachts nach Stockholm
Auch eine erst kürzlich gestartete neue Nachtverbindung zwischen Berlin und Stockholm der Schwedischen Bahn neben dem Zug des privaten Anbieters Snälltåget erfreut sich großer Beliebtheit.
Und es könnten schon bald weitere Verbindungen hinzukommen: Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wollen ihre Nightjets ab Dezember 2023 täglich zwischen Berlin und Paris/Brüssel fahren lassen. Das polnische Unternehmen PKP Intercity plant ebenfalls zu Ende 2023 eine Nachtverbindung zwischen Berlin, Krakau und Przemysl. Der Nightjet Berlin–Wien fährt dann über Prag und nicht mehr über Breslau.